Scheune wird wieder aufgebaut
Heimatverein rettet Juwel der Zimmermannskunst
Lahr-Kippenheimweiler (sih). In Kippenheimweiler werden Ideen in Taten umgesetzt. Der Verein für Heimatpflege und Ortsgeschichte Kippenheimweiler hat ein neues Herzensprojekt: Die 220 Jahre alte Scheune in der Wylerter Hauptstraße wird neben der Kaiserswaldhalle originalgetreu wieder aufgebaut.
Das Gebäude der Familie Stadick, das sich noch im ursprünglichen Zustand befand und somit eine absolute Rarität darstellte, sollte abgerissen werden. Dies wollten Stephan Hurst und Edgar Kern vom Ortsverein nicht einfach hinnehmen. Nachdem Familie Stadick bereit war, das Kulturgut dem Heimatverein zu vermachen, schafften Edgar Kern und Stephan Hurst, was keiner zu hoffen wagte: Sie überzeugten die Vorstände des Vereins für Heimatpflege, die Regionalstiftung der Sparkasse Offenburg/Ortenau sowie Tilman Petters, Baubürgermeister der Stadt Lahr, und auch Guido Schöneboom, erster Bürgermeister der Stadt Lahr, bei der Rettung der alten Wylerter Scheune mitzuwirken. Nun war nicht nur die Finanzierung des ungewöhnlichen Vorhabens gesichert, sondern auch die Eigenleistung der Fördervereinsmitglieder. Ohne diese, wäre das Vorhaben nicht möglich gewesen.
Maßgeblich für die Entschlossenheit, die alte Scheune zu retten, war die bauliche Einschätzung durch die Kippenheimer Zimmerei Nowack. Die Zimmermänner waren fasziniert vom guten Zustand des Gebäudes und der aufwändigen Bauweise. Die Begeisterung für das Projekt wuchs, da sich wunderbare Details in einer fachmännischen Konstruktion herausstellten: So zum Beispiel das Fachwerk aus Eichenholz, die liebevoll gestalteten Verstrebungen und die mit Holzstäben gesicherten Fenster. „Ein Juwel der Zimmermannskunst“, da waren sich die Fachleute aus Kippenheim einig. Bemerkenswert fanden sie auch die noch sichtbaren Einkerbungen in den Eichenbalken der damaligen Zimmermänner. "Die Markierungen bestimmten die Stelle des Balkens, wo er beim Aufbau eingefügt werden sollte", erklärten die Zimmermänner.
Der nächste Schritt bestand im professionellen Abbau des Fachwerkgebäudes. Die Männer des Fördervereins haben hierfür 250 Stunden Arbeit investiert. Sie haben die Pläne und den Entwurf für Abbau und Wiederaufbau selbst entwickelt, alle Teile des Gebäudes genauestens für den Aufbau fotografiert, skizziert, farblich markiert und nummeriert. Alle großen und kleinen Teile werden wiederverwendet. So auch das Lehm- und Strohgeflecht des Fachweres. Es wurde abgetragen, in Fässern gelagert, und wird, mit Wasser vermischt, zum Wiederaufbau reaktiviert. Das 220 Jahre alte Lehm- und Strohgemisch wird so auch noch in Zukunft das Gebäude umsäumen. Nachdem das Grundstück auf der Dorfwiese vermessen, ins Grundbuch eingetragen und der Bauantrag genehmigt sein wird, kann mit dem Aufbau vermutlich Anfang 2019 begonnen werden.
Der künftige Standort auf der Wiese neben der Kaiserswaldhalle kommt dem ganzen Dorf zugute, da sind sich die Vorstände des Ortsvereins einig. So bietet die Anbindung an die Halle Strom, Wasser und sanitäre Anlagen. Ideal also für ein Sommernachtskino, ein Freilufttheater oder Empfänge. Bis Mitte des nächsten Jahres soll der Wiederaufbau beendet sein, und bis dahin werden die Handwerker des Vereins weiterhin von den Kippenheimweilern unterstützt. Die anfänglichen kritischen Stimmen sind gewichen. Die Dorfgemeinschaft unterstützt ihren Heimatverein mit Vespern, Getränken, viel helfenden Händen und wachsender Anerkennung und Respekt.
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