Fünftklässler am Gymnasium haben ein Jahr länger
G9 kehrt zurück
Lahr Wenn am 9. September die Sommerferien enden, beginnt für die Gymnasien in Baden-Württemberg eine neue Ära. Ab dem Schuljahr 2024/25 hat das Land flächendeckend G9 eingeführt. Bislang mussten die Kinder das Abitur nach acht Jahren ablegen, nun haben sie wieder neun Jahre dafür Zeit. "Der Gedanke ist gut", ist sich Antje Bohnsack, Schulleiterin des Scheffel-Gymnasiums in Lahr sicher. "Bereits als ich vor meiner Zeit am Scheffel-Gymnasium als Evaluatorin im Kultusministerium tätig war, hat sich gezeigt, dass die Eltern G8 nicht wünschen."
Der Grund sei einfach: Die Kinder seien durch die Verkürzung um ein Jahr in ein enges Korsett gepresst worden. "Wir haben in G8 häufig Nachmittagsunterricht", beschreibt sie den Ist-Zustand. Da bleibe wenig Zeit für Arbeitsgruppen an der Schule, Vereine in der Freizeit oder einfach das Treffen mit Freunden. "Wir hoffen, dass wir in Zukunft nicht mehr nur am Freitagnachmittag unsere AGs anbieten können", so die Schulleiterin.
Die Fünftklässler würden zunächst nach dem bestehenden Stundenplan unterrichtet, denn es stünden zwar die Inhalte fest, aber noch nicht, wie diese in der Praxis umgesetzt werden sollen. "Mitte September startet die Anhörungsphase, die neuen Regeln sollen im Januar und Februar feststehen", beschreibt Antje Bohnsack den Stand der Dinge.
"Es soll eine Stärkung der Basisfächer Deutsch, Mathematik und Englisch in der Unterstufe erfolgen. Da der Stundenplan für alle Gymnasien in Baden-Württemberg gleich sein soll, ist ein Schulwechsel leichter möglich", so Bohnsack. Auch der Bereich Naturwissenschaften und Informatik solle gestärkt werden. "Wir können dann Lernen mit Erfahrung verbinden", freut sich die Schulleiterin über die Möglichkeit der Vertiefung des Stoffs. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Demokratiestärkung. Dabei würden nicht nur die Gemeinschaftskundestunden erhöht, Demokratie solle auch praktisch etwa mit Besuchen im Landtag erfahrbar werden.
Ausgebaut werden solle die Berufsorientierung im Bereich Wirtschaft. "Viele verlassen derzeit das Gymnasium und haben keine Vorstellung, was sie beruflich werden sollen", fasst Bohnsack ihre Erfahrungen zusammen.
Mehr Zeit für Mentoring
Um die Kinder in ihren schulischen Zielen besser beraten zu können, solle das individuelle Mentoring durch mehr Klassenlehrerstunden ausgebaut werden. Doch es gebe weitere Probleme: "Pro Jahrgang werden mindestens 30 Stunden mehr anfallen", stellt Bohnsack mit Blick auf einen möglichen Personalmangel fest. Und auch die Frage, ob die Zahl der Räume – zum Beispiel die Fachräume – ausreicht, sei noch ungeklärt.
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