Am 31. Dezember 2024
Inge Auerbacher feiert ihren 90. Geburtstag

Auf dem Foto ist Inge Auerbach 2005 im Gespräch mit Schülern der Offenburger Realschule zu sehen. | Foto: Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e. V.
  • Auf dem Foto ist Inge Auerbach 2005 im Gespräch mit Schülern der Offenburger Realschule zu sehen.
  • Foto: Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e. V.
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Kippenheim (st) Am 31. Dezember 2024 feiert die Kippenheimer Ehrenbürgerin Inge Auerbacher ihren 90. Geburtstag. Seit Jahrzehnten engagiert sie sich unermüdlich und mit beachtlichem Erfolg für Aussöhnung, Toleranz und Frieden, schreiben Bernd Rottenecker und Jürgen Stude vom Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e. V. in einer Pressemitteilung.

Als letztes jüdisches Kind in Kippenheim in der Poststraße 20 wurde Inge Auerbacher am 31. Dezember 1934 geboren, unweit der Synagoge. Ihre ersten Lebensjahre verbrachte sie im Hause ihrer Eltern, dem Textilhändler Berthold Auerbacher und dessen Ehefrau Regina. Am 11. November 1938 wurde ihr Vater, der im ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden war, zusammen mit anderen jüdischen Männern des Ortes mehrere Wochen im KZ-Dachau inhaftiert. Danach betrieb die Familie die Auswanderung, verkaufte das Haus in Kippenheim und zog Anfang 1939 zu den Großeltern nach Jebenhausen bei Göppingen. Es gelang der Familie nicht, Deutschland rechtzeitig zu verlassen. Am 24. August 1942 wurde Inge mit ihren Eltern und vielen württembergischen Juden in die Sammelhalle am Stuttgarter Killesberg gebracht und von dort in das KZ-Theresienstadt deportiert.
In ihrer 1992 erschienenen Autobiographie „Ich bin ein Stern“ berichtet Inge Auerbacher aus der Perspektive eines Kindes von ihrer Leidenszeit in Theresienstadt: dem allgegenwärtigen Hunger, den grassierenden Seuchen und Krankheiten, den quälenden Flöhen und Läusen - und vor allen von der ständigen Todesangst, beim nächsten Transport nach Auschwitz dabei zu sein. „Ich bin ein Stern“ wurde in mehrere Sprachen übersetzt.

Rede im Bundestag

Am 8. Mai 1945 befreiten russische Truppen das KZ-Theresienstadt und 1946 emigrierte die Familie Auerbacher in die USA. 13 Familienangehörige hat Inge Auerbacher in den Todeslagern der Nazis verloren. Trotz der unvorstellbaren Tragödien und traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit in Deutschland, gelang es ihr, die Verbitterung in ihrem Herzen aufzubrechen und einer wichtigen Berufung zu folgen: Sie wurde Botschafterin der Aussöhnung, der Toleranz und des Friedens. Unermüdlich reist sie innerhalb der USA, in ihre alte Heimat, das schwäbische Jebenhausen oder Kippenheim und nach Tschechien oder Polen. Überall begegnet sie Schulklassen, Jugendgruppen, Verbänden und kirchlichen Gruppen und berichtete in Vorträgen aus ihrem Leben. Sie blickt nicht nur zurück nach Theresienstadt, sie erzählt auch von ihrer Vision von einer Welt ohne Hass, Gewalt und Intoleranz.
Ein besonderer Höhepunkt in ihrem Leben war die Einladung am 27. Oktober 2021 anlässlich des nationalen Holocaust-Gedenktages im Deutschen Bundestag die Gedenkrede zu halten. Im Anschluss daran besuchte Inge Auerbacher ihr Heimatdorf Kippenheim. Dort erwartete sie in der Gedenkstätte „Ehemalige Synagoge Kippenheim“ ein besonderes Theaterstück. Die Schüler der Theater-AG des Max-Planck-Gymnasiums Lahr hatten ihr Buch „Ich bin ein Stern“ gelesen und gemeinsam mit der Kompositions-AG des Clara-Schumacher-Gymnasiums Lahr das Theaterstück „Sterne in der Finsternis“ entwickelt. In Anerkennung ihres herausragenden Engagements wurde Inge Auerbacher eine weitere hohe Ehrung zuteil. Der Gemeinderat von Kippenheim beschloss mit großer Mehrheit, sie zur Ehrenbürgerin zu ernennen. Mit stehenden Ovationen überreichte Bürgermeister Gutbrod der sichtlich bewegten Inge Auerbacher in der Ehemaligen Synagoge die Urkunde. Strahlend mit großer Freude verkündete sie: „Jetzt bin ich auch offiziell eine echte Kippenerin.“

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