"Das Kippenheimer Lied" wurde von Karl Kopp herausgegeben
Ein Buch über das dunkelste Kapitel einer Volksschule

Bürgermeister-Stellvertreter Dieter Kirschbaum, Bürgermeister Matthias Gutbrod, Karl Kopp und Jürgen Stude bei der Buchvorstellung in Kippenheim (von links) | Foto: Sandra Decoux-Kone
  • Bürgermeister-Stellvertreter Dieter Kirschbaum, Bürgermeister Matthias Gutbrod, Karl Kopp und Jürgen Stude bei der Buchvorstellung in Kippenheim (von links)
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Kippenheim (sdk). „Das Kippenheimer Lied“ heißt der Titel des Buches, das Karl Kopp zusammen mit dem Förderverein „Ehemalige Synagoge Kippenheim“ herausgegeben hat. Das Buch behandelt auf 155 Seiten die badische Volksschule Kippenheim und ihre israelitischen Kinder, deren Schicksale exemplarisch für das Schicksal von Millionen Menschen während der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte stehen. Karl Kopp, früherer Rektor der Grund- und Werkrealschule Kippenheim, widmet seine schriftstellerische Arbeit allen jüdischen Kindern Kippenheims, insbesondere Hedy Epstein, Inge Auerbacher und Kurt S. Maier, die eng mit ihm und der Schule verbunden sind beziehungsweise waren.

Als Kenner der Geschichte des badischen Schulwesens und der jüdischen Lokalgeschichte ist Karl Kopp prädestiniert, darüber zu forschen, betonte der Vorsitzende des Fördervereins Jürgen Stude, der mit dem Autor gemeinsam das Buch in der ehemaligen Synagoge vorstellte. Es ist über den Förderverein zu erwerben. Als ein Verein, der sich die Erinnerung an das jüdische Leben zur Aufgabe gemacht hat, ist das Erscheinen des Buches ein wichtiger Beitrag dazu, so Jürgen Stude.
Akribisch hat Karl Kopp Schülerlisten mit 218 Namen erstellt, um all jene, die ausgelöscht werden sollten, namentlich in Erinnerung zu rufen. Erstaunlich ist auch die Fülle an Quellenmaterial, die der Autor finden und auswerten konnte, von der jüdischen Heimatgeschichte bis hin zur Kommunal- und allgemeinen Politik.

Ein Kapitel thematisiert das Kippenheimer Lied, das zu vielen Anlässen, besonders gerne bei Schulfeiern gesungen und in dessen achter Strophe das friedliche Zusammenleben der Dorfgemeinschaft beschworen wurde: „Friede herrscht in der Gemeinde, wenn das Schimpfen fertig ist, im gemütlichen Vereine leben alle, Jud und Christ." Es war die Schöpfung von Pfarrer Wilhelm Kurz, der den Text zu einer Klostermelodie verfasste. Mit Begeisterung pflegte auch der israelitische Lehrer Hermann Zimmern das Lied. Über die Schule wurde es ins Dorf getragen und schließlich vom evangelischen Pfarrer später vor dem Vergessen bewahrt.

Karl Kopp, Jahrgang 1936, war von 1994 bis 2001 Rektor der Schule Kippenheim. Der Krieg, aus dem der Vater nicht mehr heimkehrte, und der allgegenwärtige Nationalsozialismus prägten seine Kindheit. Wie so viele andere erfuhr er nur Bruchstücke von den Verbrechen des Regimes. Auch der Geschichtsunterricht in der Nachkriegszeit wich dem Thema aus. Während seiner Lehrer- und Schulleiterzeit galt es für ihn umso mehr, der aus der deutschen Geschichte erwachsenden Verantwortung gerecht zu werden. Seine letzten Dienstjahre in Kippenheim führten ihn zu einer neuen Auseinandersetzung mit der jüdischen Vergangenheit: Die unvergessliche Begegnung von Zeitzeugen und der Fund einer von 1886 bis 1956 reichenden Schülerliste führten schließlich auf den Weg zum Buch.

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