Heino Bullwinkel: Einer, der Menschen gerne zusammenbringt

Heino Bullwinkel hat in seinem Ruhestand die Liebe zur Bürgerstiftung Kehl entdeckt und setzt seine Talente für sie ein.  | Foto: Foto: Michael Bode
  • Heino Bullwinkel hat in seinem Ruhestand die Liebe zur Bürgerstiftung Kehl entdeckt und setzt seine Talente für sie ein.
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Kehl. Wenn Heino Bullwinkel einen Raum betritt, dann füllt er ihn mit seinem Wesen aus. Der
gebürtige Norddeutsche feiert in Kürze seinen 74. Geburtstag und ist der
geborene Netzwerker. 20 Jahre war er Personalchef  bei den Badischen
Stahlwerken, 13 Jahre – bis zu seinem Ruhestand – leitete er den
Technologiepark Offenburg, jenes Projekt, das schon für einige
erfolgreiche Unternehmen Startpunkt war.

„Ich wurde in Henmoor im Kreis Cuxhaven geboren“, erzählt er. Als Badener würde ihn wohl kaum
jemand sehen, obwohl er schon seit 1969 im Südwesten Deutschlands lebt.
Sein Dialekt, den er all die Jahre nicht verloren hat, entlarvt ihn als
Kind der „Waterkant“.

Der Grund, warum es ihn als „Migrant von der Nordseeküste nach Kehl“ verschlug, ist einfach: „Liebe und Arbeit“,
sagt er schmunzelnd. Seine Frau, die er in Hamburg über den Publizisten
Alfred Grosser kennenlernte, ist Französin und war Professorin an der
Marc-Bloch-Universität in Straßburg. Da war Kehl ein idealer Standort,
um sich niederzulassen. „In meinem Leben gab es immer Spannungsfelder“,
so Bullwinkel rückblickend. „Deutsch-französisch,
evangelisch-katholisch, Privatwirtschaft und öffentlicher Dienst.“

Als er nach Kehl zog, gab es noch einen Schlagbaum an der Grenze. „Wenn
meine Frau Kaffee aus Straßburg mitbrachte, wurde sie gefragt, ob sie
Genussmittel zu verzollen hat“, erzählt Bullwinkel. „In Kehl haderten
damals viele noch mit der Besatzung der Stadt durch die Franzosen. Für
mich als Außenstehenden war das eine völlig neue Sicht. Ich hatte immer
gedacht, Deutschland habe Frankreich im zweiten Weltkrieg besetzt“, sagt
er nicht ohne Ironie.

Diese Zeiten sind lange vorbei: „Heute leben in Kehl 3000 Franzosen und ein Sizilianer ist Oberbürgermeister“,
stellt Bullwinkel mit verschmitzten Lächeln fest. „Jetzt ist Kehl meine
Stadt geworden.“

Denn eine Offenheit im Denken und Handeln bestimmte sein ganzes Leben. Deshalb genoss er die Jahre als
Personalchef bei den Badischen Stahlwerken, wo Heino Bullwinkel viel
gestalten konnte, ebenso wie seine Tätigkeit für die Technologieschmiede
in Offenburg. Oder die Zeit als er in Hamburg ein Studentenwohnheim
leitete.

Und heute? Ein Mann mit so viel Energie sitzt doch nicht zu Hause und dreht Däumchen? „Ich habe nach wie vor viele Aktivitäten
außerhalb, aber in Kehl finde ich fast zu etwas wie meinen Wurzeln“, so
Bullwinkel. So blieb er all die Jahre dem Tennisclub in Goldscheuer
treu. Seiner Liebe zu gutem Wein und Essen frönt er in den
Zusammenkünften der Ortenauer Weinbruderschaft, die Winfried Köninger,
ehemaliger Leiter des Weinguts Schloss Ortenberg, ins Leben gerufen hat.
Nach wie vor trifft er sich mit ehemaligen Stahlwerkskollegen und
pflegt ein Netzwerk mit den ehemaligen Kollegen der Technologiezentren
in Baden-Württemberg. „So bleiben wir auf der Höhe der Zeit“, bemerkt er
trocken.

Einen besonderen Stellenwert in seinem Leben hat das Engagement für die Bürgerstiftung Kehl. „Sie wurde 2006 gegründet und
meine Frau und ich wurden 2008 Stifter“, erzählt Heino Bullwinkel. „Wenn
in so einer Ehe zwei Leute Rente beziehen, dann kann man der Stadt, die
einem gefällt, auch etwas zurückgeben“, beschreibt er die Motivation.

Die Idee einer Bürgerstiftung fand er schon interessant, als in Offenburg
der damalige Oberbürgermeister Wolfgang Bruder die Andreas-Stiftung
wiederbelebte. An der Kehler gefällt ihm besonders: „Dass sie keine
Bürgermeisterstiftung ist, anders als in vielen anderen Städten.“ Hier
würde der Vorstand der Bürgerstiftung entscheiden, der OB hielte sich
zurück. „Wir haben nicht umsonst 145 Stifter und rund 1,6 Millionen Euro
Kapital“, stellt Bullwinkel zufrieden fest. Sein Part: Die Menschen
zusammenzubringen. Deshalb liegen ihm Aktionen wie der Stifterwein, den
er mit ins Leben rief, oder das jährliche Benefizkonzert so am Herzen.
„Ich bin froh, wenn ich etwas initiieren oder jemandem Mut machen kann,
seine eigenen Ideen zu verwirklichen“, erklärt Heino Bullwinkel. Und es
deprimiere ihn, wenn andere dies dann nur als Konkurrenz sehen würden.

Und trotz seiner vielseitigen Interessen bleibt für die Enkelkinder immer
Zeit. „Es ist eine Freude zu sehen, wie sie sich entwickeln. Wie schnell
sie etwas verstehen und wie lange ich dafür brauche.“

Autor: Anne-Marie Glaser

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