Ruth Dilles ist Schauspielerin, Regisseurin und Sängerin
Den Traum vom Theater wahr gemacht
Kehl. Ruth Dilles ist Theaterfrau durch und durch. Die 55-Jährige sammelte schon im
Kindergarten ihre ersten Erfahrungen mit den Brettern, die die Welt
bedeuten. „Ich habe mir immer Szenen überlegt, eine Bühne eingerichtet
und die anderen Kinder dazu gebracht, mitzumachen“, erzählt sie mit
einem Lächeln. Schon damals zeigte sich, Ruth Dilles ist nicht nur
Schauspielerin, sie führt auch gerne Regie und sorgt selbst für ihre
Drehbücher. So wie heute, da sie nicht nur als Schauspielerin und
Sängerin agiert, sondern auch die künstlerische Leitung des „Theater der
2 Ufer“ in Kehl inne hat und mit Begeisterung Regie führt.
Geboren wurde sie in Offenburg, wo sie auch die Schule besuchte, und sich eine
Weile ausprobierte. Erst mit Ende 20 beschloss sie, ihren Traum vom
Theater wahr werden zu lassen. Sie studierte von 1991 bis 1994 an der
Schauspielschule „KiEW“ in Freiburg bei Andrea Moll. „Trotz meiner
Theaterträume habe ich mit Nüchternheit eine Ausbildung als
Religionspädagogin gemacht, so dass ich nicht mit nichts dastehe“, sagt
sie. Denn nur vom Theater und Schauspiel zu leben, sei ein verdammt
hartes Brot. „Ich passe nicht so leicht in ein Schublädchen“, stellt sie
mit einem verschmitzten Grinsen fest, auf die Frage, wie die
Musikkabarettgruppe „Theo und die Feuerlilien“, 2004 mit dem
Kleinkunstpreis ausgezeichnet, die sie mit ihrem Mann und zwei
Mitstreiterinnen gegründet hatte, mit katholischer Religionspädagogik zusammenpasse.
Erste Erfahrungen sammelte sie am Badischen Staatstheater Karlsruhe und beim Tourneetheater Landgraf. Und obwohl man ihr bescheinigte, sie habe eine Karriere vor sich, da sie ein „Typ“
sei, entschied sie sich für einen anderen Weg. „Ich war da nur ein
Rädchen im Getriebe, da passte ich nicht rein“, so Ruth Dilles. „Ich
will mich ausprobieren, keine große Karriere machen, am liebsten in der
Provinz bleiben.“ Also verlegte sie ihre Aktivitäten in die Ortenau und
engagierte sich in Offenburg in Sachen Theater. In den 90er-Jahren eine
spannende Zeit – denn durch den Abzug der französischen Streitkräfte
wurde das Kasernengelände mitten in der Stadt frei und mit dem „KiK –
Kunst in der Kaserne“ eröffnete sich für die Kreativen der Stadt eine
ungeahnte Spielwiese. „Ich sollte sogar einen eigenen Theaterraum
bekommen, bis uns bewusst wurde, das geht gar nicht – an einem Abend
Theater in einem Raum und Konzerte in einem anderen“, stellt sie fest.
„In dieser Zeit habe ich vornehmlich Theater mit Amateuren gemacht“,
erinnert sie sich. Dann lernte sie ihren Mann, Andreas Dilles, Musiker
und Musiklehrer am Einstein-Gymnasium, kennen. Schnell merkten die
beiden, dass sie auf einer Wellenlänge liegen. Nachdem sie 1997
geheiratet hatten, zog Ruth Dilles nach Kehl. „Eigentlich wollte ich das
Künstlerische vom Menschlichen erst mal trennen“, so Dilles. Es war ihr
wichtig, zunächst „ihr Ding“ zu machen – und das war Kabarett mit
Profis. Sie war Gründerin und Ideengeberin „Der Kapriziösen“, die bis zu
ihrer Trennung in der Ortenauer Kulturszene fest verankert waren.
2002 rief sie „Theo & die Feuerlilien“ ins Leben – mit dabei
Ensemble-Mitglieder des Theaters Freiburg und ihr Mann. „Wir ergänzen
uns super“, sagt sie rückblickend. „Er ist der Musiker, ich bin die
Theaterkreative.“ So entstanden nicht nur fünf hinreißende Revuen mit
den „Feuerlilien“, mit denen sie in ganz Süddeutschland tourten, sondern
auch Inszenierungen mit dem „Theater der 2 Ufer“, das Ruth Dilles seit
siebzehn Jahren leitet. Auch hier macht es die Mischung aus
hauptberuflichen Schauspielern und Amateuren. Im Augenblick arbeitet das
Ensemble, gemeinsam mit dem Straßburger Verein „A livre ouvert“, an der
„Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht. Am 15. Juli ist Premiere,
gespielt wird eine Woche in der Halle der „Alten Rösterei“ im Kehler
Hafen. Dort hat das Ensemble endlich eine feste Bleibe gefunden.
„Je älter ich werde, desto mehr ziehe ich die Regie der Schauspielerei
vor“, stellt Ruth Dilles fest. „Wenn ich Regie führe, dann möchte ich
nicht auf der Bühne stehen.“ Nach wie vor tritt sie in Soloprogrammen
auf, ihr aktuelles heißt: „Schwarzwald is Calling“. Ein wenig spiegelt
sich darin auch eine ihrer Vorlieben wider. „Wenn ich abschalten möchte,
dann gehe ich in den Schwarzwald wandern“, so Dilles.
Autor: Christina Großheim
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