Bürgerstiftung Kehl übergibt nach verheerendem Brand Spende an Familie Körkel
„Wichtig wäre, dass wir endlich aufräumen könnten“
Kehl-Neumühl. Freitag, der 24. Juni, war der Tag, an dem sich für Familie Körkel aus Kehl-Neumühl
alles änderte: Am Nachmittag brach ein Feuer im Stall ihres
Schweinemastbetriebs aus. Obwohl die Feuerwehr Kehl schnell zur Stelle
war, brannten der Schweinestall und die Werkstatt komplett nieder. 500
Tiere fanden den Tod in den Flammen. „Dank der guten Arbeit der
Feuerwehr konnte ein Übergreifen auf die Wohnhäuser verhindert werden“,
sagt Horst Körkel eineinhalb Monate später. Für ihn und seine Eltern ist
das noch immer ein kleines Wunder – ebenso, dass bei dem verheerenden
Feuer kein Mensch zu Schaden kam.
Die Bürgerstiftung Kehl hatte vor vier Wochen – auf Anregung des Maschinenrings Ortenau – ein
Spendenkonto für die Familie eingerichtet. Das Ergebnis des
Spendenaufrufs wurde am gestrigen Dienstag dem Ehepaar Körkel übergeben.
Die stattliche Summe von 9960 Euro ist zusammengekommen. „43 Spenden,
überwiegend aus ihrem beruflichen Umfeld, aber auch von Stiftern, sind
eingegangen“, so Jörg Armbruster, Vorsitzender des Vorstandes der
Bürgerstiftung Kehl. Die Stiftung selbst unterstützt die Brandopfer mit
3000 Euro.
An diesem Tag bekommt die Familie noch mehr finanzielle Unterstützung. Franz Merkenthaler, ehemaliger
Berufsschullehrer von Horst Körkel, hat spontan an seinem 80. Geburtstag
für die Familie gesammelt. In einem roten Sparschwein übergab er am
Dienstag 900 Euro an seinen ehemaligen Schüler. Der hatte sein
Abschlusszeugnis aus dem Jahr 1978 herausgekramt, auf dem Merkenthalers
Name gut zu erkennen ist.
„Im Moment liegt noch alles bei den Versicherungen“, erzählt ein sichtlich bewegter Horst Körkel. „Wir haben
uns noch nicht entschieden, in welche Richtung wir weitermachen
wollen.“ Für den erfahrenen Landwirt stehen schwere Entscheidungen an:
Will er wieder rein auf Schweinemast setzen? Oder baut er aus, was vor
einigen Jahren als kleines Zubrot gedacht war – die regionale
Vermarktung von eigenen Produkten? „Der Markt für Schweinefleisch ist
schwierig“, erklärt Körkel. Er sei längst nicht mehr rentabel. „Wir
haben mit einem mobilen Stall mit Legehennen begonnen und überlegen, ob
wir nicht diese Richtung weiter verfolgen“, so Körkel. Dazu kommt, sein
Nachbar, einst Landwirt wie er, hat mit großem Erfolg einen Golfplatz
etabliert. „Schweine im großen Umfang wie gehabt ist nicht so einfach
mit Blick auf unser Umfeld“, gibt Horst Körkel zu bedenken.
Im Augenblick versucht die Familie mit den Mindereinnahmen über die Runden
zu kommen. Lediglich 65 Muttersauen sind ihnen geblieben. „Da fehlen
Altersklassen dazwischen“, versucht Horst Körkel, einen Einblick in
seine Probleme zu vermitteln. „Wir sparen natürlich auch Geld, weil wir
kein Futter kaufen müssen.“ Die selbstangebaute Ernte an Getreide und
Mais, die verfüttert werden sollten, werden nun verkauft. Auch so kommt
etwas Geld rein. „Gott sei Dank haben wir den Hofladen und einen
Regio-Automaten mit unseren Produkten in Kork“, fasst Körkel zusammen.
Sein größter Wunsch: „Wichtig wäre, dass wir endlich aufräumen könnten
und der Platz, an dem der Stall stand, wieder sauber ist.“ Denn im
Augenblick blickt die Familie noch auf die Überreste ihres ehemaligen
Schweinstalls – eine ständige Erinnerung an den Brand. „Wenn wir bis
Weihnachten wissen, wie es weitergehen soll, dann sind wir weit“, so
Horst Körkel.
Autor: Christina Großheim
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