Wenn Familien alles über den Kopf zu wachsen droht
Ortenau. Der Kontakt zum Deutschen Kinderschutzbund und seinem Angebot der Familienpaten kam
durch die Schule zustande. „Dort wissen sie, dass ich alleinerziehend
mit drei Kindern bin“, erzählt die junge Mutter aus Kehl. Hinzu kommen
gesundheitliche Probleme, die schon zu Krankenhausaufenthalten führten.
Der Vorschlag fiel bei der Kehlerin auf fruchtbaren Boden. „Ich habe
zugegriffen“, sagt sie. Seit eineinhalb Jahren werden sie und ihre
Kinder durch Familienpatin Hilde Wurth-Schell betreut.
„Es läuft super“, sagt die Kehlerin. „Hilde ist vor allen Dingen für meine
zehnjährigen Zwillinge da. Sie hilft bei den Hausaufgaben, unternimmt
mit ihnen etwas oder regelt auch mal Dinge in der Schule.“ Eine große
Erleichterung war für sie, dass die Zwillinge sogar bei der Patin
unterkommen konnten, als die Mutter ins Krankenhaus musste. „Sonst hätte
ich mich gar nicht operieren lassen können“, stellt sie fest. Hilde
Wurth-Schell hat aber auch ein offenes Ohr für die Sorgen der Mutter:
„Manchmal tut es ihr einfach gut, wenn sie mir erzählen kann, was sie
belastet.“
„Alle unsere Familienpaten machen eine Ausbildung in drei Blöcken“, sagt Natalie Hillebrand, Koordinatorin der Familienpaten
beim Deutschen Kindeschutzbund Kreisverband Ortenau in Offenburg. Darin
bekommen die Ehrenamtlichen das Rüstzeug vermittelt, dass sie im Umgang
mit den Familien brauchen. „Außerdem müssen sie ein erweitertes
Führungszeugnis vorlegen“, so Natalie Hillebrand, eine Pflicht für alle
Mitarbeiter des Kinderschutzbundes.
Die Ausbildungskosten übernimmt der Kinderschutzbund genauso wie etwaige Fahrtkosten oder
sonstige Auslagen – natürlich in Rücksprache. Seit 2010 gibt es das
Angebot der Familienpaten. 18 ehrenamtliche Helfer gibt es derzeit, die
die den Bereich Offenburg, Kehl sowie Achern und Oberkirch betreuen. Im
Süden des Ortenaukreises bietet die Caritas ein ähnliches Angebot für
betroffene Familien an.
Doch welche Familien erhalten die Unterstützung von Familienpaten? „Das ist sehr unterschiedlich. Häufig
sind es Alleinerziehende oder Familien mit Migrationshintergrund“,
berichtet Natalie Hillebrand. Ganz klar ist: Ein Familienpate hilft
nicht im Haushalt, er soll Ansprechpartner für die Eltern sein und auch
die Kinder unterstützen. „Wie sehr sich die Familienpaten einbringen,
bleibt in Absprache mit uns ihnen überlassen“, so Hillebrand. Vor dem
Beginn einer Patenschaft gibt es eine Schnupperphase. Wird festgestellt,
dass man zusammenpasst, wird eine Vereinbarung geschlossen, in der alle
Seiten ihre Wünsche und Ziele definieren. In der Regel sind die Paten
ein bis zwei Mal in der Woche in den Familien. Die Familien werden meist
sechs bis zwölf Monate unterstützt, manchmal auch länger. „Auch hier
kommt es darauf an, wie stark der Bedarf ist“, betont Natalie
Hillebrand.
Die Nachfrage nach Familienpaten ist groß. Deshalb sucht der Deutsche Kinderschutzbund Offenburg neue Ehrenamtliche, die
sich dieser Aufgabe widmen möchten. „Wir werden die Zusammenarbeit mit
den frühen Hilfen im Ortenaukreis ausbauen“, so Hillebrand. Das
bedeutet, dass Familienpaten ebenfalls Familien mit sehr kleinen Kindern
begleiten werden. Die nächste Schulung findet am 20. und 21. März sowie
am 17. und 18. April in Offenburg statt. Interessenten können sich an
den Deutschen Kinderschutzbund Kreisverband Ortenau, Hindenburgstraße
28, Offenburg, Telefon 0781/43338 oder E-Mail: kinderschutzbund-og@t-online.de wenden.
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