Klausurtagung des Kreisrates beschäftigt sich mit der Zukunft aller Standorte
Onkologische Ambulanz in Kehl wird geschlossen
Kehl (gro). Wie geht es weiter mit dem Kehler Krankenhaus? Diese Frage warf Wolfram Britz, SPD, in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch auf. "Die Schließung der onkologischen Ambulanz ist angedacht, es soll sogar schon ein Kooperationsvertrag mit einer Praxis in Offenburg geschlossen worden sein", so Britz. "Man schneidet dem Haus die Lebensader ab, das Krankenhaus braucht stationäre Patienten." Die Sorge der Mitarbeiter, dass eine Schließung im Raum steht, bestätigte auch Martina Nohe, Frauenliste. Sie fragte ihre Stadtratkollegen, ob sie sich eine öffentliche Stellungnahme für den Klinikstandort vorstellen könnten: "Das wäre ein Zeichen auch für die Beschäftigten, dass die Politik sich für sie stark macht."
Dass eine Klausurtagung am 10. Mai zu dem Thema der Zukunft des Ortenau Klinikums angesetzt ist, bestätigte auch Oberbürgermeister Toni Vetrano, der sowohl als OB als auch als Kreisrat eingeladen ist. "Ich lade den Geschäftsführer des Ortenau Klinikums in den Gemeinderat ein, um mit uns zu sprechen", bot Vetrano den Stadträten an.
"Die onkologische Ambulanz am Ortenau Klinikum Kehl muss neu strukturiert werden, da eine auf zwei Jahre befristete Sonderzulassung im Juli 2017 ausläuft. Geschäftsführung und Klinikleitung waren bestrebt, die bisherige Lösung beizubehalten", stellt Christian Keller, Geschäftsführer der Ortenau Klinikums, auf Anfrage fest. Diese Absicht sei jedoch an den gesetzlichen Vorgaben gescheitert. Die geforderten Fallzahlen ambulant behandelter Patienten am Ortenau Klinikum Kehl reichten für eine erneute Genehmigung nicht aus. Seit Spätsommer vergangenen Jahres sei deshalb nach verschiedenen Alternativen gesucht, diese bewertet und abgewogen worden.
"Das Ergebnis ist ein Kooperationsmodell durch Anbindung des Ortenau Klinikums Kehl an einen bestehenden ASV Vertrag der Onkologischen Schwerpunktpraxis in Offenburg mit dem Kehler Onkologen als Teammitglied. Ambulante, intravenöse Chemotherapien werden dadurch künftig in der Praxis in Offenburg durchgeführt, davon sind derzeit unter 30 Patienten betroffen", stellt Keller die neue Regelung vor. Eine Lösung vor Ort sei mit dem benötigten Kooperationspartner aus intern nachvollziehbaren Gründen nicht realisierbar, es werde weiter eine onkologische Sprechstunde am Ortenau Klinikum Kehl angeboten. "Die stationäre onkologische Behandlung bleibt unverändert am Ortenau Klinikum Kehl bestehen. Für die Bevölkerung in Kehl sowie im Hanauerland ist damit die onkologische Kompetenz stationär und ambulant weiterhin im Ortenau Klinikum Kehl vorhanden und auch die Versorgungsqualität der Tumorpatienten bleibt wie bisher gewährleistet", betont Keller.
Über den Inhalt der Klausurtagung am 10. Mai wollte der Geschäftsführer keine weiteren Angaben machen. "Es geht um eine Gesamtbetrachtung aller Standorte, aus der ein Gesamtkonzept erarbeitet werden wird", so Keller. Er werde vor dem Termin weder zum Standort Kehl noch zu anderen Standorten Einzelbetrachtungen vornehmen. Bilanzzahlen würden im Rahmen der Vorstellung des Geschäftsberichts ab Sommer vorgestellt werden.
Den Vorwurf, dass hohe Rückstellungen vorgenommen werden, die das Defizit der Häuser erhöhten, so dass eine Schließung wahrscheinlicher werde, wies Keller zurück: "Bei den genannten Rückstellungen handelt es sich um Pflichtrückstellungen nach § 249 HGB, die bisher nicht vorgenommen wurden. Mit den Rückstellungen wird eine gesetzliche Verpflichtung erfüllt. Anderslautende Begründungen sind völlig haltlos."
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.