Die Nähe eines Menschen
Ihr Begleiter durch die Woche

Sr. Ilse Wolfsdorff, Oberin Korker Schwestern, Korker Schwesternschaft, Diakonie Kork
  • Sr. Ilse Wolfsdorff, Oberin Korker Schwestern, Korker Schwesternschaft, Diakonie Kork
  • hochgeladen von dtp02 dtp02

Weil wir von Begegnungen leben, darum wünschen wir uns gern einen vertrauten Menschen an die Seite. Wer allein lebt, kennt die Sehnsucht, einen Gesprächspartner zu haben, einen
Freund, der „nur“ da ist und doch weit mehr bedeutet als wir ahnen. Erst
wenn Menschen nicht mehr da sind, merken wir den Reichtum, den wir
geschenkt bekamen. Nähe zu erleben, sie zu genießen, ich für uns
zeitlebens entscheidend. Wer könnte sich nicht an die Wärme der Mutter
oder des Vaters erinnern, die ihr Kind im Schoß halten, es liebkosen und
mit ihrem Nahesein mehr ausdrücken als Worte es sagen können.

Zuweilen erfahren wir etwas Erstaunliches: Von manchen Menschen geht eine
faszinierende Wirkung auf andere aus. Sie haben eine besondere
Ausstrahlung, der man sich kaum entziehen kann. Wir erleben sie als
„Ruhe in Person“, besonders in schwierigen Situationen. Ihre
Gelassenheit zeigt sich darin, engagiert für jemanden oder etwas
einzutreten. Vor allem entfaltet sich im Zuhören  das Talent, geeignete
Worte in ungewöhnlichen Momenten zu finden. Was die Nähe eines Menschen
vollbringen kann, das fand ich in den Worten von Wilhelm Willms. Anbei
einige Auszüge, die mich sehr berührt haben.

„Wussten Sie schon…“: „wussten sie schon / dass die nähe eines menschen / gesund
machen krank machen / tot und lebendig machen kann / wussten sie schon /
dass die nähe eines menschen gut machen… / traurig und froh machen kann
/ wussten sie schon / dass das wegbleiben eines Menschen sterben lassen
kann / dass das kommen eines Menschen wieder leben lässt / wussten sie
schon / dass die stimme eines Menschen / einen anderen Menschen wieder
aufhorchen lässt / der für alles taub war / wussten sie schon / dass das
Wort oder das tun eines Menschen wieder sehend machen kann / einen der
für alles blind war…der keinen Sinn mehr sah in…seinem leben / wussten
sie schon / dass das zeithaben für einen Menschen mehr ist als
Medikamente… / wussten sie schon / dass das anhören eines Menschen
wunder wirkt…“

Von Herzen wünsche ich uns allen, dass wir Menschen treffen, die uns Nähe und damit auch Weite schenken und dass auch wir solche Menschen sein können.

Autor: Sr. Ilse Wolfsdorff

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.