Gerhard Stech verabschiedet sich als Kommandant in Kehl
Feuerwehrmann mit Herz und Verstand

Am 1. Dezember ist Schluss: Dann geht Gerhard Stech, Feuerwehrkommandant in Kehl, in den Ruhestand. | Foto: Michael Bode
  • Am 1. Dezember ist Schluss: Dann geht Gerhard Stech, Feuerwehrkommandant in Kehl, in den Ruhestand.
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Kehl. Wie wird es werden, das Leben ohne Alarmierung? „Ich bin ja noch ein Jahr lang
stellvertretender Kreisbrandmeister“, sagt der Kehler Feuerwehrkommandant Gerhard Stech. „Ganz ohne Piepser lebe ich  nicht ab dem 1. Dezember.“ Das ist der Tag, ab dem der 63-Jährige bei der Kehler Feuerwehr offiziell in Pension geht. Verabschiedet wurde er bereits und
in diesem Rahmen erhielt er das seltene Feuerwehr-Ehrenzeichen der
Sonderstufe. „Da war ich sprachlos“, räumt Stech ein.

27 Jahre leitete er die Geschicke der Kehler Feuerwehr – zuerst als ehrenamtlicher, schließlich als hauptamtlicher Kommandant. Dabei hatte Stech als Kind eigentlich nie den Wunsch, Feuerwehrmann zu werden. „Ich bin Kehler durch und durch. Mein Vater arbeitete beim Zoll und wir wohnten erst in Neumühl, dann in Kehl in der Nähe des Lägers, wo sich
die Feuerwache befindet. Der Läger war unser Spielplatz und wir haben auch mal nach den
roten Autos geschaut“, so Stech. Das war damals aber auch der einzige Bezug.

1970 begann er eine Verwaltungslehre bei der Stadt Kehl. Als sie 1973 abgeschlossen war, wurde er in die Bauverwaltungsabteilung versetzt. „Dazu zählte damals auch die
Feuerwehrsachverwaltung“, erinnert er sich. „Also bin ich in die
Feuerwehr eingetreten und habe die notwendigen Lehrgänge absolviert. Ich
war einer von denen, die das Feuer ausmachen.“ Davon, eine
Leitungsfunktion bei der aus Freiwilligen bestehenden Wehr zu
übernehmen, war Gerhard Stech damals noch weit entfernt.

„1987 erhielt ich einen Anruf vom damaligen Oberbürgermeister Prößdorf“,
erzählt Stech. Der ehrenamtliche Feuerwehrkommandant Hans Lutz stand
kurz vor dem Abschied und Prößdorf sah Stech als dessen Nachfolger: „Er
wollte jemanden, der jung genug ist und Verwaltungserfahrung besitzt.“

Er erhielt Bedenkzeit und den zusätzlichen Anreiz, dass er bei einem Ja
eine Ausbildung zum gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst mache könne.
„Die Feuerwehr hat mir Spaß gemacht und als hauptamtlicher Kommandant
sah ich eine Perspektive für mich“, erinnert sich Stech. Also
absolvierte er die erforderlichen Lehrgänge und Ausbildungsabschnitte.
Für seine junge Familie keine leichte Zeit: „Unsere Kinder waren noch
klein und ich immer unterwegs.“ 1992 wurde Stech erst ehrenamtlicher Kommandant.

Es begann eine arbeitsintensive Zeit. „20 Jahre nach der Kommunalreform stellte sich die Frage, wie viel Feuerwehr braucht die Stadt Kehl“, denkt Stech zurück. Es wurden Bedarfspläne in Sachen
Ausstattung und Personal aufgestellt „Das waren emotional belastete
Beratungen in den Ortschaften.“ Doch am Ende schaffte er es, eine modern
ausgestattete Feuerwehr mit großem Zusammenhalt in der ganzen Stadt zu formen.

Was ihn an der Aufgabe in Kehl immer am meisten reizte, waren die Besonderheiten der Stadt: „Wo, wenn nicht in Kehl hätte ich die Möglichkeit gehabt, grenzüberschreitend zu arbeiten – man denke nur an den Nato-Gipfel“, fragt Stech. „Und welche Stadt hat schon den siebtgrößten Binnenhafen in Deutschland?“ Schon deshalb zog es ihn – trotz einiger Anfragen – nicht weg.

Bereut hat er seinen Entschluss für die Feuerwehr nie, auch wenn der stets Einschnitte ins
Privatleben bedeutete.  „Wenn die Familie das nicht mitmacht, dann
funktioniert es nicht“, sagt er. „Wenn man Feuerwehrkommandant ist, dann
geht es nicht anders, dann ist man mit dem Beruf verheiratet.“ Denn
gerade bei einer Wehr wie in Kehl, in der das Ehrenamt eine wichtige
Rolle spiele, müsse man auch am Abend und am Wochenende Ansprechpartner
sein. „Feuerwehr muss man leben. Dazu kommt der besondere Aspekt der
Kameradschaft bei uns. Du musst dich auf alle hundertprozentig verlassen
können“, so Stech. „Da bleibt nicht viel Zeit für anderes.“

In Zukunft will er die Zeit, die nun ihm gehört, genießen: „Ich will mehr
mit dem Mountainbike unterwegs sein. An Silvester werden wir seit Jahren
zum ersten Mal wegfahren“, erzählt er. Denn dieses Jahr muss er nicht
bereit sein für einen möglichen Einsatz. Was bleibt, ist auch
Dankbarkeit, dass es in seiner Zeit keinen Unfall mit Feuerwehrangehörigkeiten gab. Denn seine Männer standen stets im Mittelpunkt: „Ich hoffe, dass das auch bei meinem Nachfolger so bleibt.“

Autor: Christina Großheim

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