Neues Präventionsprojekt „WinLose“ in Kehl läuft bis September
Damit Jugendliche nicht dem Glücksspiel verfallen
Kehl. Seit Anfang des Jahres läuft in Kehl eines von drei Modellprojekten zum Thema
Glücksspielsuchtprävention, das von der Landesarbeitsgemeinschaft Jugend
und Sozialarbeit in Baden-Württemberg gefördert wird. „WinLose“ lautet
der Name des Präventionsprojektes der Fachklinik Fischer-Haus in
Gaggenau, das in Kehl gemeinsam mit dem Diakonischen Werk umgesetzt
wird, wendet sich an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 30
Jahren.
Thomas Krestel, Diakonisches Werk, ist der Ansprechpartner vor Ort: „Wir wenden uns vor allen Dingen an die, die
stärker gefährdet sind.“ Das seien in der Regel eher männliche
Jugendliche als weibliche, eine Rolle spielten aber auch der
Bildungsabschluss sowie der ökonomische und soziale Status. Gefährdet
seien auch Jugendliche mit einem Migrationshintergrund.
Mit an Bord ist die Stadt Kehl, die ebenfalls Mittel zur Verfügung stellt. Kein
Wunder, schließlich hat die Stadt eine der größten Spielautomatendichte
in Deutschland. „Es geht aber nicht nur um das Automatenglücksspiel“,
stellt Thomas Krestel fest. Jugendliche seien für alle Formen des
Glücksspiels anfällig – vor allem im Internet. „Dazu gehören
Online-Wettangebote, Online-Poker oder Sportwetten. Kurz gesagt, alle
Formen des Glücksspiel, bei denen es um einen Geldeinsatz geht und ein
Zufallsgewinn möglich ist“, so Krestel. Gerade die Sportwetten seien in
Deutschland ein Markt, der am wachsen sei. Zu dem Themenkomplex zählten
aber auch Lotto und Rubbellose. „Vor allen Dingen bei
Online-Spielmöglichkeiten wird es den Jugendlichen leicht gemacht“,
findet Thomas Krestel, denn hier könne das Alter besonders einfach
verschleiert werden. „Der Jugendschutz kann umgangen werden.“
Nach einer eher theoretischen Phase geht es ab heute, 20. April, bis Ende
September in die Umsetzung des Präventionsprojektes. Wichtige
Kooperationspartner dabei sind die Schulen in Kehl und Umgebung. „Ich
biete Präventionsseminare ab der achten Klasse an“, erläutert Thomas
Krestel das Konzept. In denen kläre er über Suchtmittel, aber auch deren
Wirkung auf. Seine Arbeit sei nur ein erster Schritt, um das
Bewusstsein zu wecken. Vertieft solle das Thema durch die Klassenlehrer
und die Schulsozialarbeit werden. Von diesem Angebot Gebrauch machten
bereits die Werkrealschulen in Kehl, die Albert-Schweitzer-Schule und
die Tulla-Realschule. „Schulen können sich noch bei mir melden“, wirbt
Thomas Krestel und denkt dabei auch an die Beruflichen Schulen in Kehl.
Geplant seien zudem Elterninformationsabende oder ein Tag an dem hauptamtliche
Kinder- und Jugendarbeiter für die Thematik sensibilisiert werden. In
Planung ist ein Theaterstück und eine Ausstellung zum Thema
Glücksspielsucht im Jugendzentrum Kehl. Weitere Kooperationspartner sind
die Kommunale Arbeitsförderung und Migrantenorganisationen.
„Das Projekt wird durch Professor Tobias Hayer von der Universität Bremen
wissenschaftlich begleitet“, so Thomas Krestel. Seine Erfahrung aus
seiner bisherigen Tätigkeit – Krestel arbeitet im Täter-Opfer-Ausgleich
für Jugendliche – zeige, dass man Schüler im Kontext Schule sehr gut
erreiche: „Vor allen Dingen bei Themen, die für sie einen hohen
Alltagsbezug haben.“ Und der sei gerade in Kehl, wo es an jeder Ecke die
Möglichkeit gibt, an Automaten zu spielen, gegeben.
Autor: Christina Großheim
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