Einmal die Wiese fluten, hilft vielen Arten zu leben
Bei der Kittersburger Mühle in Kehl wird ein altes Wiesenwässersystem eingesetzt

Dank Wiesenwässerung finden Störche bei der Kittersburger Mühle ein reichhaltiges Mahl.  | Foto: Foto: st
  • Dank Wiesenwässerung finden Störche bei der Kittersburger Mühle ein reichhaltiges Mahl.
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Kehl. Zahlreiche Störche freuen sich derzeit über ein reichhaltiges Nahrungsangebot auf den
Wiesen bei der Kittersburger Mühle. Die Stadt Kehl führt dort die
bereits im 19. Jahrhundert angewandte und im Jahr 2009 wiederbelebte
Wiesenwässerung durch. Mit dem systematischen Bewässern der Grünflächen
werden Nährstoffe aus der Schutter über den Boden gespült, gleichzeitig
gelangen dadurch zahlreiche Kleinstlebewesen an die Erdoberfläche, die
für viele Vögel einen reichgedeckten Tisch bieten.

Bis ins 20. Jahrhundert war das Wässern von Wiesen in der heimischen Landwirtschaft
weit verbreitet, da die Landwirte durch die zusätzliche Feuchtigkeit und
die im Wasser enthaltenen Nährstoffe leichte Ertragssteigerungen
erzielen konnten. An vielen Wiesen wurden deshalb ausgefeilte Systeme
bestehend aus Be- und Entwässerungsgräben angelegt. Einer dieser
Wiesenbereiche befindet sich im Besitz der Stadt Kehl und liegt neben
der Kittersburger Mühle.

Weil es heute unter ökologischen Gesichtspunkten jedoch sehr wichtig ist, Systeme dieser Art wieder in
Betrieb zu nehmen, um dadurch die Artenvielfalt der Wiesen aufrecht zu
erhalten, sanierte die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Zweckverband
Hochwasserschutz Schuttermündung und dem Pächter der Wiese im Jahr 2009
das bestehende Bewässerungssystem. Nachdem 2009 nur eine und im Jahr
2010 nur zwei der drei Wasserachsen probeweise geflutet werden konnten,
scheiterte die erste „Vollwässerung“ im vergangenen Jahr an einem zu
niedrigen Wasserpegel.  Da der Wasserstand in der Schutter in diesem
Jahr höher ist, besteht Hoffnung, dass bei der diesjährigen
Wiesenbewässerung alle 30 Hektar überflutet werden. Mit Hilfe eines
Wehrs wird in der nahe gelegenen Schutter das Wasser soweit angestaut,
dass die anliegenden Bewässerungskanäle abschnittsweise geflutet und das
Wasser in die angrenzenden Wiesen eingeleitet werden kann.

Weil diese Wiesen in einem geringen Gefälle angelegt sind, bleibt das Wasser
nicht auf der Fläche stehen, sondern es fließt darüber hinweg und wird
schließlich über Entwässerungsgräben wieder abgeleitet. Das Wehr bleibt
nur für die einwöchige Aktion geschlossen. Damit handelt es sich bei der
Wiesenwässerung um eine der wenigen Möglichkeiten, über welche die
Stadt verfügt, um ihr Ökokonto aufzupolstern ohne dabei
landwirtschaftliche Flächen aus der Nutzung zu nehmen.

Autor: st

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