Bilanz der Silvesternacht in Kehl
Feuerwehrleute mit Feuerwerkskörpern beschossen
Kehl (st) Durch eine in diesem Ausmaß nicht gekannte Ausschreitung zeichnet sich der Jahreswechsel in Kehl aus: Ein Feuerwehrmann erlitt ein Knalltrauma und musste nach dem Beschuss mit Knallkörpern ins Krankenhaus eingeliefert werden; Feuerwehrfahrzeuge und Feuerwehrleute wurden mit Feuerwerkskörpern angegriffen. „Wir werden das nicht hinnehmen und Anzeige erstatten“, erklären Oberbürgermeister Wolfram Britz und Feuerwehrkommandant Viktor Liehr am Neujahrstag unisono. Außerdem wurden in der Nacht schwere Sachbeschädigungen verursacht: Im Hallenbad wurde ein Brand gelegt; an der Tulla-Realschule sowie am Hallenbad wurden mehrere Glasscheiben eingeworfen. Die Kehler Feuerwehr war im Dauereinsatz.
Schon am Abend im Einsatz
„In diesem Maße haben wir das noch nicht gehabt“, fasst Einsatzleiter Adrian Scherer die einsatzreiche Nacht für die Kehler Feuerwehr am Neujahrsmorgen zusammen: Schon der Silvesterabend begann mit Sachschädigungen: Um 19.58 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert, weil die Scheiben eines Fahrradgeschäftes in der Hauptstraße eingeworfen worden waren. Die Feuerwehrleute sicherten das Ladenlokal mit Spanplatten. Kurz nach 22.30 Uhr brannte im Bereich zwischen dem Einstein-Gymnasium und dem stillgelegten Hallenbad eine Mülltonne - für Adrian Scherer kein Zufall, sondern Brandstiftung. Nur wenige Minuten später wurden dann am Hallenbad, an der Front zur Vogesenallee, großflächig Scheiben eingeworfen. Die Feuerwehr verschloss die Öffnungen ebenfalls mit Spanplatten.
Weil offenbar überdurchschnittlich viele Menschen das neue Jahr in der Fußgängerzone begrüßten, wurde die Feuerwehr auch hier zu Einsätzen gerufen: Durch Feuerwerkskörper wurden im Bereich des Lokals "El Bolero" Sonnenschirme in Brand gesteckt, außerdem kam es im Umfeld des Marktplatzes zu weiteren Kleinbränden. Feuerwehrangehörige wurden darüber hinaus Zeugen, als sich Menschengruppen mit Feuerwerksraketen beschossen, die sie horizontal abfeuerten.
Feuer im Hallenbad
Zum folgenschwersten Einsatz in dieser Nacht kam es um 0.57 Uhr, als Feuerschein im Hallenbad gemeldet wurde: Im Umfeld des Schwimmbeckens war ein Brand gelegt worden - Adrian Scherer geht davon aus, dass eine oder mehrere Personen ins Gebäude eingedrungen sind, nachdem weitere Scheiben eingeschlagen worden waren. Schon beim Eintreffen wurden die Feuerwehrfahrzeuge vom Roten Platz aus mit Feuerwerkskörpern attackiert. Obwohl die Polizei den Einsatz der Feuerwehr absicherte, „versuchten Störer uns weiterhin zu beschießen“, berichtet Adrian Scherer. Einer seiner Feuerwehrkollegen wurde mit einem Knallkörper beschossen und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Feuerwehrleute sind schockiert „von so viel Zerstörungswut“, die ein „überdurchschnittliches Ausmaß“ angenommen hat, erklärt der Einsatzleiter. Der verletzte Feuerwehrmann konnte das Krankenhaus wieder verlassen und wird psychologisch betreut. Nach Angaben der Polizei wurde eine Person verhaftet.
Auch Baubürgermeister Thomas Wuttke und Bodo Kopp, Leiter der für die Bäder zuständigen Technischen Dienste Kehl (TDK) waren in der Nacht vor Ort. Bodo Kopp wies die Einsatzkräfte auf das einsturzgefährdete Dach des Hallenbades hin.
Um 1.44 Uhr wurde die Feuerwehr erneut alarmiert, nachdem die Polizei meldete, dass an der Tulla-Realschule Glasscheiben eingeworfen worden sind. Die Feuerwehrangehörigen mussten den Eingangsbereich sichern. Nach einem Mülleimerbrand in der Berliner Straße, der rasch gelöscht werden konnte, wurde die Feuerwehr um 4.58 Uhr erneut zur Tulla-Realschule gerufen, weil dort versucht wurde, die gesicherten Bereiche erneut aufzubrechen.
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