Ihr Begleiter durch die Woche: Rüdiger Kopp
Mehr Möglichkeiten als wir denken
Wie geht es Ihnen? Ein Gedicht von Martin Wolfgang Haas möchte ich zitieren:
„Oh Backe, oh Backe, mein Leben ist kacke!
Gestern noch geliebt und vergöttert,
und heute am Boden zerstört und zerschmettert.
Ich wurde geschmückt und verziert und verehrt –
und heute bin ich keinen Pfifferling mehr wert.
Dabei ist meine Botschaft so wichtig,
und mehr als nur drei Tage im Jahr ist sie richtig:
Mein Licht scheint hell in schwärzester Nacht,
und auch in Traurigkeit Hoffnung erwacht.
Ich bin doch nicht nur ein dämlicher Traum.
Potzblitz! Ich bin der Weihnachtsbaum!!!
Weihnachten kommt und Weihnachten geht,
doch meine Botschaft niemals verweht:
Es geht uns schlecht und nicht immer gut,
aber trotzdem – hab Hoffnung,
verlier niemals den Mut!
Dein Weihnachtsbaum“
"Wie geht es Ihnen?", fragen wir oft. "Danke, den Umständen entsprechend", antworten wir manchmal. Sind nicht auch wir in anderen Umständen, das heißt in froher Erwartung, nicht nur an Weihnachten, sondern jeden Tag des Jahres? Wir sind froher Erwartung, weil wir den Mehrwert unseres Lebens von Gott her erwarten dürfen, und wir haben allen Grund zur Hoffnung, dass da, wo wir mit unserem Latein am Ende sind, Gott gerade erst anfängt.
Weihnachten unterstreicht es mit der ganzen Ohnmacht eines Kindes: Gott kann die Leere unserer Krippen, unserer Sehnsüchte und unserer Träume mit so viel Glanz und Anmut füllen, wie wir es uns vorzustellen nicht in der Lage sind – aber das müssen wir auch nicht. Lassen wir uns überraschen von unserem Gott, der uns nicht nur an Weihnachten mit seiner Gegenwart beschenkt. Wir haben mehr Möglichkeiten als wir denken, ganz zu schweigen von Gottes Möglichkeiten mit uns, und das sind doch mehr als erfreuliche Umstände.
Wie geht es Ihnen?
Rüdiger Kopp, Pfarrer und Leiter der katholischen Kirchengemeinde Hanauerland
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