Gabriela Büssemaker hat eine überraschende Biografie
Immer offen für eine neue Herausforderung
Kehl (gro). Scheu davor zu haben, etwas Neues anzupacken, kann man Gabriela Büssemaker nicht vorwerfen. Sie war Anwalts- und Notariatsfachangestellte, Event-Managerin, Oberbürgermeisterin und leitete die dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BIZ) zugehörige Engagement Global gGmbH. Auf ihre bewegte Lebensgeschichte angesprochen, lacht die 61-Jährige, die jetzt in ihrem Chateau Champagne in Kehl nicht nur das prickelnde Getränk, sondern auch andere Dinge des guten Lebens verkauft, nur: "So bin ich eben. Ich habe alle acht Jahre in meinem Leben etwas Neues gemacht."
Geboren wurde sie in Nürnberg. "Aber da lebten wir nicht lange, mein Vater war bei einem großen amerikanischen Konzern beschäftigt und wir zogen ständig um." Unter anderem 1974 nach Brüssel: "Für mich war das die prägende Zeit in meinem Leben", erinnert sich Gabriele Büssemaker. Sie besuchte die Deutsche Schule, an der sie auch Abitur machte: "Ich war die einzige Schülerin, deren Vater nicht bei der NATO oder der Europäischen Gemeinschaft beschäftigt war."
Sie schrieb sich an der Universität in Aachen für Romanistik, Philosophie und Betriebswirtschafslehre ein, wechselte, als sie ihren Mann kennen- und liebengelernt hatte, nach Berlin. Nach der Hochzeit 1977 zogen sie aus beruflichen Gründen nach Kiel. Das Studium gab sie auf. "Drei Universitäten in so kurzer Zeit, das wäre einfach zu viel gewesen", sagt sie. Stattdessen machte sie eine Ausbildung zur Anwalts- und Notariatsfach-angestellten. Als ihr Mann Baudezernent des Rheinpfalz-Kreises wurde, zog es die Familie, mittlerweile war sie um zwei Kinder angewachsen, nach Ludwigshafen. Damit begann ihre politische Tätigkeit.
"Als meine Kinder noch im Kindergarten waren, konnte ich arbeiten gehen. Sie waren den ganzen Tag gut aufgehoben", erinnert sie sich. Mit dem Wechsel in die Schule änderte sich das: "Da gab es keine Betreuung mehr." Ein Missstand, der Gabriela Büssemaker aktiv werden ließ. Unterstützt von der FDP erreichte sie, dass eine frühe Form der verlässlichen Grundschule in der Region eingeführt wurde. Sie trat in die Partei ein. "Ich dachte, Politik ist so einfach", amüsiert sie sich heute.
In dieser Zeit machte sie sich mit einer Eventagentur selbstständig. Durch eine Bekannte wurde ihr bewusst, dass es damals keinen Spezialisten für Firmenfeiern und -veranstaltungen gab. Sie erkannte die Marktlücke und stieg in das Geschäft ein. "Ich hatte mich von Anfang an auf Unternehmen spezialisiert. Ich vermittelte niemanden, den ich nicht selbst kannte."
Gleichzeitig machte sie Karriere in der FDP. So bot sich für sie die Chance, 2003 als Oberbürgermeisterin in Ettlingen zu kandidieren. "Ich wurde im ersten Wahlgang mit der erforderlichen Mehrheit gewählt", erzählt sie und verheimlicht nicht, dass sie von allen Parteien, außer der CDU, zu der der Amtsinhaber gehörte, unterstützt wurde. "Es war ein kurzer, knackiger Wahlkampf, der viel Spaß machte", sagt sie. An ihre acht Jahre im Ettlinger Rathaus erinnert sie sich gerne zurück. "Ich habe nur den Fehler gemacht und zu früh gesagt, dass ich nicht wieder antreten werde", merkt sie kritisch an. Auch wurde nicht jede ihrer Entscheidungen von allen Parteien im Stadtrat mitgetragen.
Als Dirk Niebel Entwicklungsminister wurde, bewarb sie sich für die Geschäftsführung der neu gegründeten Engagement Global, die kommunalen Einrichtungen die Arbeit in der Entwicklungshilfe ermöglichen soll. "Bei meinem Amtsantritt kam es in der Presse zu einem Missverständnis. Es wurden zwei Personalentscheidungen bekannt gegeben und miteinander vermischt", erinnert sie sich an die äußerst unangenehme Zeit zurück. "Über mich brach die Hölle ein, ich war in 462 Zeitungen mit dieser falschen Darstellung."
Nach dem Regierungswechsel in Berlin schied sie aus der Geschäftsführung aus. Nach einer Phase des Überlegens entschloss sie sich dazu, ihre vergangenen drei Jobs zu verbinden: "Die Partnerstadt von Ettlingen ist Epernay in der Champagne. In meiner Zeit als OB habe ich viele gute Winzer dort kennengelernt." Sie bietet Champagner-Tastings und sammelt für Entwicklungsprojekte.
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