Joachim Beck kennt keine Grenze
Europa ist für ihn gelebte Realität
Kehl "Das Pendeln zwischen Straßburg und Kehl begleitet mich fast mein ganzes Leben", sagt Prof. Dr. Joachim Beck, Rektor der Hochschule Kehl. "Seit 30 Jahren lebe ich in dieser grenzüberschreitenden Region. Wenn ich in meinem Geburtsort Winnenden bin, fehlt mir das einfach. Straßburg und Kehl, das ist für mich das ganz konkrete Europa."
Beck studierte in Konstanz Verwaltungswissenschaften. Dort lernte er auch seine Frau kennen, die als eine der ersten Mitarbeiter beim damals noch jungen deutsch-französischen Fernsehsender Arte in Straßburg begann. Die junge Familie zog ins Elsass und Beck nahm die Stelle eines Studiengangleiters an der Verwaltungshochschule in Speyer an. "Ich habe seitdem an der deutsch-französischen Grenze gelebt. Kein Wunder, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu meinem Lebensthema wurde", findet der Hochschulrektor.
Die Realität der Grenzgänger im Blick
Nicht ganz unschuldig daran sind seine Jahre bei der deutsch-französischen Beratungsstelle Infobest in Kehl. Dort wurde er tagtäglich mit den Problemen der Bürger konfrontiert, die in dem einen Land arbeiten und dem anderen leben. "Infobest ist eine der besten Einrichtungen für Bürger", findet er. Denn leider werde Europa in Brüssel nur auf einer Ebene gedacht und dabei zu wenig bedacht, wie es sich im täglichen Zusammenleben auf die Bürger auswirke.
Nach einem Ausflug in die Wirtschaft bei einem Schweizer Beratungsunternehmen wurde er Chef des Euro-Instituts, das die grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Oberrhein unterstützt und begleitet. Es folgte eine Lehrtätigkeit an der Hochschule Kehl, 2019 wird er zum Rektor gewählt. "Ohne eine gute Verwaltung kann sich ein Land nicht entwickeln", ist sich Beck sicher. Es gefällt ihm, junge Menschen dafür zu qualifizieren. "Wir bilden die Interaktion zwischen den Menschen in der Verwaltung und den Bürgern aus. Dem dienen wir." Aktuell beschäftigt ihn die Frage, wie viele Aufgaben jede einzelne Kommune selbst anbieten muss. "Wir haben nicht mehr das Personal, um in allen Kommunen alle Bereiche abzudecken. Wir müssen Verwaltung anders organisieren", zeigt er auf, womit sich Lehre und Forschung beschäftigen. Dabei spiele sowohl die Digitalisierung als auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz eine Rolle. "Sie kann die Menschen von den Routineaufgaben entlasten, so dass diese höherwertige Aufgaben übernehmen können." Es freut ihn, dass das Interesse am Studium hoch ist.
Die Bürger noch stärker mit ins Boot holen
Gleichzeitig sieht er den Wunsch der Bürger, mehr mitreden zu wollen. "Wir brauchen die Gemeinderäte und Bürger, die sich einbringen", stellt Beck fest. Dabei sollten aber nicht nur die individuellen Interessen der Akteure im Vordergrund stehen: "Wir müssen das Gemeinwohl und das Miteinander von Menschen und Gesellschaft neu denken." So findet er es wichtig, dass auch auf die Fachkompetenz von Bürgern zurückgegriffen wird.
Entspannung findet er mit seiner Familie in einer Hütte in den Vogesen. "Als wir sie 2016 übernommen hatten, gab es kein Wasser und keinen Strom. Seitdem renoviere ich in meiner Freizeit das Ferienhaus und versuche es technisch auf den neuesten Stand zu bringen." Er mag es, anders als in seinem Alltag, handwerklich gefordert zu sein. "Das andere Mittel, um abzuschalten, ist mein Klavier", so Joachim Beck. Dabei wird nicht nur im stillen Kämmerchen Musik gemacht. "Ich spiele gemeinsam mit Kollegen von der Hochschule", berichtet der Hochschulrektor. "Und wir treten auch auf dem Hochschulfest auf."
Joachim Becks persönliche Tipps
Lieblingsstücke für Klavier
- Bach-Kantaten
- Chopin Nocturne
- Jazz-Improvisationen
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