Zirkusdirektor Frédéric Zipperlin
Die Manege ist wie sein Wohnzimmer
Kehl "Als Künstler, Jongleur und Clown war ich überall auf der Welt unterwegs, ich bin beim Zirkus, in Varietés und Theatern aufgetreten", erklärt Frédéric Zipperlin und betont: "Doch es war immer mein Wunsch, einen eigenen Platz zu haben, und selbst etwas zu kreieren." Mit dem Cirque Bouffon, der aktuell in Kehl gastiert, hat er zusammen mit seiner Frau Anja Krips diese künstlerische Heimat geschaffen, die geografische liegt inzwischen in Köln.
Mit acht Jahren erstmals Berufswunsch Artist
Aufgewachsen ist der 56-jährige Zipperlin bei Marseille. "Mit acht Jahren war ich das erste Mal im Zirkus und ab dem Zeitpunkt habe ich gewusst: Ich will Clown werden." Und er hat seine Mama damit genervt. Mit zehn Jahren schickt er seinen ersten Brief an eine Pariser Artistenschule. Die nimmt das Ansinnen eines kleinen Jungen aus Marseille gelassen, auch wenn er sich wieder und wieder schriftlich bei der Schule in Erinnerung ruft. Die Eltern, die nichts mit dem Zirkusleben zu tun haben, ziehen irgendwann nach Paris – und Zipperlin beginnt als Jugendlicher dort die Artistenausbildung.
Kaum 18 Jahre alt zieht es den Jongleur und Clown als Straßenkünstler nach Kanada. Denn: In Montreal hat der Cirque du Soleil seine Heimat, einem der ersten weltweit agierenden Vertreter des Nouveau Cirque, dem neuen Zirkus, der sein Augenmerk auf Artistik, Theaterkunst und Livemusik legt, aber auf Tiernummern vollständig verzichtet. Ein Kollege, mit dem Zipperlin die Gassen Montreals bespielte, wurde von der Straße weg vom Cirque du Soleil engagiert. Es hat nicht lange gedauert, bis auch Zipperlin in der renommierten Manege seine Auftritte hatte. Die kanadische Metropole war der circensische Startpunkt für Zipperlin für eine Reise um die Welt. Seine Frau Anja Krips lernte er in Köln bei einer Dinner-Show kennen. In der rheinischen Metropole lebt er seit über 30 Jahren. Mit ihr gründete er vor 18 Jahren den Cirque Bouffon.
Das kölsche Mädche will nicht nach Paris
Ihr gemeinsames Ziel: Werden wie der Cirque du Soleil in klein, "nur mit Herz", betont Zipperlin. Das mit dem Herzblut merken die Zuschauer, die das Zelt betreten: Als Direktor begrüßt er Zuschauer mit Handschlag. Das Besondere setzt sich fort: Die Zuschauerränge sind sind ohne Begrenzung zur Manege in 360-Grad aufgebaut: "Das Publikum hat so das Gefühl, Teil der Manege zu sein." Die Musik komponiert seit vielen Jahren der Ukrainer Sergej Sweschinski zu jedem neuen Programm. Akrobatik, Komik und Musik sind die Elemente der Show, in der illustre Figuren und Fabelwesen in einer Phantasiesprache eine Geschichte erzählen – damit für alle verständlich. So ist auch der Name des Zirkus: Bouffon ist der Hofnarr, das Sprachrohr des Volkes.
"Meine Frau ist ein kölsche Mädche", erzählt Zipperlin lächelnd im rheinischen Dialekt mit französischem Akzent: "Sie will nicht nach Paris." Mit zwei Töchtern sind zwei weitere kölsche Mädchen im Haus Zipperlin/Krips groß geworden. "Mit Circus haben sie aber nicht viel zu tun", so Zipperlin – außer, dass eine von ihnen an der Kasse sitzt. "Heute kommt das Publikum in unser Zelt und damit quasi zu uns nach Hause", lädt er in sein Zirkus-Wohnzimmer.
Zitat
"Beim aktuellen Programm 'Paraiso' hatte ich die Werke von Hieronymus Bosch vor Augen und daraus entwickelte sich meine künstlerische Grundidee mit der Geschichte." Frédéric Zipperlin, Direktor Cirque Bouffon
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