Verwertung der Wrackteile im Hafen
Das havarierte Schiff wird Metallschrott
Kehl(rek) Unzählige Schrotthaufen türmen sich auf dem Gelände der Firma Amend im Kehler Hafen. "Schrott ist nicht gleich Schrott, alles ist sortiert nach verschiedenen Metallen", betont Roger Georger, zuständig für den Einkauf. Noch andere Dimensionen hat ein im wahrsten Sinn Großauftrag: Das am 12. Januar im Kehler Hafen auseinandergebrochene Güterschiff "Taranis" wird bei Amend durch Verschrottung und Recycling der Wiederverwertung zugeführt.
Riesige Ankerketten
Zerbrochen war das Güterschiff bei der Beladung bei den Badischen Stahlwerken (BSW). Jetzt wird das Wrack an der Anlegestelle mit Hilfe eines Schiffskrans und riesigen Anker-Ketten sowie Stahlbändern in fünf Teile mit einer Länge von 15 bis 22 Metern zerlegt.
"Wir sind gerade losgefahren", teilt am Mittwoch um 9.24 Uhr die Spezialfirma Roger Georger per Kurznachricht mit. Vom Ort der Havarie bis zur Anlegestelle bei Amend sind es wenige hundert Meter. Der Schiffskran benötigt für die Strecke gefühlt eine Ewigkeit, tatsächlich dauert es eine halbe Stunde. Zuerst kommt das über dem Wasser schwebend scheinende Rumpfteil in Sicht, das von einem dahinter unsichtbaren Schiffskran transportiert wird. 22 Meter lang und 140 Tonnen schwer ist der Teil des Rumpfes, 200 Tonnen kann der Schiffskran heben. Almend hat eine passende Fläche an der Anlegestelle freigeräumt. Jetzt beginnt die Millimeterarbeit mit der Tonnen schweren Last. Der Schiffskranführer bugsiert auf Anweisungen von Land das Ungetüm in die Lücke zwischen zwei große Haufen anderen Schrotts. Dabei streift das Wrackteil mal links, mal rechts die lagernden Metalle. "Jetzt macht er noch unseren Schrott kaputt", muss Georger lachen, als es mehrfach laut knirscht. Erfolgreich wird das Rumpfteil nach wenigen Minuten auf zwei Stahlträgern abgesetzt.
Vor Ort ist auch Uli Stichler. Der stellvertretende Hafendirektor erklärt, wie es weitergeht, wenn die "Taranis"-Bergung abgeschlossen ist. Die Vorbereitungen beginnen, die Anlegestelle wieder freizugeben. "Dafür setzen wir einen sogenannten Perlrahmen ein, um zu prüfen, ob noch Hindernisse im Wasser sind", erklärt Stichler.
Wenige Meter weiter ist das Heck des Schiffes bereits in Arbeit: Mit einer Baggerschere, die über eine Scherkraft von 130 Tonnen verfügt, arbeitet sich der Baggerführer mit schwerem Gerät Schnitt für Schnitt vor, um das Heck samt Brücke in Kleinteile zu zerlegen. Gerade hat er die Tür zur Brücke am Haken. Störstoffe, so nennt Georger Materialien wie Holz oder Plastik, werden getrennt und umweltgerecht entsorgt. Alle zerkleinerten Teile landen in der Schrottpresse. Sie ist 19 Meter lang, acht Meter breit, sechs Meter hoch, hat ein Eigengewicht von 340 Tonnen und verfügt über eine Scherkraft von 1.100 Tonnen.
Sieben Jahre zuvor
Wer für das Auseinanderbrechen des Schiffs die Verantwortung trägt, das klären derzeit Sachverständige. "Den Auftrag, ein im Hafen gesunkenes Wrack zu verwerten, gibt es nicht alle Tage", so Georger. Fast auf den Tag genau vor sieben Jahren war zuvor ein Schiff im Kehler Hafen gesunken.
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