Grenzenlos in Kehl - Kreativität ohne Limit
Tolle Eigenkompositionen

Im Lied „Traumwelt“ beschäftigt sich das Rapduo Jesmina und Rocco mit dem Thema Kindheit und fordert Freiheit auf eigene Fehler für alle Kinder weltweit. | Foto: Stadt Kehl
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  • Im Lied „Traumwelt“ beschäftigt sich das Rapduo Jesmina und Rocco mit dem Thema Kindheit und fordert Freiheit auf eigene Fehler für alle Kinder weltweit.
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Kehl (st). Einprägsamer Sprechgesang trifft auf melodiöse Popmusik: Die elf Teilnehmer des Projekts „Grenzenlos in Kehl – Kreativität ohne Limit“ haben im Jugendkeller St. Nepomuk gezeigt, wie viel musikalisches Talent und inhaltliche Tiefe in ihnen steckt. Stolz präsentierten die Zehn- bis Achtzehnjährigen ihren Eltern, Geschwistern und Freunden die Musikstücke, die sie während des fünftägigen Workshops selbst komponiert hatten. Coronabedingt gab es beim viel umjubelten Auftritt der Jugendlichen einen Mindestabstand zwischen den Zuschauern, Kleingruppen auf der Bühne und eine Desinfektion der Mikrofone nach jeder Band.

Traumwelt, Waldruf, Regeln haben lange Bärte oder Der fliehende Indianer – ihre Songtitel hatten die Kinder schnell gefunden. Etwas langwieriger gestaltete sich dagegen die Produktion des ersten eigenen Liedes, wie die Jungen und Mädchen schnell herausfanden. Mit der Unterstützung von drei professionellen Musikern schrieben sie während des Workshops innerhalb ihrer Gruppen eigene Songtexte, erschufen Melodien und entwickelten Beats am Computer. Zum Schluss wurden die einzelnen Komponenten jeweils zu einem Stück zusammengefasst.

Einzigartige Lieder

Auf diese Weise entstanden „einzigartige Lieder“, wie Projektleiter Jürgen Stark bei der Abschlussveranstaltung betont. Der Musiker, Autor und Journalist ist laut eigener Aussage begeistert von der Kreativität und der Einsatzbereitschaft, welche die jungen Menschen an den Tag gelegt haben: „Kein Star, ob Shakira, Lady Gaga oder Westernhagen, würde sich am Montag hinsetzen und schon am Freitag mit den Songs der Woche auf die Bühne gehen“, lobt er die aufstrebenden Jungmusiker.

Jürgen Stark war bereits mehrfach Projektleiter in Kehl, denn im Rahmen des „Pop To Go-Bündnisses für Bildung“ finden seit drei Jahren regelmäßig derartige Musikworkshops statt – auch nach den Sommerferien haben die Jugendlichen jeden Montag ab 15 Uhr die Möglichkeit, eigene Songs im Jugendkeller St. Nepomuk zu produzieren. Das Angebot ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Eine CD mit den Songs

„Die Qualität der Lieder, die über die Jahre in Kehl entstanden sind, ist so gelungen, dass wir aus ihnen eine CD gemacht haben“, verkündet der Projektleiter zum Auftakt der Abschlussveranstaltung und verweist das Publikum auf die bunt verzierten Hüllen im Eingangsbereich. Am meisten sei er von den tiefgründigen Gedanken der Kinder verblüfft gewesen, welche sich trotz Temperaturen von über 35 Grad nicht von ihren Visionen haben abbringen lassen. „Viele Texte aus dem Workshop behandeln schwierige Themen, wie Rassismus, Ausgrenzung oder den Drang zur Freiheit“, berichtet er. „Die Musik gibt den Jungen und Mädchen eine weitere Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen, unabhängig vom gewählten Instrument und den Genregrenzen. Dieses Jahr konnten wir einen bunten Mix aus Schlagzeug, Harfe, Keyboard und Beatboxeinlagen erleben, sogar eine Ukulele war mit von der Partie.“ Innerhalb weniger Tage sei so eine ganze Palette aus reifen und nachdenklichen Songs entstanden.

Die Bedeutung von Musik im Leben der Jugendlichen sei auch am Andrang auf die Musikwerkstatt abzulesen: „Dieses Jahr hatten wir weit mehr Anmeldungen als Plätze im Workshop“, sagt der Leiter des Jugendkellers St. Nepomuk, Heiko Borsch. „Wir wollen den Kindern und Jugendlichen mit diesem Angebot die Chance geben, in die Rollen von Musikproduzentinnen und Musikproduzenten zu schlüpfen und gleichzeitig auch selbst vor dem Mikrofon zu stehen. So kann man die Musikwelt aus mehreren Blickwinkeln erleben.“ Dabei erhielten im Workshop auch diejenigen eine Chance, kreativ zu werden und sich musikalisch auszudrücken, die im Alltag vielleicht weniger die Möglichkeit dazu hätten.

Die Musikwerkstatt ist Teil einer auf fünf Jahre angelegten Kooperation für ein lokales „Pop To Go-Bündnis für Bildung“ zwischen dem Kulturbüro, der Offenen Jugendarbeit der Stadt und dem Popbüro Metropolregion Oberrhein, als Regionalpartner des Bundesverbands Popularmusik. Der Workshop in den Sommerferien ging bereits in die dritte Auflage, die Kooperation ist bis 2022 geplant.

Im Lied „Traumwelt“ beschäftigt sich das Rapduo Jesmina und Rocco mit dem Thema Kindheit und fordert Freiheit auf eigene Fehler für alle Kinder weltweit. | Foto: Stadt Kehl
Das Lied „Der fliehende Indianer“ erzählt von einem zu Unrecht verfolgten Mann, der am Ende nur in seinem vermeintlichen Tod wahre Freiheit findet. Die Band besteht aus (von links) Kassandra, Lilly, Yann, Emanuel und Nick. | Foto: Stadt Kehl

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