50 Stoffmasken an einem Wochenende
Syrer aus Marlen näht für Geflüchtete

Nähen ist Osama Bitars Leidenschaft.  | Foto: Stadt Kehl

Kehl-Marlen (st). Osama Bitar kam vor fünf Jahren von Syrien nach Deutschland. Der gelernte Schneider wohnt gemeinsam mit seiner Frau in Marlen und arbeitet in Offenburg. Um Geflüchtete in der Corona-Krise zu unterstützen, nähte er für ein Diakonie-Projekt kurzerhand 50 Masken.

„Nähen ist meine Leidenschaft“, sagt Osama Bitar und öffnet ein Schubfach, in dem Stoffreste in sämtlichen Farben zum Vorschein kommen. Im Schrank darüber stehen Rollen mit Fäden, Borten und Bändern. „Zum Beispiel nähe ich Kissen“, sagt er und zeigt auf zwei Nähmaschinen, die an der anderen Seite des kleinen Raumes stehen und auf ihren nächsten Einsatz warten.

Gekauft hat er die beiden Geräte – ein etwas älteres Modell für die Grundarbeiten und eine Overlock-Nähmaschine, um Stoffkanten zu nähen – in Deutschland. Seinem gelernten Beruf geht er allerdings nur Zuhause als Hobby nach; ansonsten ist er in Offenburg bei einer Firma für Rehatechnik tätig. Nach ihrem Aufenthalt in einer Gemeinschaftsunterkunft in Marlen erhielten Osama Bitar und seine Frau Hanaa 2015 Unterstützung von der städtischen Integrationsmanagerin Johanna Bung, die den beiden und ihrem zukünftigen Vermieter bei der damals komplexen Verfahrensweise zur Kommunalen Anschlussunterbringung half. Der Kontakt verlief sich anschließend.

Doch dann kam die Corona-Krise und mit ihr neue Herausforderungen für das Integrationsmanagement-Team: „Nachdem bekannt wurde, dass seit dem 27. April eine Maskenpflicht gilt, gingen bei uns etliche Anfragen ein“, berichtet Johanna Bung. Nicht alle der geflüchteten Mitbürger seien auf die Schnelle in der Lage gewesen, sich eine Maske zu besorgen oder selbst zu nähen. Beim gemeinsamen Austausch erinnerte sich das Team an den gelernten Schneider Osama Bitar und so bat der Integrationsmanager Fares Mousa ihn um Unterstützung.

Ohne zu zögern sagte Osama Bitar zu und fertigte kurzerhand an einem Wochenende 50 Masken an. Den benötigten Stoff spendeten Johanna Bung und ihre Kollegin Svenja Gerbendorf. Dieser war jedoch nur teilweise geeignet, weil er bei mindestens 60 Grad waschbar sein muss. Daher griff der Schneider aus Marlen auch auf seinen eigenen Fundus zurück. Die genähten Masken übergab Johanna Bung im Anschluss an die Diakonie; dort werden sie im Rahmen des Projekts „Flüchtlinge nähen für Geflüchtete“ auf Anfrage verteilt. „Hier zeigt sich, wie wichtig die Arbeit des städtischen Integrationsmanagements ist und dass die Gesellschaft von Menschen, denen wir geholfen haben, auch oft etwas zurückbekommt“, erklärt Dr. Marcus Kröckel, Fachbereichsleiter für Bildung, Soziales und Kultur.

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