Service für grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung
Positive Bilanz nach fünf Jahren
Kehl (tf). Mit einer großen Torte bedankte sich Raimund Becker, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit, für fünf Jahre erfolgreiche grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung bei Horst Sahrbacher, Claude Rouillon, Ivane Squelbut und dem sechsköpfigen Team der Arbeitsvermittler in der Agentur für Arbeit Kehl. Gemeinsam wurden Hürden und Hindernisse gemeistert sowie Lösungen entwickelt.
Am 27. Februar 2013 startete das deutsch-französische Pilotprojekt. „Wir fangen einfach an und schaffen das schon“, war damals das Motto von Horst Sahrbacher, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenburg. „Hätten wir erst versucht, alle rechtlichen und kulturellen Hürden zu nehmen, wären wir heute nicht so weit", verriet er beim Pressegespräch. Denn was alles so auf die Pioniere der ersten Stunde zukommen würde, war ihnen selbst damals gar nicht so genau bewusst.
„Ich war erstaunt, dass in Straßburg fast keiner Deutsch spricht – das hatte ich so nicht erwartet“, sagte Claude Rouillon, Directeur territorial Pôle emploi du Bas-Rhin. Und so wurden die grundsätzlichen Unterschiede erst einmal herausgefiltert: die Sprache, die Arbeitskultur und die verschiedenen Berufsausbildungen.
„Deutschland ist verliebt in Zertifikate“, hob dann auch Raimund Becker in seinem Grußwort hervor. Das ist in Frankreich anders und so wurde das „Speed-Dating“ erfunden: Arbeitgeber und Arbeitssuchende werden zusammengeführt und können sich ohne Bürokratie erst einmal kennenlernen. „Wenn man Menschen zusammenbringt, passiert etwas“, so Raimund Becker.
Dass die grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung anders ist, zeigt sich auch darin, dass die Bewerber keine Termine bekommen. Jeder, der in die Servicestelle kommt, wird sofort beraten und sein Bedarf an Schulungen und Weiterbildungen eruiert. So erreichte die Vermittlung jedes Jahr steigende Werte. „Und wir sind schon dabei, Lösungen für Arbeitsmarktprobleme 2019 zu erarbeiten“, so Sahrbacher.
Auch die Arbeitsvermittler der Servicestelle sind mit vollem Elan dabei. „Die Chance, im interkulturellen Bereiche etwas mitzugestalten, fand ich sehr aufregend“, sagte Elke Phillips, eine Mitarbeiterin der ersten Stunde. Hürden und Schwierigkeiten zu meistern und den geeigneten Platz zu finden, ist für sie immer wieder eine Herausforderung. „Aber wenn dann ein Kandidat den genau passenden Platz gefunden hat – das ist einfach toll.“
Innovative Ideen – wie die Branchentage für Bewerber und Firmen oder dass 500 Personen mit Bussen zur Berufsinfomesse BIM in Offenburg gefahren werden – tragen laut den Verantwortlichen dazu bei, die grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung weiter zu festigen. „Natürlich sind wir auch auf die Politik angewiesen – zum Beispiel beim Ausbau des Nahverkehrs, damit die Arbeitsorte auch erreichbar sind“, fügte Directeur Claude Rouillon hinzu.
Horst Sahrbacher und sein Team arbeiten bereits an weiteren Zielen: eine einheitliches Onlineportal für Bewerber auf beiden Seiten des Rheines und eine größere Vernetzung mit weiteren Partnern in der Region. „Wir wollen noch mehr Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch individuelle Information zusammenbringen“, führte der Vorsitzenden der Geschäftsführung aus. Besonders für schwer vermittelbare Menschen soll die Agentur ein Anlaufpunkt sein. Dass beispielsweise 1.000 neue Arbeitsplätze grenzüberschreitend mit dem Projekt Zalando besetzt werden konnten, davon viele mit ungelernten Arbeitskräften, hob Raimund Becker hervor. „Die Arbeit der Agentur in Kehl hat eine Wellenbewegung für ganz Deutschland ausgelöst. Sie ist ein Beispiel mit großer Strahlkraft.“
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