Maßnahmen für Umsiedelung
Neues Zuhause für geschützte Eidechsen
Kehl-Bodersweier (st). Wer regelmäßig mit dem Auto durch Bodersweier fährt, dem ist es möglicherweise schon aufgefallen: Seit vergangener Woche verdecken große schwarze Folien den Graben entlang des Straßenrands am Ortsausgang in Richtung Rheinau-Linx. Sie sollen die dort lebenden Zaun- und Mauereidechsen vergrämen, die anschließend gezielt in ein neues, angrenzendes Biotop getrieben werden. Die laut der EU-weit gültigen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie streng geschützten Tiere müssen für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses auf der Grünfläche direkt neben dem Radweg und dessen Zufahrt weichen. Die Bauarbeiten beginnen voraussichtlich im Herbst.
„Für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses wird eine Zufahrt benötigt, die über den Graben führt“, begründet Frank Wagner, Leiter des Bereichs Grünflächen am städtischen Betriebshof, die Maßnahme. Denn ohne die Vergrämung seien die Eidechsen noch vor Ort, wenn die großen Bagger anrückten und mit ihrem Kettenfahrwerk den Boden aufwühlten. Darum habe der städtische Bereich Stadtplanung/Umwelt ein externes Planungsbüro mit der professionellen Umsiedelung der Tiere beauftragt.
„Die abgemähte Fläche mit der Folie darüber macht den Graben für die Eidechsen als Lebensraum unattraktiv“, erklärt Frank Wagner. Sie würden deshalb in den kommenden Wochen zwischen den Folienbahnen hervorkriechen und sich ein anderes Zuhause suchen. „Straßen und Wege gelten als natürliche Barrieren, welche die Reptilien in der Regel nicht überqueren“, weiß Frank Wagner. Weil der Graben im Osten an den Radweg und im Westen an die B36 grenze, sammelten sich die Tiere höchstwahrscheinlich in dem Bereich des leeren Bachbettes, der nicht von der Folie verdeckt sei. Dort könnten sie dann aufgelesen und über den Radweg hinweg in ihr neues Zuhause auf der Wiese direkt gegenüber gesetzt werden.
„Wir legen besonderen Wert darauf, dass die kleinen Tierchen in unmittelbarer Nähe zu ihrem angestammten Platz einen neuen Lebensraum besiedeln können“, betont Frank Wagner. Die große Wiese entlang des kleinen Baches kurz vor der Abzweigung nach Zierolshofen sei bestens dafür geeignet. Die Fläche wurde bereits mit einem Reptilienschutzzaun eingefasst, der verhindert, dass die ausgesetzten Eidechsen auf das angrenzende Grundstück abwandern, wo das Feuerwehrgerätehaus gebaut werden soll. Statt in Richtung Ortschaft sollen sich die Reptilien dann gen Nordosten orientieren, wo zahlreiche Wiesen und Felder darauf warten, von ihnen erobert zu werden.
Gemäß Festsetzung wird die Fläche noch durch Steinriegel und Totholzhaufen weiter ökologisch aufgewertet, kündigt die städtische Umweltreferentin Ann Magret Amui-Vedel an. Zusätzlich sollen großflächige Sandlinsen den Tieren die Möglichkeit geben, ihre Eier abzulegen.
„Anfang September werden wir die Folien langsam entfernen und auch die letzten darunter verbliebenen Eidechsen einsammeln“, erläutert sie den weiteren Ablauf. Ziel sei, dass „bestenfalls keines der Tiere während des Neubaus des Feuerwehrgerätehauses zu Schaden kommt“, wie Ann Magret Amui-Vedel betont.
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