Kehls Fokusgruppe Wirtschaft
Neue Gewerbeflächen sind unerlässlich
Kehl. Die direkte Nachbarschaft zu Straßburg ist ein Vorteil, die Grenze ein glücklicher Umstand für Kehler Unternehmen: Im Elsass können Fachkräfte und Auszubildende gewonnen werden, die auf der deutschen Rheinseite immer schwieriger zu finden sind. Die Nähe zu Straßburg und die Tramverbindung sind wichtige Argumente im Werben um hochqualifizierte Mitarbeiter, die aus Großstädten zu Unternehmen nach Kehl wechseln sollen. Damit Kehl als Wirtschaftsstandort Zukunft hat, halten die Unternehmer, die am Fokusgruppengespräch Wirtschaft im Rahmen der Erarbeitung des Stadtentwicklungskonzeptes Kehl 2035 teilgenommen haben, die Erschließung weiterer Gewerbeflächen für unerlässlich.
Kehl bei Gewerbeflächen fast ausverkauft
Wenn es um Flächen für die Erweiterung oder Neuansiedlung von Unternehmen geht, ist Kehl fast ausverkauft: Im interkommunalen Gewerbegebiet ba.sic sind noch einige kleinere Grundstücke frei, das Gewerbegebiet Auenheim ist voll belegt, ebenso das einzige Industriegebiet auf Gemarkung der Stadt Kehl, der Hafen. Sollen im neuen Flächennutzungsplan, für den das Stadtentwicklungskonzept Kehl 2035 die Grundlage bildet, neue Gewerbegebiete erschlossen werden? Die Wirtschaftsvertreter beantworten diese Frage mit einem klaren Ja und sind sich damit einig mit der überwiegenden Mehrheit der Kehler, die sich im Mai an der Umfrage zur Stadtentwicklung beteiligt hatten: 61,2 Prozent der Befragten vertraten darin die Ansicht, dass sich in Kehl neue Betriebe ansiedeln können sollten.
„Das ist ein erstaunlich hoher Wert“, konstatierte Richard Reschl, Chef des gleichnamigen Stuttgarter Stadtentwicklungsbüros, das vom Gemeinderat mit der Erarbeitung des Stadtentwicklungskonzepts beauftragt wurde. In der Kehler Bevölkerung gebe es ein Bewusstsein für die Bedeutung des Themas, stellte er als Besonderheit im Vergleich zu manch anderer Stadt heraus. Wichtig sind nach Auffassung der Wirtschaftsvertreter Gewerbeflächen, die sich in der Nähe beziehungsweise in guter Lage zu Verkehrsinfrastruktur wie zum Beispiel der Bahnlinie, aber auch übergeordneten Straßenanbindungen befinden. Hier wurden von der Verwaltung die Bereiche Neumühl und Kork genannt.
Vorteil: Infrastruktur zu Wasser, zur Schiene und zur Straße
Dass Kehl mit dem Hafen über ein Industriegebiet verfüge, sahen die Unternehmer ebenfalls als Pluspunkt für den Standort und entwickelten den Gedanken, dass Gewerbebetriebe aus dem Hafen verlagert werden sollten, um die Flächen dort mit industrieller Produktion oder mit Betrieben belegen zu können, welche die drei Infrastrukturvorteile des Hafens – Wasser, Schiene, Straße – tatsächlich nutzen.
Weil Wachstum aber auch noch mehr Konkurrenz um die guten Köpfe auf dem Arbeitsmarkt bedeute, gelte es auch, bestehende Ressourcen zu aktivieren, also zu versuchen, Teilzeitkräfte dazu zu bewegen, Vollzeit zu arbeiten. Voraussetzung dafür, waren sich die Unternehmer einig, seien ausreichende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder – vor allem an den Grundschulen. Eltern, die arbeiten wollten, überlegten sich genau, wo sie hinzögen.
Um hochqualifizierte Mitarbeiter nach Kehl holen und sie hier auch halten zu können, müsse auch weiter an der qualitativen Weiterentwicklung der Innenstadt gearbeitet werden. Auch dies gehöre zu den sogenannten weichen Standortfaktoren: „Der erste Eindruck von Kehl muss ein guter sein.“ Die Tram sei ein wichtiger Faktor, der Rathausplatz gelungen, aber das reiche noch nicht aus, auch darüber waren sich die Unternehmer einig.
Wer mit dem Auto von Kehl in Richtung Straßburg fahre, „muss sich die rechte Scheibe zukleben“, erklärte ein Firmeninhaber: Das Gewerbegebiet Läger sei „ein Filetstück“; man müsse versuchen, die Grundstückseigentümer dafür zu sensibilisieren, ob Gebrauchtwagenhändler hier gut untergebracht seien oder ob es nicht sinnvoller sei, beispielsweise auch französischen Firmen Grundstücke in Kehl anzubieten, die diese als Sprungbrett für den deutschen Markt nutzten könnten.
Während den einen Wirtschaftsvertretern hochwertige Wohnungen wichtig sind, um gut verdienende Hochqualifizierte nach Kehl locken zu können, plädierten andere dafür, dass der Wohnraum insgesamt bezahlbar bleiben müsse. Einigkeit herrschte darin, dass ein Zuwachs an Arbeitskräften nur mit dem Bau von Wohnungen einhergehen könne.
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