Neubaugebiet Hühnerbünd
Nahwärme aus erneuerbaren Energien

In der zweiten Sitzung des Jahres beschäftigte sich der Arbeitskreis Energie und Klimaschutz erneut mit der Frage, wie eine nachhaltige Energiewende in Kehl gelingen kann. | Foto: Stadt Kehl
  • In der zweiten Sitzung des Jahres beschäftigte sich der Arbeitskreis Energie und Klimaschutz erneut mit der Frage, wie eine nachhaltige Energiewende in Kehl gelingen kann.
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Kehl (st). Die Diskussion über Wärmenetze geht in die nächste Runde: In der zweiten Sitzung des Jahres beschäftigte sich der Arbeitskreis Energie und Klimaschutz erneut mit der Frage, wie eine nachhaltige Energiewende in Kehl gelingen kann. Anhand des Neubaugebiets Hühnerbünd in Neumühl thematisierten die Teilnehmenden Möglichkeiten einer klimaneutralen Quartiersversorgung mit Wärme und Strom. Ergänzt wurde die Debatte durch einen Vortrag von Dr. Harald Schäffler, der über seine Erfahrungen mit Nahwärmenetzen sprach.

Städtischer Energieverbrauch

Zu Beginn der Sitzung skizzierte Lukas Krämer, der seit Mai als Energiemanager beim städtischen Gebäudemanagement tätig ist, die Entwicklung des städtischen Energieverbrauchs. So konnte der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) von 2017 auf 2018 um 575 Tonnen gesenkt werden. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass trotz geringerem Bedarf die Kosten für Energie seit 2017 stetig gestiegen sind – und sich dies in Zukunft fortsetzen werde: „Mit dem Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung ist beschlossen worden, Treibhausgase für die Sektoren Wärme und Verkehr erstmals zu bepreisen. Das bedeutet, dass beispielsweise Erdgas oder Heizöl vom nächsten Jahr an stetig teurer werden.“ Anhand einer Simulation zeigte Lukas Krämer auf, wie sich die Preise voraussichtlich entwickeln werden: Zwischen 2021 und 2026 ist eine Erhöhung von zehn bis 20 Prozent zu erwarten. Ab 2026 ist das Szenario noch offener; so prognostiziert er Erhöhungen von mindestens 25 Prozent bis maximal 70 Prozent. Der Energiemanager sieht hier einen großen Handlungsbedarf, da rund 87 Prozent der städtischen Heizungsanlagen direkt über Gas oder Heizöl betrieben werden. Im Wärmesektor liegen für Lukas Krämer große Potentiale, um weitere Luftverunreinigungen zu vermeiden, weshalb er die Teilnehmenden des Arbeitskreises darauf hinwies, dass eine kommunale Wärmewende dringend notwendig sei.

Wärmenetze

Wie diese gestaltet werden kann, erläuterte Dr. Harald Schäffler. Der Geschäftsführer des Freiburger Ingenieurs- und Innovationsbüros "schäffler sinnogy" mit den Schwerpunkten klimaneutrale Energieversorgung und Geschäftsmodellinnovationen sprach über die Funktionsweise von Wärmenetzen. So wird in einem Nahwärmenetz die benötigte Energie zentral von einem einzigen Heizgerät bereitgestellt und an mehrere Gebäude verteilt. Mit Blick auf das bislang weltweit ausgestoßene Kohlenstoffdioxid und die damit einhergehenden Klimakosten – unter anderem aufgrund entstandener Umweltschäden – betonte der Ingenieur, wie wichtig es sei, dass die Wärme möglichst schadstofffrei gewonnen werde.

Am Beispiel des Neubaugebiets Hühnerbünd in Neumühl zeigte der Experte, wie dies aussehen könnte. Das Neubaugebiet wird künftig aus 24 Grundstücken mit Ein- und Mehrfamilienhäusern bestehen. Vor allem Photovoltaikanlagen und Grundwasserwärmepumpen kommen dort in Frage, um eine klimaneutrale Versorgung mit Wärme und Strom zu gewährleisten. Bei Letzterem stammt die Wärmeenergie aus dem Grundwasser, das aus dem Erdreich gepumpt wird. Dieses ist mit durchschnittlich acht Grad Celsius zu kalt, um damit zu duschen oder die Heizkörper zu erwärmen. Daher wird die enthaltene Wärmeenergie des Grundwassers auf ein spezielles Kältemittel übertragen, welches bei deutlich niedrigeren Temperaturen als Wasser verdampft. Durch einen Kompressor wird die Temperatur dann auf ein Niveau von 30 bis 60 Grad gebracht und kann je nach Bedarf als Warmwasser oder Heizwärme – zum Beispiel für die Fußbodenheizung – verwendet werden. „Die Vorteile in dieser Variante liegen darin, dass das Wasser bereits vorgewärmt aus dem Boden kommt und somit weniger Energie aufgewendet werden muss, um es zu erhitzen“, erläutert Harald Schäffler. Noch stehen im Neubaugebiet keine Häuser. Die späteren Eigenheime können daher mit einer Wärmepumpe ausgestattet werden. Dadurch würden Transportwege verkürzt und Wärmeverluste vermieden. Für den Bau der Wärmepumpen im Neubaugebiet gibt es mehrere Fördertöpfe. Exemplarisch nannte der Experte das Bundesprogramm Wärmenetze 4.0 und erläuterte: „Die Konditionen der Förderungen sind für die gesamte Bauzeit gesichert.“ Mit Blick auf bereits bestehende Gebäude, die an das Neubaugebiet angrenzen fügte er hinzu, das Programm biete auch hohe Förderquoten für den Anschluss von Bestandsgebäuden an das neue Wärmenetz.

Arbeitskreis

Der Arbeitskreis Energie und Klimaschutz unter Leitung von Baubürgermeister Thomas Wuttke trifft sich zweimal im Jahr. Mitglieder sind Stadträtinnen und Stadträte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung sowie Vertreter der Bürgerinitiative Umweltschutz und der Bürger-Energiegenossenschaft.

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