Neuer Name für den Dolmetscherpool
Mehr als nur eine Übersetzung
Kehl (st) Der Dolmetscherpool wird zum Kehler Pool für ehrenamtliche Sprachvermittlung, teilt die Stadt Kehl mit. Die Umbenennung macht deutlich: Die Arbeit der Freiwilligen umfasst mehr als nur Übersetzungsdienste. Kulturelle und soziale Gesichtspunkte spielen eine ebenso große Rolle. Bereits im Jahr 2012 hat die damalige Leiterin der Gemeinwesenarbeit, Claudia Mündel, die Einrichtung in Kehl auf die Beine gestellt. Seitdem hat sie sich zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt. „Inzwischen gibt es fünf vergleichbare Stellen im Kreis“, sagt Robyn Tropf, die den Pool seit 2019 zusammen mit Raya Gustafson koordiniert.
Sprachvermittler helfen bei der Alltagsbewältigung
„Die Ehrenamtlichen leisten einen wichtigen Beitrag bei der Integration von Neukehlern. Viele von ihnen haben selbst eine Migrationsgeschichte“, berichtet Christof Rehlich vom städtischen Integrationsmanagement. Sie wissen aus eigener Erfahrung, welche Hürden es bei Arztbesuchen, in Kindergärten, Schulen und Beratungsstellen zu überwinden gilt. Christof Rehlich umschreibt Sprachvermittler daher auch mit dem Begriff „Integrationslotsen“. Ihre Arbeit hat sich mit Beginn der Corona-Pandemie verändert. Einsätze erfolgten vermehrt über das Telefon oder über Videoanrufe.
Nach der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 stieg die Nachfrage nach Sprachmittlern, die Ukrainisch oder Russisch sprechen, deutlich an. Sechs Freiwillige, die mindestens eine der Sprachen beherrschen, konnten die beiden Koordinatorinnen seitdem dazugewinnen. Trotzdem gab es im Jahr 2022 nur 680 Einsätze, was einen leichten Rückgang im Vergleich zu den 715 des Vorjahres bedeutete. Die beiden Koordinatorinnen des Pools vermuten, dass das daran liegt, dass viele Freiwillige über das offizielle Maß hinaus einsetzen, ohne eine Entschädigung zu wollen. “Viele unserer Sprachmittlerinnen und Sprachmittler stehen in ständigem Kontakt mit ihren Schützlingen”, weiß die Integrationsbeauftragte Robyn Tropf.
Hintergrund
Im vergangenen Jahr feierte der Kehler Pool für ehrenamtliche Sprachvermittlung zehntes Jubiläum. Initiiert wurde das Projekt vom Netzwerk Integration, welches seit diesem Jahr Kehler Netzwerk für Migration und Miteinander heißt. Im Moment verfügt der Pool über 58 Ehrenamtliche. Diese sprechen 34 verschiedene Sprachen und regionale Dialekte. Dennoch suchen Robyn Tropf und Raya Gustafson weiter nach Verstärkung. Besonders hoher Bedarf besteht derzeit nach Menschen, die Arabisch, Kurdisch, Ukrainisch, Türkisch, Bulgarisch oder Persisch sprechen. Interessierte, die sich selbst im Pool engagieren wollen, benötigen einen Nachweis über ihre Deutschkenntnisse (mindestens B2-Niveau) oder alternativ über einen Hauptschulabschluss beziehungsweise eine vergleichbare Qualifikation in Deutschland. Interessierte melden sich für weitere Informationen bei den städtischen Integrationsbeauftragten per Mail an r.tropf@stadt-kehl.de beziehungsweise r.gustafson@stadt-kehl.de.
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