Vereinsleben 4.0 in Kehl
Kooperation auf allen Ebenen
Kehl (st) Kooperation auf allen Ebenen, Partnerschaften begründen und Synergien schaffen, um Ressourcen besser zu nutzen: So könnte Vereinsarbeit 4.0 aussehen. Rund 80 Vertreter von kulturtreibenden Vereinen in Kehl haben am Montagabend, 27. März, im Saal des Kulturhauses auf Einladung von Oberbürgermeister Wolfram Britz Zukunftsszenarien erarbeitet. Auf die Unterstützung der Stadt können sie weiterhin bauen; eine Ausweitung der im Vergleich zu anderen Städten großzügigen Vereinsförderung ist indes nicht geplant. Diskutiert werden soll vielmehr, ob die Förderung richtig eingesetzt ist.
OB Britz nahm die Sportvereine als Beispiel: Man könne durchaus darüber nachdenken, beim Erwachsenensport für die Hallennutzung eine Gebühr zu erheben und dafür den Sport für Kinder und Jugendliche stärker zu unterstützen. Wenn Vereinsräume grundsätzlich kostenlos seien, unterstütze das die Neigung der Menschen, Vorratshaltung zu betreiben, also beispielweise Hallenzeiten nicht zurückzugeben, auch wenn sie gerade nicht mehr genutzt würden. Schon aus Gründen der Nachhaltigkeit müsse man darüber nachdenken, wie Vereinsräume mehrfach genutzt werden könnten: „Wenn der Musikverein am Dienstag und Donnerstag probt, kann doch der Schachclub den Raum am Freitag nutzen“, erläuterte er seinen Vorschlag. Auf diese Weise ließen sich sicher auch Proberäume finden – „wir haben sehr viele Vereinsräume“, sagte Wolfram Britz.
Gegenseitig unterstützen
Durch ressortübergreifende Kooperation könnten sich interessante Partnerschaften ergeben: „Warum soll der Musikverein nicht beim Jubiläum des Sportvereins spielen?“ Vereine könnten sich auch gegenseitig unterstützen, indem sie sich technisches Equipment untereinander ausleihen, schlug der OB vor, nachdem Vereinsvertreter den Wunsch geäußert hatten, sich Beamer, Leinwand und allerlei andere Gerätschaften bei der Stadt borgen zu können. Auch die Idee, einen gesamtstädtischen Vereinsveranstaltungskalender zu ermöglichen, greifen Sandra Gerhardt und Sibille Manshardt, im Fachbereich Bildung, Soziales und Kultur für Vereine zuständig, gerne auf.
Ob bei der Bezahlung von Dirigenten und Chorleitern, bei der Suche nach einem Proberaum, bei der Nachwuchsgewinnung oder gar bei der Steuererklärung: Einige der kulturtreibenden Vereine hätten gerne vielfältige Unterstützung durch die Stadtverwaltung. Gleichzeitig lobten die Vereinsvertreter die gute Kommunikation mit der Stadt und der Kehl Marketing, die unbürokratischen Wege, die Vereinsförderung und vor allem den Umstand, dass sie Vereinsräume kostenfrei nutzen können.
„Wir haben einen großen Topf für Vereine, der kann nicht unendlich vergrößert werden“, erklärte Wolfram Britz: Wenn man Chorleiter und Dirigenten subventionieren würde, „muss das dann nicht auch für Übungsleiter oder Trainer in Sportvereinen gelten“? Was die Erstellung von Steuererklärungen angeht, verwies der OB wieder auf Kooperationen: Vielleicht könnten sich die Vereine hier gegenseitig helfen. Bei der Gewinnung von neuen Mitgliedern könnte sich Sandra Gerhardt indes eine Unterstützung der Stadt gut vorstellen: Im Stadtteilbüro Anker 36 in der Schulstraße, das als Anlaufstelle für Neubürger gedacht sei, könne man das Angebot der Vereine darstellen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Vereine eigene Kurzportraits mit Link zur Vereinshomepage erstellen und diese an Sandra Gerhardt weiterleiten.
Beteiligung beim Messdi
Kehl-Marketing-Chefin Fiona Härtel lud die Vereine ein, sich am neuen, erstmals von der Stadt organisierten Messdi 2024 zu beteiligen: „Vereine sollen beim Bühnenprogramm eine größere Rolle spielen“, kündigte sie an. Diesen Wunsch habe man im breit angelegten Bürgerbeteiligungsprozess herausgearbeitet. Vereine hätten also beim Messdi künftig die Gelegenheit, ihr Angebot darzustellen oder auch Stände zu betreiben. Allerdings sollten sich Vereine, die sich präsentieren möchten, bald bei der Kehl Marketing melden, die schon mitten in der Programmplanung steckt.
Welche neuen Wege Vereine gehen können, um Nachwuchs zu gewinnen, damit kennt sich Marco Schwind, Ehrenamtskoordinator beim Landratsamt, aus. Mit dem Projekt MHoch3 (Mach mal mit) will er den Wandel begleiten, also helfen, die Struktur im Verein so zu verändern, dass sich vor allem junge Menschen eher beteiligen. Am 19. April findet dazu im Kultur-Café im Kulturhaus eine Veranstaltung statt, an der Vertreter von Vereinen kostenfrei teilnehmen können.
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