Vergrämung der Wildgänse
Kiloweise Kot sorgt für Unmut

Ganze Gänsegroßfamilien bewohnen mittlerweile den Garten der zwei Ufer. Die ruhige Verkehrslage in Zeiten von Corona fördert die sprunghafte Ausbreitung der Wasservögel. Mi Kot übersäte Wege und Wiese sorgen für Unmut. Auch in der Nähe liegende Gärten bleiben nicht verschont. | Foto: Stadt Kehl
  • Ganze Gänsegroßfamilien bewohnen mittlerweile den Garten der zwei Ufer. Die ruhige Verkehrslage in Zeiten von Corona fördert die sprunghafte Ausbreitung der Wasservögel. Mi Kot übersäte Wege und Wiese sorgen für Unmut. Auch in der Nähe liegende Gärten bleiben nicht verschont.
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Kehl (st). Klein, gelb und flauschig - die zahlreichen Gänseküken sind niedlich anzusehen, wenn sie am Rheinufer entlangwatscheln. Im Erwachsenenalter jedoch scheidet jede dieser Wildgänse pro Tag rund 1,4 Kilogramm Kot aus – in bis zu 150 Portionen. Eine erhebliche Verschmutzung von Spazierwegen und der Rasenflächen im Garten der zwei Ufer ist die Folge, die bereits zu Beschwerden von Bürgern bei der Stadtverwaltung geführt hat. Nachdem sich der Park – ebenso wie die Badestelle in Goldscheuer – offenbar immer größerer Beliebtheit bei den Wildgänsen erfreut, greift die Stadt jetzt zu Gegenmaßnahmen.

150 Kothäufchen täglich

Nein, es sind keine Hunde, die derzeit für ungezählte Kothäufchen an der Rheinpromenade sorgen, wie Bürger glaubten, die sich an die Stadt gewendet haben. Enten und Wildgänse sind für die erhebliche Verschmutzung des Weges am Rheinufer und der angrenzenden Grasflächen verantwortlich. „Die zugezogene Kanadagans wiegt bis zu viereinhalb Kilogramm“, weiß Frank Wagner, Leiter des Bereichs Grünflächen beim Betriebshof. „Sie frisst täglich bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts und scheidet das meiste davon auch wieder aus, in bis zu 150 Kothäufchen.“

„Mitarbeitende des Betriebshofs beobachten die Wasservögel im Garten der zwei Ufer seit mehreren Wochen“, erklärt Frank Wagner. „Die sprunghafte Vermehrung der Kanadagänse hängt unter anderem mit dem geringen Verkehrsaufkommen in Zeiten von Corona zusammen, zum Beispiel auf der Europabrücke“, mutmaßt er. „Wildvögel mögen keinen Motorenlärm.“ Außerdem hätten die Kanadagänse keine Fressfeinde und würden daher stets zutraulicher, wichen vor Menschen kaum noch zurück, stellt der Bereichsleiter fest.

Die Stadt appelliert daher an die Bevölkerung das in der Polizeiverordnung verankerte Fütterungsverbot ernst zu nehmen: Wer dabei erwischt wird, wie er Wasservögel füttert, muss mit einem Bußgeld von 35 Euro rechnen. Denn: Je mehr Nahrung den Wildgänsen angeboten wird, desto treuer bleiben sie den Orten, an denen sie sich einmal angesiedelt haben.

Auch das Problem am Badesee Goldscheuer

Auch an der Badestelle Goldscheuer sind die Wildgänse seit Jahren ein Problem; ihr Kot ist die Hauptursache dafür, dass dort seit dem Sommer 2017 ein Badeverbot gilt. Um die Kanadagänse – und damit ihre Hinterlassenschaften – möglichst von Liegewiesen und Ufern von Badestellen fernzuhalten, testet der Betriebshof zurzeit mehrere Methoden: „Momentan versuchen wir, die Wildgänse zu vergrämen“, erläutert Frank Wagner. Dafür lassen die Mitarbeitenden des Betriebshofes auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau in Ufernähe Streifen mit langem Gras stehen: „Die Gänse können nicht über das hohe Gras blicken und vermuten Gefahr in ihm“, erklärt der Bereichsleiter. Sie watscheln mit ihren Jungen also nicht hindurch und gelangen damit – so hofft man beim Betriebshof – nicht auf die kurze gemähten Rasenflächen, auf denen sich im Sommer gerne die Menschen niederlassen.

Schutzzäune und hohes Gras

Schutzzäune bieten eine weitere Option, den Kanadagänsen Herr zu werden. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die hiesigen Enten solche Hindernisse als natürliche Grenze betrachten“, sagt Frank Wagner. „Somit schützt der Zaun das dahinterliegende Gebiet; für die Gänse stellt er keine Gefahr dar, weil sie sich nicht in den Maschen verfangen können.“
„Vergangene Woche haben wir die ersten Schutzzäune an der Badestelle in Goldscheuer errichtet“, verkündet der Bereichsleiter. „Wir planen, solche Hindernisse in den nächsten Wochen ebenfalls im Garten der zwei Ufer aufzustellen.“

Gleichzeitig freut sich Frank Wagner, dass der Regen das Gras entlang des Ufers oder des Weges an der Goldscheuerer Badestelle wachsen lässt. Und drittens hofft er auch auf die Öffnung der Grenze zwischen Straßburg und Kehl: „Wenn der Verkehrslärm wieder zunimmt, werden die Gänse wieder dahin verschwinden, woher sie gekommen sind.“

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