OB im Austausch mit Kehler Einzelhändlern
Ideen, Konzepte und eine Bewerbung
Kehl (st). Eine Woche ist es her, dass die Kehler Einzelhändler ihrem Frust bei einer Kundgebung auf dem Marktplatz Luft gemacht haben, um auf ihre prekäre Situation hinzuweisen. Zwar hat sich die Corona-Lage seitdem geändert, jedoch nicht zum Besseren. Per Videokonferenz traten Oberbürgermeister Toni Vetrano und Wirtschaftsförderin Fiona Härtel heute ins Gespräch mit Inhaberinnen und Inhabern von Kehler Geschäften.
Nach dem knapp dreimonatigen Lockdown konnten in den Kehler Geschäften Anfang März nur ein paar Tage lang wieder Gäste vor Ort begrüßt werden. Mit den ansteigenden Fallzahlen fiel diese Lockerung erneut weg. Es bleibt derzeit nur Click & Collect und die Möglichkeit, bestellte Waren mit Termin vor Ort abzuholen.
Doch damit nicht genug: Durch die Einstufung ganz Frankreichs als Hochinzidenzgebiet am Sonntag, 28. März, brauchen Einreisende aus Frankreich neuerdings einen negativen Corona-Test. Ausnahmen bestehen für Grenzpendler und Personen, die nahe Verwandte besuchen. Doch auch sie müssen sich mehrmals wöchentlich testen lassen. Ein kleiner Trost: Grenzpendler dürfen nach ihrer Arbeit auf der deutschen Seite einkaufen.
„Das ist natürlich eine wesentliche Erleichterung und besser geregelt, als im ersten Lockdown, wo dies streng untersagt war“, äußert ein Teilnehmer und fügt hinzu: „Dennoch fehlen uns die französischen Innenstadtbesucher, das merkt man am Umsatz.“ Sofern es die Zahlen zulassen sollte alles dafür getan werden, dass möglichst schnell wieder ein normaler Grenzverkehr herrsche, betonte ein teilnehmendes Unternehmer-Ehepaar.
Kritik am Modellprojekt-Konzept
Als Lichtblick für die Zukunft nannte OB Vetrano die Bewerbung des Ortenaukreises als Modellregion. Ziel sei es, dem Einzelhandel, der Gastronomie und Hotellerie sowie Kultur- und Tourismuseinrichtungen zu ermöglichen, unter festgelegten Bedingungen wieder zu öffnen. Gleichzeitig wies er darauf hin, „dass dies keine automatische Öffnung für alle bedeutet, sondern es für die Auswahl Schutz- und Test-Konzepte braucht“. Die Zusammenstellung und Einteilung erfolge durch den Landkreis in Zusammenarbeit mit Verbänden und Vertretern der Wirtschaft. Einige der Teilnehmer äußerten Kritik daran, dass die Öffnungsperspektive nicht für alle gleichberechtigt sei, wie beim Tübinger Modell. Für Toni Vetrano sei die Bewerbung jedoch der richtige Weg, „denn die Alternative, nichts zu tun, wäre nicht sinnvoll.“
Tests in umfunktionierten Weihnachtsmarktständen
Im Hinblick auf die Testmöglichkeiten sei man in Kehl mit dem Schnelltestzentrum bereits gut aufgestellt. „Das führt so weit, dass bereits viele Nachbargemeinden anfragen, ob sie sich bei uns testen lassen dürfen“, informierte Wirtschaftsförderin Fiona Härtel. In Ergänzung dazu werden in den kommenden Tagen in der Innenstadt zwei Apotheken in umfunktionierten Weihnachtsmarkthütten Möglichkeiten für Schnelltests ohne Anmeldung bieten. Zudem wies Toni Vetrano darauf hin, dass in Bodersweier ein Testzentrum eingerichtet werde, die Kapazität jedoch immer auch abhängig von der Anzahl der Ehrenamtlichen sei.
„Wir motivieren Firmen stetig, vor Ort eigene Testmöglichkeiten zu schaffen“, fügte Fiona Härtel hinzu und wies auf entsprechende Schulungsformate durch die Industrie- und Handels- sowie die Handwerkskammer hin. „Zudem möchten wir hier von der Wirtschaftsförderung aus ein Angebot für Firmen machen“, sagt sie. Ein Einzelhändler berichtete, dass seine Mitarbeiter an einem dieser Formate teilgenommen und dadurch die Qualifizierung erlangt haben, selbstständig die Kollegen zu testen und Bescheinigungen auszustellen. Der eigene Mitarbeiterstab habe dadurch zwei Mal die Woche die Möglichkeit, sich im Haus zu testen. Für die Wirtschaftsförderin ist klar: „Firmen müssen vorbereitet sein für den Fall, dass wöchentliche Tests für Mitarbeitende zur Pflicht werden“. Nach dem knapp einstündigen Gespräch mit den Teilnehmenden äußerte OB Toni Vetrano den Wunsch, sich regelmäßig in der Runde auszutauschen. Die nächste Zusammenkunft per Video findet am 15. April statt.
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