Ruhestand für Edeltraut Böhler
Gründerin des Frauen- und Familienzentrums
Kehl (st). Als Edeltraut Böhler im Juni 1992 ihre Stelle bei der Stadtverwaltung Kehl antritt, bekommt sie leere Büroräume und das Ziel, die erste städtische Anlaufstation für Frauen in der Rheinstadt auf die Beine zu stellen.
Perspektive für notleidendes Frauen
Die Nachfrage ist groß: Auf den ersten Flyer melden sich mehr als 30 Frauen, die Hälfte von ihnen unterstützt die Einrichtung daraufhin mehrere Jahre im Ehrenamt. Heute ist das Frauen- und Familienzentrum (FFZ) in der Villa RiWa der Knotenpunkt eines großen Netzwerks. Hunderte engagierte Helferinnen sowie dutzende Institutionen und Vereine arbeiten mit Edeltraut Böhler daran, die Gleichstellung in der Gesellschaft voranzutreiben und notleidenden Frauen Perspektiven zu geben. Am 31. Januar verabschiedet sich die Leiterin des FFZ in den Ruhestand; die Verwaltung sucht bereits eine Nachfolgerin.
„Das Frauen- und Familienzentrum ist für künftige Herausforderungen gewappnet“, ist sich Edeltraut Böhler sicher. Die Kehler Frauen und die Stadt seien durch die Einrichtung eng vernetzt: „Über die Zeit haben sich immer mehr Helferinnen bei uns eingefunden, für die die Verwaltung dann nach und nach neue Stellen geschaffen hat.“ So werden aus anfänglich 15 Ehrenamtlichen mit der Zeit vier Mitarbeiterinnen des FFZ, die ein starkes Netzwerk aus helfenden Händen unterstützt.
„Kehl hat eine lange Geschichte in Sachen sozialer Gerechtigkeit“, erklärt Dr. Marcus Kröckel, Fachbereichsleiter Bildung, Soziales und Kultur. „Daher war es für uns sofort klar, dass wir diese Stelle wieder besetzen wollen, um auch künftig den Austausch zwischen Politik, Verwaltung und Bürgerinnen zu fördern.“ Diese Idee bildet seit 28 Jahren den Grundstein der Einrichtung. „Dabei orientieren wir uns an den Bedürfnissen aller Betroffenen, welche wir nur gemeinsam im Gespräch herausfinden können.“ Das heißt: Die Frauen geben die Agenda vor; das FFZ hilft bei der Umsetzung, ohne sie jedoch zu bevormunden.
Lockdown und neue Herausforderungen
Heutzutage hat das FFZ mit offenen Angeboten den größten Erfolg, da diese spontan in den eigenen Kalender eingeplant werden können und keine regelmäßigen Verbindlichkeiten nach sich ziehen. Für die offene Nähstube, sowie für das Baby- oder Frauencafé muss man sich nicht anmelden, die kostenlose Kinderbetreuung des Hauses kann in dieser Zeit je nach Bedarf in Anspruch genommen werden.
Der Corona-Virus macht den Angeboten des FFZ und dem geplanten großen Abschiedsfest von Edeltraut Böhler zwar momentan einen Strich durch die Rechnung, die gemeinsam geleistete Arbeit ist jedoch nicht in Gefahr: „Die Frauen hier sind alle engagiert und mit unserer Netzwerkarbeit vertraut“, sagt die Leiterin des FFZ. „Sie können die offenen Treffen sofort wieder zurück ins Leben rufen, wenn die Pandemie nicht mehr unseren Alltag bestimmt.“ So hatte sie zu keinem Zeitpunkt Zweifel daran, die Leitung der Einrichtung abgeben zu können. Vielmehr freue sie sich nun auf den neuen Lebensabschnitt, den sie zusammen mit ihrem Ehemann genießen möchte. Auch ein Ehrenamt ist denkbar: „Die Erfahrungen aus dem Frauen- und Familienzentrum haben mich geprägt und werden mich gewiss auch in Zukunft begleiten“, resümiert Edeltraut Böhler.
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