Natascha Kaiser ist keine Unbekannte
Fachbereichsleitung wieder besetzt
Kehl (st) Wohin sie auch kommt, sie wird begrüßt wie eine alte Bekannte. Für Natascha Kaiser schließt sich am 1. Dezember ein Kreis: Wenn sie die Leitung des städtischen Fachbereichs Bildung, Soziales und Kultur übernimmt, kehrt sie dorthin zurück, wo ihre berufliche Laufbahn am 1. Januar 1997 begann. „Es ist wie heimkommen“, sagt die 52-Jährige. Nach „jahrelanger persönlicher und fachlicher Weiterentwicklung und Förderung meiner selbst“ möchte sie mit einem motivierten Team die soziale Stadtentwicklung positiv beeinflussen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Kehl.
Natascha Kaiser geht noch weiter: „Gemeinsam können wir eine soziale Spaltung verhindern“, ist sie überzeugt. Ein wichtiger Schlüssel ist für die diplomierte Sozialpädagogin mit Masterabschluss in Sozialmanagement die Bildung. „Sie befähigt Menschen dazu, ihre Persönlichkeit zu entfalten und ein erfülltes Leben zu führen.“ Im Fachbereich, den sie vom 1. Dezember an leiten wird, sieht sie alle notwendigen Themenbereiche, also Kitas, Schulen, die Gemeinwesenarbeit, die Jugendarbeit, das allgemeine Sozialwesen, Integration, Inklusion und Kultur, vereint. „Meine Vision ist tatsächlich, dass Kinder, Jugendliche, Familien und Senioren stolz sind, Kehlerinnen und Kehler zu sein“, sagt sie, die selbst gebürtige Kehlerin ist, mit ihrer Familie in Hohnhurst lebt und sich hier seit 1997 und bis heute in unterschiedlicher Weise ehrenamtlich engagiert.
Beruflicher Werdegang
Und so arbeitete Natascha Kaiser nach dem Abschluss ihres Studiums der Sozialpädagogik nur ein Jahr lang bei der Bezirksstelle für Asyl in Rastatt in der Betreuung und Beratung von Asylbewerbern, bevor sie zum Diakonischen Werk in Kehl wechselte, um dort Aufgaben wie die Beratung von Aussiedlern, Beratung zur Existenzsicherung, Stadtranderholung und allgemeine kirchliche Sozialarbeit zu übernehmen. In dieser Zeit hat sie das Sozialkaufhaus Allerhand aufgebaut, das heute Stoffwechsel heißt. Nach zwölf Jahren übernahm sie die Geschäftsführung von Frauen helfen Frauen Ortenau, arbeitete sieben Jahre ehrenamtlich mit in der Frauennotrufzentrale Kehl und betreute acht Jahre lang die Frauennotwohnung in Kehl.
2012 schloss Natascha Kaiser ihren ersten Arbeitsvertrag mit der Stadt Kehl ab und übernahm die Obdachlosenbetreuung. In der Zeit leitete sie zusätzlich das Sozialprojekt „Einfach so“ und etablierte zusammen mit vielen ehrenamtlich Engagierten eine Anlaufstelle für Menschen in seelischer und materieller Not. Berufsbegleitend absolvierte sie in diesen drei Jahren das Masterstudium Sozialmanagement an der evangelischen Hochschule Freiburg. „Die Erinnerung an diese herausfordernde aber auch unglaublich prägende Zeit erfüllt mich immer noch mit sehr viel Dankbarkeit und Ehrfurcht“, resümiert sie.
Im März 2015 wechselte sie zum Jugendamt des Landratsamtes Ortenaukreis und übernahm dann im Herbst 2015, als immer mehr Geflüchtete nach Deutschland und damit auch in die Ortenau kamen, die Leitung des neu gegründeten Sachgebietes Beratung und Betreuung von Flüchtlingen, welches sie bis heute innehat.
In dieser bewegten und herausfordernden Zeit baute sie das Sachgebiet auf – sechs Sozialarbeiter waren ihr anfangs zugeordnet. „Nach sechs Monaten waren es 45.“ Heute umfasst das Sachgebiet mit den zusätzlichen Bereichen des Integrationsmanagements, der Integrationsbeauftragten, Sprach- und Ehrenamtskoordination mehr als 60 Mitarbeitende.
Die Herausforderungen der Jahre 2015 bis 2018, die Coronakrise und die Folgen des Angriffskrieges gegen die Ukraine waren auch für Natascha Kaiser in ihrem Sachgebiet eine harte Schule, an der sie persönlich gewachsen und gereift ist: „Heute haut mich nichts mehr so schnell um“, sagt die Mutter von zwei inzwischen erwachsenen Kindern. In den zehn Jahren im Landratsamt sei sie gefordert aber auch gefördert worden, habe unglaubliche wertvolle interne und externe Netzwerke geknüpft und habe sich dadurch weiterentwickelt. Ein Jahr lang hat sie an mehreren Moduleinheiten mit einem zusätzlichen Praktikum in der freien Wirtschaft eine Führungskräfteschulung absolviert.
Brücken bauen
Heute traut sich die 52-Jährige einiges zu. „Ich habe viel gelernt, bin resilient genug.“ Vor allem hat sie sich die Fähigkeit angeeignet, Konflikte zu erkennen, diplomatisch nach Lösungen zu suchen, Netzwerkpartnern ebenso wie Mitarbeitenden auf Augenhöhe zu begegnen. Wenn es um die ihr Anvertrauten geht – seien es die Mitarbeitenden oder die Klienten – „kann ich zur Kämpferin werden“. Besondere Hartnäckigkeit zeigt Natascha Kaiser, wenn die Gerechtigkeit infrage steht. „Ich weiß, wie sich Hoffnungslosigkeit und Armut anfühlt“, sagt sie und denkt dabei auch an die Jahre, in welchen sie Wohnungslose und insbesondere gewaltbetroffene Frauen betreute und auf einem Weg zurück in die Gesellschaft begleitete. Als Fachbereichsleiterin möchte sie auch „für die Menschen am Rande der Gesellschaft wirksam sein“, ihnen eine Stimme geben und Brücken bauen. Möglichkeiten dazu sieht sie beispielsweise in der in Kehl ausgeprägten Gemeinwesenarbeit.
Und auch im zu ihrem Fachbereich gehörenden Bereich Kultur: „Ich wünsche mir, dass es gelingt, bildungsferne Personen an Kulturangebote heranzuführen“, sagt sie. Selbst wenn die Veranstaltungen – wie der Kultursommer im Rosengarten, den sie seit vielen Jahren regelmäßig genießt – keinen Eintritt kosten, „müssen wir die Menschen abholen“. Denn auch Kultur ist Bildung und „Bildung ist die mächtigste Waffe der Welt, um die Welt zu verändern“, zitiert sie Nelson Mandela.
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