Deutsch-Franzöischer Ausschuss tagte erstmals in Ortenau
Eurodistrikt, Tram und weitere Vernetzungen
Kehl. Zum ersten Mal im Ortenaukreis tagte vergangene Woche der Deutsch-Französische Ausschuss (DFA) im Rat der Gemeinden und Regionen Europas. Landrat Frank Scherer
begrüßte in der Villa Schmidt in Kehl Vertreter deutscher Städte und
Gemeinden, der saarländischen Staatskanzlei sowie des Auswärtigen Amts
und des Deutschen Städte- und Gemeindebunds. Ziel dieses
Fachausschusses, dem größten Spitzenverband lokaler und regionaler
Gebietskörperschaften Europas, ist die Vertiefung und Erweiterung der
deutsch-französischen Beziehungen auf kommunaler Ebene.
Der Ortenaukreis sei schon seit Jahrzehnten in der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit in verschiedenen Institutionen vor Ort aktiv, erklärte
Scherer auch in seiner Funktion als Präsident der grenzüberschreitenden
Beratungsstelle Infobest Kehl/Strasbourg und Vizepräsident des
Eurodistrikts Straßburg-Ortenau. „Mit unserem vielfältigen Engagement
wollen wir einen deutlichen Mehrwert für die Einwohner dieser
grenzüberschreitenden Region schaffen. Für eine erfolgreiche
grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist es entscheidend, Europa spürbar
zu machen, etwa mit ganz konkreten ÖPNV-Angeboten wie die Tram
Kehl-Straßburg oder die vom Eurodistrikt geplante Busverbindung zwischen
Erstein und den Lahrer Gewerbegebieten“, so der Landrat.
Zu Beginn des ersten Sitzungstags konnten sich die Ausschussmitglieder
einen Eindruck von der grenzüberschreitenden Arbeit des Ortenaukreises
und den damit verbundenen Problemstellungen verschaffen. Maria
Koulkovinis, im Landratsamt Referentin für den Eurodistrikt, moderierte
eine Expertenrunde, bei der sich die Vertreter der vier wichtigsten
grenzüberschreitende Einrichtungen mit Kreisbeteiligung präsentierten.
Georg Walter, Direktor des Euro-Instituts, Martine Mérigeau, Vorstand
des Zentrums für Europäischen Verbraucherschutz, sowie Bastien Candelier
vom Infobest Kehl/Strasbourg und die Generalsekretärin des
Eurodistrikts Strasbourg-Ortenau, Anika Klaffke, stellten ihre
Institutionen vor. Mit praktischen Beispielen veranschaulichten sie ihre
Arbeit und die mitunter existentiellen Fragestellungen, etwa zu
Beschäftigung und Krankenversicherung, welche der Alltag an der Grenze
für die Bürger mit sich bringt. „Wir haben hier vor Ort eine sehr
intensive Zusammenarbeit auf allen Ebenen mit einem vorbildlichen
Service für die Einwohner, das ist längst nicht in allen Grenzregionen
Europas selbstverständlich“, bilanzierte Koulkovinis.
Der Ausschuss interessierte sich insbesondere für die Rolle der Kommunen und
den Stellenwert der Jugend in diesem Spektrum und zeigte sich
beeindruckt von der Tiefe und Qualität der Beziehungen zwischen
Frankreich und Deutschland, aber auch zwischen den anwesenden
Einrichtungen untereinander. Reinhard Sommer, Präsident des
Deutsch-Französischen Ausschusses, nannte die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit am Oberrhein vorbildlich und erklärte, der Ausschuss
werde sich für eine inhaltliche Vertiefung der deutsch-französischen
Beziehungen über die klassischen Städtepartnerschaften hinaus einsetzen.
Annette Lipowsky von der Stadt Kehl informierte über das Projekt der Tramerweiterung von Straßburg nach Kehl und schlug dabei den
Bogen von der interkulturellen Zusammenarbeit über Finanzierungsfragen
bis hin zum anwendbaren Vergaberecht bei der Umsetzung eines solchen
Großprojekts. Am zweiten Tag trat der Ausschuss in Gengenbach zusammen.
Auf der Tagesordnung der zwei Sitzungen stand unter anderem die
Organisation des DFA-Kongresses zum Thema „Integration“, der 2017 in
Köln stattfinden soll.
Autor: st
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.