Im November 1997 bewarb sich Dr. Günther Petry als Oberbürgermeister in Kehl
Eine kleine deutsche Stadt, die sehr viel zu bieten hat
Kehl (gro). Es war im Jahr 1997 als Günther Petry, damals noch Chef der Freiburger Stadtbau, nach Kehl kam. Er wollte sich die Stadt, in der er sich um das Amt des Oberbürgrmeisters bewarb, erst einmal ansehen. "Es war klar, dass Kehl eine andere Stadt, eine deutlich kleinere Stadt als Freiburg ist. Was mich am meisten fasziniert hat damals, war der Hafen", erinnert sich der ehemalige Oberbürgermeister, der 16 Jahre lang die Geschicke der Stadt leitete. "Er spielt im normalen Kehler Leben keine richtige Rolle, es sei denn, man arbeitet dort. Der Hafen mit seinen Farben und dem, was dort läuft, das fand ich unglaublich toll. Und das zweite, was mich faszinierte, war der Rhein. Von der Dreisam an den Rhein war schon ein Quantensprung. Dass die Stadt kleiner war, hat mich nicht gestört. Ich hatte zu dem Motto meiner Entscheidung, mich hier als OB zu bewerben, ohnehin den alten römischen Spruch ,Es ist besser, der erste in der Provinz zu sein, als der zweite in Rom' gemacht."
Aus dieser Perspektive war für ihn die Stadt ideal: "Weil es alles gibt, was eine Großstadt braucht, nur kleiner", erklärt er. "Wir haben in Kehl innerhalb der Stadtverwaltung alle Abteilungen, nur dass man hier generalistischer an alles herangeht. Letzten Endes sind es aber die gleichen Fragen, die sich stellen." Dieser Gestaltungsspielraum war es, der ihn von Beginn an reizte.
Was ihm auf Anhieb gefiel, waren die Menschen. "Damals wollte ich das gar nicht sagen, weil es so anbiedernd wirkte. Aber ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass die Kehler nicht so eingebildet sind wie die Freiburger ,Bobbele'", findet Petry. "Weil hier alles normaler sein kann, weil hier keiner die Verpflichtung eines Münsterplatzes hat." Er sei sehr offen aufgenommen worden. Um die Stadt und ihre Bürger kennenzulernen, führte er Gespräche mit den unterschiedlichsten Gruppierungen.
"Was mich am meisten inspiriert hat, war ein Spruch meines Vorgängers, der von Kehl als der grauen Maus gesprochen hat. Das hielt ich nicht für richtig." Das wichtigste Projekt in den kommenden Jahren erbte Petry: die Landesgartenschau. "Sie war bereits gut vorbereitet", so Petry. "Als ich im Mai 1998 im Amt vereidigt wurde, beschloss der Gemeinderat kurz darauf die Durchführung der Gartenschau." Petry hatte in seiner Freiburger Zeit bereits eine Gartenschau mit gemacht, deshalb war ihm bewusst, dass es sich dabei nicht nur um eine reine Blumenschau, sondern viel mehr um eine Chance zur Stadtentwicklung handelte. "Es gibt für andere Dinge leichter Zuschüsse und Geld", erklärt Petry. "Eine Landesgartenschau dient als Impulsgeber für die Stadtentwicklung." Ein Beispiel ist für ihn die Umgestaltung des Bahnhofsplatzes, die in dieser Zeit gelang. "Das Argument, es muss bis zur Gartenschau fertig werden, hat jeder akzeptiert, auch wenn es streng genommen, gar kein Argument ist", denkt Petry zurück. Jörg Armbruster, der damalige Baubürgermeister, sei ein Meister darin gewesen, den notwendigen Druck damit erfolgreich zu erzeugen.
Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Kehl und Straßburg nahm damals an Fahrt auf. "Was mir stets klar war, ist das Spannungsfeld, das es zwischen der Zusammenarbeit und der Eigenständigkeit gibt. Wir sind für die Franzosen nur interessant, weil wir eine kleine deutsche Stadt und kein weiterer Vorort von Straßburg sind. Auch wenn sie uns oft als solchen betrachten." Dabei ist Petry der Größenunterschied zwischen den beiden Städten sehr wohl bewusst. "Wir sind aber die einzige Stadt in der unmittelbaren Nachbarschaft, deshalb sind gewisse Dinge in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit nur mit uns für die französische Seite möglich."
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