Kampf gegen die Tigermücke
Die KABS bleibt in den Sommerferien wachsam
Kehl (st) Noch bis zum Herbst geht die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (kurz: KABS) gegen die Asiatische Tigermücke in der Rheinstadt vor. Da das exotische Insekt in Kehl nicht mehr ausgerottet werden kann, konzentriert sich die KABS in diesem Jahr auf Bereiche in der Nähe von Schulen, Kindertageseinrichtungen, Pflegeheimen und Krankenhäusern. Beim Ortstermin auf der Anlage der Gartenfreunde Kehl-Sundheim wird die Herausforderung für die KABS-Mitarbeitenden überdeutlich, schreibt die Stadt Kehl in einer Pressemitteilung.
Birgitt Mylo steht auf einer kleinen Wiese in einer Gartenparzelle. Ein paar Topfpflanzen stehen vor der Einzäunung, während ein einfacher Tisch mit sechs Stühlen zum Verweilen einlädt. Eine alte Schwengelpumpe, aus der das Gießwasser direkt in einen darunter stehenden Behälter laufen kann, verleiht der Szene fast einen nostalgischen Charme. Die von hohem Klee überwucherte Wiese und die überwachsenen Gurken im Gemüsebeet verraten, dass hier schon seit Tagen niemand mehr war. Und genau hier liegt das Problem: Die idyllische Gartenoase bietet der Asiatischen Tigermücke sehr gute Bedingungen, um ihre Eier abzulegen.
Kleine Wasseransammlungen reichen
Dem schwarz-weiß gestreiften Insekt reichen schon kleine Wasseransammlungen, wie sie sich beispielsweise in Amphoren, Dekogegenständen, Untersetzern oder Tontöpfen bilden können, als Brutstätte aus, wie Wolfgang Hauck von der KABS weiß. Er wirft einen prüfenden Blick auf die Zaunpfosten am Rand der Parzelle. Diese sind oben offen, weshalb sich im Inneren Wasser gesammelt hat, das der Tigermücke für ihre Zwecke ausreichen würde. Auch mit Regenwasser gefüllte Fässer und verstopfte Dachrinnen sind ideale Brutstätten. Kein Wunder also, dass sich an Orten wie der Kleingartenanlage besonders in den Sommerferien, wenn viele Leute in den Urlaub gehen, zahllose Ablagemöglichkeiten für die Tigermücke bilden. Und das, obwohl der Vorstand der Gartenfreunde um den Vorsitzenden Hubert Milek das Problem ernst nimmt. Im Frühjahr seien die Tigermücken auf der Anlage ein großes Problem gewesen. Inzwischen sei das wieder viel besser.
Dass das so ist, liegt auch an der Arbeit von Birgitt Mylo, die regelmäßig auf der Kleingartenanlage vorbeikommt, um die Steckmücken mit Bti zu bekämpfen. Mit einer Sprühflasche, in der sich der Wirkstoff befindet, besprüht sie in den Parzellen sämtliche Wasseransammlungen, die sie finden kann. Das biologisch abbaubare Eiweißkristall tötet die Larven der Stechinsekten und nimmt ihnen somit die Möglichkeit, sich weiter auszubreiten. Wenige Tage lang wirkt der für Menschen, Katzen, Hunde, Vögel und Reptilien unbedenkliche Wirkstoff, danach muss Birgitt Mylo erneut zum Sprühen kommen.
Problem private Gärten
Ein größeres Problem als Kleingartenanlagen sind private Gärten. Auch hier sind die Sommerferien eine kritische Zeit, wie Wolfgang Hauck weiß. Denn die Gärten der Verreisten verwaisen dann in aller Regel für Wochen und bieten den Stechinsekten dadurch ideale Vermehrungsbedingungen. Aus diesem Grund appelliert Wolfgang Hauck an Urlauber, vor ihrer Abreise ein paar Maßnahmen zu treffen. Dazu gehört beispielsweise, dass sie ihre Regentonnen mit Moskitonetzen sichern, ihre Gießkannen und andere Behältnisse umdrehen und auch, dass sie auf Plastikabdeckungen für ihre Gartenmöbel verzichten, da sich auf diesen sehr leicht Pfützen bilden können.
Weil Tigermückenweibchen durchschnittlich vier bis sechs Wochen lang leben, ist in Gebieten mit einer großen Population für einige Zeit große Sorgfalt geboten. Denn die Tiere durchlaufen nach einer einmaligen Begattung durch ein Männchen fünf bis sechs Zyklen, bei denen sie jeweils rund 60 Eier ablegen können, also rund 300 während ihrer gesamten Lebensspanne. Dafür benötigen sie jedoch ein spezielles Protein, welches sie nur über eine Blutmahlzeit aufnehmen können. Das ist der Grund dafür, dass das invasive Stechinsekt den Menschen auch tagsüber aggressiv verfolgt.
14-Tage-Rhythmus
Auf rund 270 Hektar Fläche sprühen die 23 Helfer der KABS in der Rheinstadt im vierzehntägigen Rhythmus. Für ein flächendeckendes Vorgehen fehlt es der Aktionsgemeinschaft schlicht an Ressourcen, berichtet Wolfgang Hauck. Dennoch kommen die Bekämpfer auch zu Menschen außerhalb der KABS-Bekämpfungszone nach Hause, die den Verdacht haben, dass sich Aedes albopictus, so der wissenschaftliche Name der Tigermücke, auf ihrem Balkon oder in ihrem Garten angesiedelt hat. In so einem Fall prüfen sie den Standort und schulen die Anwohner anschließend im richtigen Vorgehen gegen die Stechinsekten. Auch bei diesen Schulungen steht die Beseitigung möglicher Brutstätten im Zentrum. So empfehlen die Experten beispielsweise für den Fall, dass sich am Rand eines Gefäßes bereits Eier befinden könnten, diese mit heißem Wasser auszuspülen, um die Eier abzutöten. Wichtig dabei ist nur, dass auch die Nachbarn mitziehen, betont Wolfgang Hauck. Grundstückseigentümer, die eigenständig gegen die Tigermücke vorgehen, erhalten die dafür benötigten Bti-Tabletten an der Infothek im Bürgerservice an der Großherzog-Friedrich-Straße, im Bürgerbüro Bauen im Rathaus II und bei allen Ortsverwaltungen. Wer trotz aller Bemühungen dennoch mit einer großen Tigermückenpopulation kämpft, schreibt eine Mail an termine-tigermuecke@kabs-gfs.de mit dem Betreff „Tigermücke Kehl“.
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