Förderung von Streuobstwiesen
Damit nicht der falsche Ast abgesägt wird
Kehl (st). Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Biotopen Mitteleuropas, sie bieten Lebensraum für schätzungsweise 5.000 Tier- und Pflanzenarten. Doch ihre Pflege ist aufwendig und setzt komplexes Fachwissen voraus, weshalb viele Streuobstwiesen – auch in der Ortenau – in einem schlechten Zustand sind.
Wie wächst welche Baumart? Was versteht man unter einem Pflanzschnitt, einem Erziehungs- und einem Verjüngungsschnitt? Warum ist die regelmäßige und fachmännische Kontrolle der Obstbäume wichtig und wann sollte man eingreifen, um einen Baum stark und gesund zu erhalten?
Zwei Tage lang beschäftigten sich die 14 Teilnehmer eines Schnittkurses, die mehrheitlich Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Sundheimer Grund sind, in Theorie und Praxis mit solchen Themen. Kursleiterin Heidrun Holzförster von der Beratungsstelle für Obst- und Gartenbau beim Landratsamt Ortenaukreis begutachtete mit ihnen zahlreiche Jung- und Altbäume, anschließend wurde mit Sägen und Astscheren der jeweils notwendige Schnitt geübt.
Einmal pro Jahr fördert die Stadt Kehl einen Obstbaumschnittkurs, so dass die Teilnahme für Interessierte unentgeltlich ist. „Teilnehmer sind häufig Pächter, die für die Pflege auf ihren Pachtlosen verantwortlich sind“, sagt die städtische Umweltreferentin Sarah Koschnicke, deshalb sei es wichtig, ihnen Schulungen anzubieten. „Denn der Erhalt der Streuobstwiesen in Kehl ist für den Natur- und Artenschutz enorm wichtig.“ Zwar beschäftige die Stadt im Zeitraum von Oktober bis März normalerweise zwei Streuobstschneider, doch werde es zunehmend schwierig, Fachleute dafür zu finden. Zudem sei die Arbeit so umfangreich, dass sie kaum von den Fachkräften allein bewältigt werden könne.
Zusätzlich zu dem jährlich angebotenen Baumschnittkurs hat die Stadt Kehl Besitzer oder Pächter von Streuobstwiesen dabei unterstützt, eine Förderung des Landes Baden-Württemberg zu beantragen. Mit der Vergabe von Fördergeldern will das Land den hohen Pflegeaufwand der Obstbauern honorieren und dazu beitragen, den Pflegezustand der Obstbäume zu verbessern.
2014 lud die Stadt Kehl Interessierte dazu ein, sich im Bereich Umwelt für die Förderung anzumelden und reichte dann einen Sammelantrag beim Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz ein. 35 Kehler mit insgesamt 1.146 Streuobstbäumen in der Kernstadt, in Auenheim, Leutesheim, Odelshofen, Bodersweier, Goldscheuer und Zierolshofen profitieren seitdem von dem Förderprogramm, das auf fünf Jahre angelegt ist.
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