Kehler Oberbürgermeister nimmt Stellung zu Krankenhaus-Gutachten
Blick darf nicht am Kehler Rheinufer enden

Die Schließung des Kehler Krankenhauses im Jahr 2030 will Oberbürgermeister Vetrano nicht hinnehmen. | Foto: gro
  • Die Schließung des Kehler Krankenhauses im Jahr 2030 will Oberbürgermeister Vetrano nicht hinnehmen.
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Kehl (st). Dass es in Kehl von 2030 an kein Krankenhaus mehr geben soll, will Oberbürgermeister Toni Vetrano so nicht hinnehmen: Das Gutachten von Lohfert & Lohfert, das am Donnerstag, 19. April, vorgestellt wurde, lässt aus seiner Sicht „eine ernsthafte Abwägung zwischen zentralen und dezentralen Strukturen im flächengrößten Landkreis Baden-Württembergs vermissen“. Mit mehr als 36.000 Einwohnern sei Kehl die drittgrößte Stadt im Ortenaukreis und müsse auch in Zukunft eine wichtige Säule in der Kliniklandschaft bleiben. Dass Kehl quasi zur Last gelegt werde, dass der Einzugsbereich nur einen 180-Grad-Winkel umfasse und am Rhein ende, findet er in einer ersten Stellungnahme zu diesem Gutachten sehr befremdlich und nicht mehr zeitgemäß: Man könne nicht zum einen, den Eurodistrikt feiern und zum anderen komplett ausblenden, dass nur wenige Meter von der Europabrücke entfernt vor einem Jahr eine der modernsten und größten Kliniken Frankreichs eröffnet worden sei.

Er respektiere das Gutachten insoweit, schreibt Toni Vetrano in seiner Stellungnahme, als die Gutachter sich auftragsgemäß damit befassten, wie für die Bevölkerung die bestmögliche medizinische Versorgung sichergestellt werden könne. Unbestritten sei zudem, dass das Gesundheitswesen in der Ortenau auch in Zukunft finanzierbar bleiben müsse. Wenn aber genau diese Faktoren die Grundlage für die kommende konstruktive Diskussion sein sollten, dann könne der Blick nicht am Kehler Rheinufer enden. Gerade wenn man den Menschen im Ortenaukreis die bestmögliche medizinische Versorgung zuteilwerden lassen wolle, müsse man über eine Kooperation mit den großen Kliniken in Straßburg nachdenken: „Straßburg ist schon da, wo wir in einigen Jahren sein wollen.“ Im Aufbau einer grenzüberschreitenden Klinikkooperation – nicht nur für Kehl, sondern zugunsten aller Patienten im Ortenaukreis – sehe er eine große Zukunftsaufgabe für den Eurodistrikt.

Dass solche Kooperationsprojekte zum Wohle der Patienten aber auch der kooperierenden Partner bestens funktionieren könnten, zeige die Zusammenarbeit der Epilepsiekliniken der Diakonie Kork und der Straßburger Universitätsklinik, die bereits 2008 begonnen habe. Patienten aus Straßburg werden dabei zur Diagnostik nach Kork geschickt; Korker Patienten in Straßburg operiert. Von der Zusammenarbeit in der Forschung profitieren ebenfalls beide Kliniken und „Kork spielt jetzt auf europäischer Ebene eine Rolle“, argumentiert Toni Vetrano. Durch eine solche Kooperation – das zeige das Beispiel Kork ebenso – wüchsen auch zweisprachige medizinische Fachkräfte heran.

Toni Vetrano appelliert sowohl an die Kreisräte als auch an Landrat Frank Scherer, „sich auf keinen Fall durch das Gutachten unter Druck setzen zu lassen“. Er bezweifle, dass die Kreisräte bereits im Juli die Entscheidung treffen könnten, ob drei oder vier Klinikstandorte erhalten bleiben sollen – „diesen Zeitplan der Kreisverwaltung halte ich für sehr ambitioniert“. Dies gelte vor allem dann, wenn es für die aufzugebenden Häuser keine klaren Perspektiven für eine neue Nutzung gebe.

Darüber hinaus warnt der Kehler Rathaus-Chef vor der „geringen Halbwertszeit von Gutachten“: 2013 erst habe es eines gegeben, in dem unter anderem empfohlen worden sei, alle Standorte zu erhalten. Kehl habe sich damals bereit erklärt, mit der Aufgabe der Geburtshilfe einen Beitrag zur Optimierung der Klinikstruktur im Ortenaukreis zu leisten: Die zugesagte Gegenleistung sei jedoch nicht erfolgt.

OB Vetrano legt Wert auf die Feststellung, dass es sich um eine erste Reaktion auf das am Donnerstag veröffentlichte 118 Seiten starke Papier handele, eine detailliertere Stellungnahme werde er in der Sitzung des Kehler Gemeinderats am Mittwoch, 25. April, abgeben.

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