Strittiges Projekt in Hohnhurst beschäftigt auch die Wahlkämpfer in der Ortenau
BI protestiert weiter gegen geplanten Legehennenstall

Der Streit um den Legehennenstall in Hohnhurst ist auch Thema bei den Kandidaten für die Bundestagswahl.  | Foto: gro
  • Der Streit um den Legehennenstall in Hohnhurst ist auch Thema bei den Kandidaten für die Bundestagswahl.
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Kehl-Hohnhurst (gro). Der geplante Legehennenstall in Kehl-Hohnhurst zieht die Bundestagskandidaten an den Rhein. Nach Norbert Großklaus von den Grünen besuchte am Donnerstagabend Elvira Drobinski-Weiß, SPD-Abgeordnete im Wahlkreis Offenburg, gemeinsam mit Ute Vogt, Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, die Bürgerinitiative für Tier- und Umweltschutz Südliches Hanauerland. Und auch Kordula Kovac, CDU-Bundestagsabgeordnete, hat sich für den 30. August angemeldet.

Liliane Brett von der BI gab einen kurzen Abriss der Situation: Zwei Investoren wollten einen Legehennenstall für 14.550 Tiere in Bodenhaltung im Außenbereich in Hohnhurst bauen. Die ersten Gespräche mit der Ortsverwaltung seien bereits Ende 2015 gelaufen. 2016 sei die Bevölkerung über eine Bauvoranfrage im Mitteilungsblatt Hohnhurst informiert worden. "Wir hatten vor 40 Jahren einen Hühnerstall, damals mit 30.000 Tieren in Hohnhurst, wir wissen, was das bedeutet", betonte Brett. "Damals konnten wir kaum atmen." Der erste Bauantrag, geplant sei ein Stall mit 14.900 Hühner gewesen, sei abgelehnt worden. "Er hatte vergessen, die 700 Hühner miteinzurechnen, die er schon hält", so Brett, die darauf hinwies, dass der Stall für diese Tiere ohne Genehmigung gebaut worden sei. Mit dem Bestand sei die Zahl von 15.000 Hennen überschritten und damit eine Umweltverträglichkeitsprüfung verpflichtend geworden. Nach Nachbesserungen sei der Antrag abgelehnt worden, weil die Immissionsbelastung für den Nachbarn zu hoch gewesen sei. "Nun gibt es einen neuen Antrag mit weniger Hühnern", informierte Liliane Brett. "Die beiden Investoren wollen eine KG gründen, es handelt sich dabei um einen gewerblichen und nicht um einen landwirtschaftlichen Betrieb." Deshalb gebe es auch kein landwirtschaftliches Privileg.
"Die Stadt Kehl verweist aufs Baurecht", machte Liliane Brett dem Frust der BI-Mitglieder Luft. "Es heißt, es handle sich im Augenblick um eine Bauvor-anfrage, da müsse man gewisse Dinge nicht prüfen. Wir finden aber, dass man schon jetzt die Immissionen, die entstehenden Nitrate, die Bioaerosole in Betracht ziehen sollte." Vor allen Dingen deshalb, weil der geplante Legehennenstall an zwei Vogelschutzgebiete angrenze.

Diese Tatsache spielt für den Naturschutzbeauftragten Dr. Ingo Nikusch eine wichtige Rolle: "Es wurde, da ich in Urlaub war, eine Stellungnahme von der unteren Naturschutzbehörde abgegeben, die ich nicht akzeptiere. Ich habe eine neue Stellungnahme gefordert, das wurde mir auch zugestanden." In Nikuschs Augen werde die bereits vorliegende Einschätzung der tatsächlichen Bedeutung des Gebietes rund um den Legehennenstall nicht gerecht. "Es handelt sich um ein Überwinterungsgebiet für Zugvögel. Es ist ein relativ großes Wiesengebiet, das geschützt ist." Außerdem handele es sich in dem Bereich um ein Naherholungsgebiet. "Es ist ein Klotz, der da gebaut werden soll. Die Abluftöffnungen sind sehr hoch geplant", so Nikusch, der den geplanten Stall als "Störpunkt" für das Gebiet einordnet. "Das Gebiet, auf dem jetzt gebaut werden soll, wurde bei der Einrichtung der Schutzgebiete nur ausgespart, um dem dort bereits ansässigen landwirtschaftlichen Betrieb keine Probleme zu bereiten."

Sorgen bereitet der BI allerdings nicht nur die Geruchsbelästigung, die von dem künftigen Betrieb ausgehen könnte, sondern auch der zunehmende Verkehr: Der Betrieb sei nur über eine einzige Straße, die durch Hohnhurst führt, zu erreichen. Darüber müsste die Futteranlieferung, die Abholung der Eier, aber auch die Entsorgung des Hühnerkotes und die der toten Hühner, die in einem Legehennenbetrieb regelmäßig anfielen, laufen. "Der Grundstückseigentümer ist für uns nicht zuverlässig", so Liliane Brett. Er habe Hühnermist im Wald mitten im Vogelschutzgebiet gelagert, der erst nach einer Anzeige abtransportiert worden sei. Aber: "Das Landwirtschafts-amt des Kreises befürwortet das Vorhaben", so Brett.

Sachlich setzten sich die beiden SPD-Politikerinnen mit den Fragen der Bürger auseinander. Sie konnten angesichts der bestehenden Rechtslage nur wenig Mut machen. Das Grundstück gehöre bereits einem der beiden Investoren, damit greife tatsächlich das Baurecht, so Ute Vogt, die empfahl, die örtlichen Umweltverbände mit ins Boot zu holen. Da sich der Betrieb im Außenbereich befände, hätte man nur wenig Handhabe. "Einzig der unmittelbare Nachbar, der seinen landwirtschaftlichen Betrieb mittlerweile aufgegeben hat, ist unser Pfund", fasst Liliane Brett zusammen.

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