Gesundheitsstandort Kehl
Ärzte wollen Zukunft mitgestalten
Kehl (st). Ärzte aus Kehl und dem Hanauerland möchten die Zukunft des Gesundheitsstandorts Kehl mitgestalten. Das haben sie bei einem Treffen in der Stadthalle deutlich gemacht, zu dem Oberbürgermeister Toni Vetrano darüber hinaus die Kehler Stadträte (die auch Kreisräte sind) eingeladen hatte, die sich bereits vor zwei Jahren zu einer Gesundheits-Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen haben. In dieser AG wollen Vertreter der Ärzteschaft nun mitarbeiten. Einig war man sich darin, dass man jetzt aktiv und kreativ werden und keinesfalls abwarten will, bis der Kehler Klinikstandort 2028 oder 2030 geschlossen wird. In zwei Arbeitsgruppen definierten die Beteiligten, was ein Gesundheitsstandort Kehl unbedingt braucht. In die Diskussion brachten sich auch die Bürgermeister von Rheinau und Willstätt, Michael Welsche und Christian Huber, ein.
Fachärzte
Damit die bereits vorhandenen Facharztpraxen in Kehl erhalten bleiben und weitere hinzugewonnen werden können (es gibt nur einen Urologen, einen Kardiologen und einen Hautarzt; ein Onkologe fehlt ganz), ist ein Angebot an modernen und funktionalen Räumen unerlässlich, machten die Ärzte deutlich. Diese sollten sich möglichst in einem Zentrum für Gesundheit (oder auch mehreren davon) befinden und – das wurde als sehr wichtig erachtet – mit einem Notarztstandort verbunden sein. Dieses Zentrum für Gesundheit muss aus Ärztesicht nicht zwingend am Standort des heutigen Krankenhauses angesiedelt sein – auch andere Standorte (beispielsweise der Zollhof) wären denkbar, wenn ein weiteres wichtiges Kriterium erfüllt ist: Das Zentrum für Gesundheit muss mit dem öffentlichen Personennahverkehr erreichbar sein. Auch müsse ein solches Zentrum nicht unbedingt in der Trägerschaft des Kreises stehen; wichtig ist den Ärzten vielmehr, dass die Miete erschwinglich bleibt.
Neben den Fachärzten in den genannten Disziplinen fehle es in Kehl an Hausärzten, an einer hausärztlichen Notfallpraxis und auch an Hebammen zur Schwangerschaftsbetreuung. Die Versorgung bei Arbeitsunfällen und Wunden sowie das ambulante Operieren waren weitere Themen, die aus Ärztesicht in einem Konzept für den Gesundheitsstandort Kehl eine Rolle spielen müssen.
Geografische Lage als Pluspunkt
Aufgrund von der Lage gegenüber von Straßburg sei Kehl für deutsch-französische Paare mit medizinischer Fachausbildung besonders interessant, berichtete ein Mediziner, der selber in einer deutsch-französischen Partnerschaft lebt. Auch andere junge Kolleginnen und Kollegen fragten bei ihm zwecks einer Niederlassung in Kehl an. Dazu kommt: Auch eine Kooperation mit Kliniken auf der Straßburger Rheinseite wäre für einige Kehler Ärzte interessant – zum Beispiel, wenn es um ambulante Operationen oder Belegarztbetten geht. Im wahrsten Wortsinn lebenswichtig wäre, dass Menschen mit Herzinfarkt oder Schlaganfall innerhalb von wenigen Minuten nach Straßburg gebracht werden könnten, „anstatt durch die Ortenau gefahren zu werden“, wie ein Mediziner formulierte.
Weiteres Vorgehen
Nachdem die Agenda 2030 des Kreises auf einem externen Gutachten beruhe, kam auch aus dem Kreis der Teilnehmer der Vorschlag, ein Gutachten für den Gesundheitsstandort Kehl in Auftrag zu geben. Ein professionell erarbeiteter Vorschlag habe beim Landkreis mehr Gewicht, argumentierten die Befürworter.
Fazit
Dass Ärztevertreter in der Gesundheits-AG gemeinsam mit den Lokalpolitikern die Zukunft des Gesundheitsstandorts Kehl gestalten wollen, freute Oberbürgermeister Toni Vetrano ebenso wie die Zusagen seiner Bürgermeisterkollegen aus Rheinau und Willstätt, Michael Welsche und Christian Huber, sich in die Überlegungen einbringen zu wollen. „Eine gute medizinische Versorgung steht über allem“, zog OB Vetrano das Fazit des Treffens. Ob diese dann an einem Standort konzentriert oder auf mehrere Orte verteilt werde, „ist zweitrangig“. Auch er sprach sich dafür aus, den „Abwägungsprozess von Profis moderieren zu lassen“ und möchte 2022 zu einem Strategie-Workshop einladen.
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