Corona-Virus bremst Carsharing aus
56 Prozent weniger Buchungen

Auch die Carsharing-Autos stehen jetzt vielfach still. | Foto: Stadt Kehl

Kehl (st). Kontaktarmut, Homeoffice, abgesagte Veranstaltungen: Das Leben spielt sich für viele Menschen aufgrund der aktuellen Corona-Situation verstärkt in den eigenen vier Wänden ab. Dieser Umstand wirkt sich auch auf die Nutzung der Carsharing-Autos in Kehl aus. Mit Beginn der Einschränkungen sind die Buchungszahlen deutlich gesunken. Ein Spezialtarif soll Abhilfe schaffen.

Seit 2014 gibt es in Kehl das Angebot, Autos gegen Gebühr stundenweise zu mieten. Nutzer haben dabei an drei Standorten – Rathausplatz, Oberdorfstraße und Großherzog-Friedrich-Straße – die Wahl zwischen vier Fahrzeugen. Die Stadtverwaltung unterstützt diese Form der Mobilität, indem unter anderem Stellplätze kostenlos zur Verfügung gestellt und Elektroladesäulen installiert werden. „Städtische Mitarbeiter sind zudem dazu angehalten, für Dienstreisen den ÖPNV oder die Angebote des Carsharings zu nutzen“, berichtet die städtische Klimaschutzmanagerin Lea Unterreiner.

Vermehrt nutzten auch immer mehr Privatpersonen das Angebot, weshalb es in der Vergangenheit häufiger zu Engpässen bei der Verfügbarkeit der Fahrzeuge gekommen sei. Vor allem das Elektroauto erfreut sich großer Beliebtheit. Im vergangenen Jahr war es mit 1812 gebuchten Stunden das am stärksten nachgefragte Carsharing-Auto in Kehl. Zum Vergleich: Das Fahrzeug auf Rang zwei verzeichnete im vergangenen Jahr insgesamt 798 gebuchte Stunden.

Obwohl die Nutzerzahlen gestiegen sind, ist der Standort in Kehl ein Minusgeschäft für den Carsharing-Anbieter Stadtmobil Südbaden. Die städtische Klimaschutzmanagerin begründet dies zum einen durch die wirtschaftlich schwierige Insellage: „In Kehl stehen die Autos vor allem am Rathausumfeld, da die Mitarbeitenden der Verwaltung eine große Nutzergruppe bilden. Das Fahrzeugangebot auf das gesamte Stadtgebiet zu erweitern, würde helfen, mehr Menschen zu erreichen. Dies ist wirtschaftlich jedoch schwer darstellbar.“

Zudem berichtet sie, dass die Fahrzeuge häufig für Kurzstrecken genutzt werden. Da sich die Stadt jedoch für eine Stärkung der nachhaltigen Mobilität der Bürgerinnen und Bürger ausgesprochen hat, beschloss der Gemeinderat im Februar dieses Jahres: Mit insgesamt 10.000 Euro soll Stadtmobil Südbaden im Zeitraum von 1. April 2020 bis 31. März 2021 unter die Arme gegriffen werden, damit der Standort in Kehl erhalten bleiben und das Angebot in Zukunft weiterentwickelt werden kann.

Und dann kam Corona

Mit dem Auftreten der ersten Corona-Fälle in der Region wurde das soziale Leben drastisch heruntergefahren. Zudem arbeiten viele Menschen aktuell von zu Hause aus. Dies wirkt sich maßgeblich auf die Nutzungszahlen des Carsharings aus: Seit Inkrafttreten der Notverordnung des Landes vom 17. März sind die Zahlen in Kehl von durchschnittlich 43,5 Buchungen in der Woche auf 19 Buchungen gesunken. Das entspricht einem Rückgang von rund 56 Prozent.
Um diesem Trend entgegenzuwirken, gibt der Carsharing-Anbieter aktuell 50 Prozent Rabatt auf eine Buchung von mindestens fünf Tagen. „Zudem gewähren wir einen Nachlass für ehrenamtliche Carsharing-Nutzungen, sei es für Liefer- oder Nachbarschaftsdienste oder sonstige distanzüberbrückende soziale oder kulturelle Initiativen“, erläutert Jonas Meßmer von Stadtmobil Südbaden AG. Diese Sonderkonditionen gelten noch bis mindestens zum 3. Mai.

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