Durchgeblättert: Goldenes Buch Kehl
27 Staatsoberhäupter auf einmal
Kehl (rek). Das Goldene Buch der Stadt Kehl wurde 1998 erstmals auf Initiative des damaligen Oberbürgermeisters Günther Petry neu angelegt. Die Guller-Redaktion hat einige Rathäuser besucht und in den Goldenen Büchern geblättert. Dabei sind wir auf manche Besonderheiten und historische Einträge gestoßen, die wir in einer kleinen Serie vorstellen wollen.
Der Anlass am 20. September 1998 für die ersten Unterschriften: Ein Benefiz-Fußballspiels im Kehler Rheinstadion für den südfranzösischen Polizisten Daniel Nivel, der im Sommer 1998 während der Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich von deutschen Hooligans so zusammengeschlagen wurde, dass er schwerbehindert war. Nach Kehl kamen damals neben Fifa-Präsident Sepp Blatter auch der Präsident des Deutschen Fußballverbands, Egidius Braun, DFB-Ehrenspielführer Fritz Walter sowie Bundesligastars und französische Fußballgrößen. Sie haben gemeinsam im Rheinstadion in gemischten Mannschaften ein Freundschaftsspiel zugunsten von Daniel Nivel ausgetragen.
Ein anderes Großereignis, durch das sich Kehl einen Eintrag in der Geschichte gesichert hat: der NATO-Gipfel 2009. Nur wenige deutsche Städte haben wohl die Unterschrift von Barack Obama, Bundeskanzlerin Angela Merkel und 25 weiteren Staats- und Regierungschefs sowie des NATO-Generalsekretärs Anders Fogh Rasmussen in ihrem Goldenen Buch. Aber auch die Jungfernfahrt der Tram über den Rhein nach Straßburg im Jahr 2017 war ein Tag für Einträge in das Buch. Durch seine Lage am Rhein mit der Metropole Straßburg gegenüber und seinen grenzüberschreitenden Einrichtungen, dazu zählen der Eurodistrikt, die Europäische Arbeitsvermittlung, das Zentrum für Verbraucherschutz, Euro-Institut, Infobest, ist Kehl für viele Diplomaten und andere hochrangige Gäste eine Station und damit einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt wert.
Nicht nur Rathausbesucher tragen sich ein
In das Goldene Buch tragen sich aber eben nicht nur die bedeutenden Besucher ein, die im Rathaus waren, sondern auch die, die an anderen Orten in der Stadt waren: So hat beim Nato-Gipfel OB Petry das Buch mit ins sogenannte "Café Merkel" – den Pavillon am Rhein – genommen. Bei der Tram-Jungfernfahrt war es im Zelt auf dem Bahnhofsplatz aufgeschlagen. Auch in der Stadthalle haben es Petry und auch sein Nachfolger Toni Vetrano schon mehrfach den Gästen für Unterschriften vorgelegt – wie ja auch gleich beim ersten Mal, als sich die Benefiz-Fußball-Prominenz eingetragen haben.
Anfangs wurden die Seiten vom damaligen Leiter des Standesamts, Artur Hetzel, kalligrafisch gestaltet. Später ist die Stadt dazu übergegangen, ein von einer Grafikerin gestaltetes Blatt einzukleben. Sicher verwahrt ist das Goldene Buch in einem städtischen Tresor. Aber bereits während der Zeit des Nationalsozialismus wurde ein Goldenes Buch geführt. Das Vorgängermodell wird im Stadtarchiv aufbewahrt. Dort finden sich Einträge aus der Zeit zwischen 1938 und 1956. "Dieses Buch kann nach vorheriger Terminabsprache im Stadtarchiv eingesehen werden", so die Pressestelle der Stadt Kehl.
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