Kehler Karlheinz Axt erinnert sich
Herausforderungen einer Grenzstadt

Früher war auf dem Kehler Marktplatz Parken noch möglich. Erst durch den Bau der Fußgängerzone zwischen 1990 und 1994 wurde aus einem Parkplatz eine Aufenthaltsfläche. | Foto: Archivfoto: Stadtanzeiger Verlag
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  • Früher war auf dem Kehler Marktplatz Parken noch möglich. Erst durch den Bau der Fußgängerzone zwischen 1990 und 1994 wurde aus einem Parkplatz eine Aufenthaltsfläche.
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Kehl (gro). Als in Offenburg der Stadtanzeiger Verlag gegründet wurde, engagierte sich Karlheinz Axt in Kehl bereits seit einem Jahr politisch. "Ich bin 1971 in die FDP eingetreten", erzählt der langjährige Stadt- und Kreisrat. 1975 bewarb er sich erstmals um ein Stadtratsmandat, schaffte es aber erst 1980 ins Gremium, wo er 34 Jahre blieb. "Es gab kein besonderes Ereignis, das mich dazu brachte", beschreibt der Kehler seine Motivation. "Ich war einfach ein politisch interessierter Mensch, wollte mitarbeiten und mich einbringen."

46 Mitglieder hatte der Kehler Stadtrat damals. "Das waren fünf mehr als der Landtag des Saarlandes hatte", veranschaulicht Axt die für ihn überzogene Größe. Grund war die unechte Teilortswahl, die nach der Gemeindereform den eingemeindeten Ortsteilen Sitze im Gemeinderat garantierte. "Kehl war 1984 die erste Stadt in Baden-Württemberg, die die unechte Teilortswahl abgeschafft und die Zahl der Stadträte auf 26 festgesetzt hat", ist Karlheinz Axt noch heute sicher, dass dies die richtige Entscheidung gewesen war – wenn auch nach der freiwilligen Verkleinerung die FDP in Kehl keinen Fraktionsstatus mehr hatte. Axt, stets der Praktiker, suchte sich Partner, die langjährige Fraktionsgemeinschaft mit der CDU war geboren.

Drei Oberbürgermeister erlebte der FDP-Mann in 34 Jahren als Stadtrat: Detlef Prößdorf, Günther Petry und Toni Vetrano. Dass der Gemeinderat sich in vielen Dingen einig und Fraktionskämpfe selten waren, liegt nach der Ansicht von Karlheinz Axt am Nachholbedarf der Stadt nach der späten Freigabe 1953. "Natürlich gab es bei den Bebauungs- und Entwicklungsplänen mal Meinungsverschiedenheiten", sagt er mit einem Augenzwinkern. Als Mann der Kernstadt vertrat er deren Interesse vielleicht mit ein wenig mehr Herzblut. "Schon immer stammte die Mehrzahl der Stadträte aus den Ortschaften", so Axt.
So manches Thema hält sich bis heute: "Die Schwimmbaddiskussion gab es schon in den 1970er-Jahren," sagt Karlheinz Axt. Nach der Gemeindereform sei es darum gegangen, wer noch Bäder bekomme, dann, welche erhalten blieben, und schließlich, ob überhaupt saniert werde. "Jetzt haben wir gar keines mehr", sagt er nicht ohne Bitterkeit. Schließlich hat der Sportbegeisterte viele Jahre im Kehler Freibad seine Runden gezogen.

"Wir Stadträte hatten zu den Bürgern ein vertrauensvolles Verhältnis", vergleicht er die politische Kultur mit heute. "Es gab keine sozialen Medien, man musste miteinander reden. Wir hatten und haben ein offenes Ohr für die Anliegen der Bürger", so Axt. Als langjähriger Präsident des Kehler Fußballvereins und in seinem Beruf bei einem Autohaus fiel es ihm leicht, mit den Kehlern ins Gespräch zu kommen.

Entscheidung für die Landesgartenschau

Das Jahr 1997, als der Guller erstmals erschien, war auch für Kehl ein wichtiges. "Der Gemeinderat hat den Entschluss für die deutsch-französische Landesgartenschau gefasst", erinnert sich Axt. "Wir holten uns Anregungen bei anderen Gartenschauen. Ich weiß noch, dass mir in Mosbach erstmals bewusst wurde, dass es nicht nur um die Veranstaltung geht, sondern um eine Entwicklungschance für die ganze Stadt." Verbunden mit der Entscheidung für die Landesgartenschau und eine neue Brücke waren viele Diskussionen mit den Bürgern: "Damals hat sich die Art der Kommunikation verändert. Nicht alle Kehler waren von dem Projekt überzeugt. Vor allem die Brücke sorgte für viele Diskussionen. Wir bekamen ganz schön Gegenwind aus der Bürgerschaft."

Er ärgert sich heute darüber, wenn Bürger erklärten, dass sie nicht an Entscheidungsprozessen beteiligt würden. "Die Bürger unserer Stadt haben die Möglichkeit, sich in der Kommunalwahl einzubringen. Sie können die Sitzungen besuchen und Fragen stellen", so Axt. "Ich halte nichts von denen, die nur aus Eigennutz handeln. An unserer Demokratie kann jeder teilnehmen, sich aufstellen lassen, sich Gehör verschaffen und Einfluss nehmen."

Wirft Karlheinz Axt einen Blick zurück, so beschreibt er Kehl 1972 als eine Kleinstadt mit bürgerlichem Flair, eine Grenzstadt mit allen Vor- und Nachteilen. "Heute ist Kehl eine Kreisstadt an einer offenen Grenze. Es kommen noch mehr Gäste aus Frankreich in die Stadt und sie haben die Kernstadt als Wohnort entdeckt. Die Menschen leben zwar in Kehl, aber Lokalpolitik interessiert sie nicht." Das zeige sich bei jeder Wahl an der geringen Wahlbeteiligung in der Kernstadt. "So was tut der Kernstadt nicht gut", bedauert Axt.

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