Das Leseangebot wird durch das Ehrenamt aufrechterhalten
Bücher in zwei Türmen samt Sitzgelegenheit

Ingrid Kaufmann gehört zu denjenigen, die den Bücherwurm pflegen, auf Sauberkeit achten und die Leseproben im Auge haben. | Foto: rek
  • Ingrid Kaufmann gehört zu denjenigen, die den Bücherwurm pflegen, auf Sauberkeit achten und die Leseproben im Auge haben.
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Kehl (rek). Eine Idee aus Bonn ist seit über sechs Jahren auch auf dem Kehler Marktplatz umgesetzt: Zwei Türme aus blauem Metall stehen auf dem südlichen Ende des zentralen Platzes und sind in der Regel gut gefüllt mit Büchern für jedermann. Mehrmals am Tag öffnen Passanten die Türen, nehmen ein Buch heraus, lesen es kurz an und stellen es wieder zurück oder nehmen es mit.

Der Name Bücherwurm entstand durch die leicht gewundene Sitzgelegenheit rund um die beiden Türme. Die Stadt Kehl und die Firma Nussbaum waren bei der Realisierung des Betonblocks und der Metallschränke finanziell behilflich. "Die Idee ist, dass sich Menschen ein Buch leihen, es zu Hause oder gleich hier lesen können. Hinterher bringen sie es zurück oder behalten es. Dafür bringen sie vielleicht ein anderes und stellen es zur Verfügung", beschreibt Ingrid Kaufmann den Bücherwurm.

Mindestens zweimal die Woche schaut sie oder eine Mitstreiterin in der Kehler Frauenliste nach dem Rechten, sortiert beschädigte Bücher aus, entnimmt, was nicht rein soll und entdeckt auch immer wieder Kurioses oder Bewegendes. Etwa, wenn in einem der Bücher eine Widmung zu lesen ist und das Buch so ein kleines Stück seiner Geschichte verrät. Das gehe ihr schon manchmal ans Herz. "Es kommt auch immer zu netten Gesprächen mit den Leseratten", so Kaufmann, wenn sie mit Wasser, Tuch und Bürste zum Reinigen anrückt. In mehreren Sprachen ist das Konzept prägnant beschrieben. Dass es angenommen wird, stellt Kaufmann auch daran fest, dass inzwischen Bücher in französischer Sprache sich hier finden.

"Ich suche gerade für meinen Bruder etwas zum Lesen. Er ist im Krankenhaus und hat dort jetzt viel Zeit", erklärt eine Frau, die bei ihrem Marktbesuch einen Abstecher zum Bücherwurm macht und stöbert und das Angebot eine "tolle Sache" nennt. "Das ist das Ziel", nennt Ingrid Kaufmann die Intention.

Zeitschriften sind nicht erwünscht, bei Sachbüchern wird von Fall zu Fall entschieden. Vor allem Belletristik soll hier zur Verfügung gestellt werden und Kinderbücher. "Die Bücherwurm erlebt einen regen Wechsel bei dem, was in ihm steht." Aus Nachlässen erhält die Frauenliste immer wieder Bibliotheken, aus denen sie den Bücherwurm bestückt. "Es stehen manchmal auch Werke hier, die, wie ich finde, einen Wert für die Stadt Kehl haben", erzählt Kaufmann. Etwa, wenn es um Kehler Historische geht oder Bücher von früheren lokalen Druckereien, die sie gedruckt haben." Mit solchen Büchern geht Kaufmann dann zu Ute Scherb, der Leiterin des Kehler Stadtarchivs.

Freuen würde es Kaufmann, wenn sich weitere Paten für den Bücherwurm fänden. Dass sich das Engagement lohnt, erfahren sie und ihre Kolleginnen durch die Bücher und die Menschen, die sie lesen.

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