Koehler Paper-Group investiert 300 Millionen Euro im Rheinhafen
Besonderes Papier soll das Plastik bei Produktverpackungen ablösen
Oberkirch/Kehl (rek). Die Erfindung des Papiers wird rund um das 100 n. Chr. datiert. Genauer kennt der Oberkircher Papierproduzent sein Gründungsdatum: 1807 übernahm Otto Koehler die Oberkircher Papierfabrik und fast 60 Jahre später erfolgte die Umstellung auf maschinelle Herstellung. Mag man in vielen Jahren der Produktion an den Farben in der Rench erkannt haben, welches Papier gerade über die Maschinen rollt, hat sich in den über 200 Jahren der Firmengeschichte der heutigen Papierfabrik August Koehler SE viel getan. Ein weiterer Meilenstein für das Unternehmen und auch die Nachhaltigkeit von Produkten steht bevor. In Kehl wird derzeit für eine Investitionssumme von über 300 Millionen Euro der Produktionsstandort erweitert. Dort soll ab Herbst die Herstellung von Papier erfolgen, die in weiten Teilen den Plastik als Produktverpackung den Kampf an sagt.
"Der Durchbruch gelang Koehler", erläutert Christoph Müller-Stoffels, Leiter Marketing und Kommunikation, "vor rund 50 Jahren mit dem Durchschreibepapier", einem Produkt, das in Oberkirch Patent erhielt. Mitte der 80er-Jahre ging es mit der Entwicklung des Thermopapiers weiter, das aufgrund schädlicher Inhaltsstoffe ab 2020 in der EU nur noch ohne chemische Zusatzstoffe hergestellt werden darf. „Wir denken heute bereits an übermorgen" und nennt als als Beispiel die Entwicklung des umweltfreundlichen Thermopapiers durch Koehlers 60 Mitarbeiter umfassende Abteilung für Forschung und Entwicklung.
"Bei Koehler weiß man, wie man Papier für die verschiedensten Produkte bestreichen muss, um den gewünschten Effekt zu erhalten", beschreibt Müller-Stoffels die Gedankengänge. Also warum nicht auch Papier für flexible Verpackungen, war die Überlegung des Vorstands, die der 300 Millionen Euro großen Investition vorausging. Die Verbundstoffe mit Plastik lassen sich nicht oder zumindest nur schwer lösen und recyclen. Papier hat da bessere Eigenschaften. Die Verbundstoffe mit Plastik lassen sich nicht oder zumindest nur schwer lösen. Papier hat da bessere Eigenschaften. "Allerdings mussten wir auch die Barriereeigenschaften von Papier erhöhen", so Müller-Stoffels. Teebeutelumverpackungen benötigen andere Eigenschaften als etwa Schokolade, für Käse sind wieder andere Faktoren gefragt.
"Wichtig bei der Entwicklung ist auch, dass das jeweilige Papier verschiedene Produktionsabläufe unbeschadet überstehen muss", betont der Marketingleiter. Es muss transportiert, gelagert, bedruckt und weiter verarbeitet werden. "Es soll dünn, haltbar, beständig, aber natürlich recycelbar sein. Aromastoffe, Wasserdampf und andere äußere sowie produkteigene Einflüsse sollen weder dem Artikel noch der Umwelt schaden. Einfacher wird es dann für Non-Food-Waren wie Bekleidung oder Kosmetik. Andererseits: Papier reißt, Plastik nicht oder zumindest sehr viel schwerer. Wissenschaftliche Unterstützung gibt es dazu von der Technischen Universität Darmstadt.
Gut drei Jahre dauerte es von der Idee, bis im Herbst die ersten Rollen im Kehler Werk hergestellt werden. "Manche setzen sich erst durch, wenn der Kunde es will", so gibt Müller-Stoffels Koehlers Erfahrung wider. Zudem "brauchen wir Entwicklungspartner, die diese Schritte mit uns gehen", erklärt Müller-Stoffels. Dafür sind neue Maschinen vonnöten – nicht nur die, die in Kehl entsteht, sondern auch bei der Weiterverarbeitung – und Unternehmen in verschiedenen Branchen, die dieses Produkt dann auch einsetzen.
Bei der Nennung dieser Produkte hält sich Müller-Stoffels bedeckt. Ähnlich wie bei dem neuartigen Thermopapier. Es braucht seine Zeit, bis sich Produkte durchsetzen, weil der Kunde es wünscht – im Sinne der Nachhaltigkeit ein Gewinn.
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