Weinlieferant muss auf allen Absatzkanälen aktiv sein
Trend geht zu Weinen mit Spiel und Rasse
Kappelrodeck/Sasbachwalden (dh). "Vor 20 Jahren befand ich mich in der Ausbildung zum Winzer in Durbach. Damals legten wir viel Wert auf sehr hohe Traubenreife, also Weine mit tendenziell mehr Alkohol und mehr Volumen", erinnert sich Marco Köninger, Chef des Winzerkellers Hex vom Dasenstein in Kappelrodeck. Doch seit 1997, dem Geburtsjahr des Guller, hat sich im Weinbau und in der Kellerwirtschaft einiges verändert. "Heute geht der Trend eher hin zu filigraneren Weinen mit viel Spiel und Rasse, mit Fruchtigkeit und Eleganz. Die Zeit der übermäßig hohen Alkoholgehalte scheint vorbei zu sein. Diese Entwicklung beobachten Köninger und sein Team vor allem beim Weißwein, aber auch immer mehr beim Rotwein.
Auch beim Ausbau der Weine hat sich im Vergleich zu vor 20 Jahren viel verändert. Heute werden die Weißweine noch kühler vergoren als damals. "Vor 20 Jahren kam die gekühlte Gärung erst so richtig in die Weinkeller und man musste erst lernen, damit umzugehen. Die Vorteile dieser Ausbautechnik stellen heute die feinfruchtigen, eleganten Weine unserer Region immer wieder unter Beweiß", so Köninger. Im Rotweinbereich erlebe aktuell das große Holzfass eine Renaissance. "Bei uns im Hause wurde durch unsere Vorgänger zum Glück der Holzfasskeller komplett erhalten, was für unsere Weine heute ein Segen ist", freut sich der Weinfachmann. "Die Ertragskontrolle und die naturnahe Bearbeitung ist das A und O in den Reben. Das haben unsere Winzer erkannt und sie haben heute die Gratwanderung zwischen wirtschaftlichen Erträgen und qualitätsorientiertem Weinbau sehr, sehr gut im Griff."
Erinnert sich Michael Falk, Verwaltungsleiter der Alde Gott Winzer eG in Sasbachwalden, an den Weinmarkt im Jahr 1997, so kommt ihm vor allem eines in den Sinn: "Vor 20 Jahren war Rotwein, insbesondere Spätburgunder Rotwein, sehr gefragt." Das habe sich verändert, denn "aktuell sehen wir einen Trend in Richtung weiße Rebsorten, insbesondere zu Weiß- und Grauburgunder." Im Keller der Alde Gott Winzer eG setze man weiter, wie vor 20 Jahren, auf bewährte Ausbautechniken. Doch auch hier ist die Zeit nicht stehengeblieben "Neu ist, dass wir heute die Weißweine kühler vergären und länger auf der Feinhefe reifen lassen", so Michael Falk über den Wandel im Keller. Eine neue Dimension hat sich seit 1997 bei der Ortenauer Genossenschaft Alde Gott Winzer eG im Marketingbereich aufgetan. "Heute muss man als Lieferant auf allen Absatzkanälen aktiv sein. Hier spiegelt sich insbesondere der Wandel in den Einkaufsgewohnheiten des Verbrauchers wieder. Die Ansprache der Verbraucher erfolgt zwischenzeitlich über verschiedene Kanäle – sei es im Lebensmittelhandel, durch Werbeausschanke oder durch einen professionellen Internetauftritt bis hin zu Veranstaltungen der Genossenschaft", berichtet Michael Falk. Wichtig sei im Marketing auch die strategische Positionierung der Genossenschaft. "Hier stellt sich die Frage: Bedient man alle Märkte und stellt für jede wesentliche Kundengruppe eigene Sortimentslinien zur Verfügung oder fokussiert man sich auf einen Auftritt und stellt dabei seine Besonderheit hervor."
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