Wald "klimafit" machen
Naturschutz als zentrales Thema der Begehung
Kappelrodeck (st) Großes Interesse bestand an der der offiziellen Waldbegehung, zu der Bürgermeister Stefan Hattenbach eingeladen hatte. In deren Mittelpunkt stand der Naturschutz und Klimafolgenanpassung.
„Klimaschützer, Wasserspeicher, Rohstofflieferant - diese und viele weitere Funktionen hat der Gemeindewald“, so Hattenbach einleitend. Exemplarisch wurden einige Naturschutz-Projekte im 320 Hektar großen Gemeindewald unter die Lupe genommen. Revierleiter Theo Blaich und Yvonne Bierer vom Amt für Waldwirtschaft erläuterten dabei den interessierten Gemeinde- und Ortschaftsräten, Jagdpächtern und Vertretern der Waldjugend Kappelrodeck, wie im laufenden Forstbetrieb und ohne eine Entschädigung die Gemeinde Naturschutz betreibt. Hattenbach unterstrich sein Anliegen dies fortzuführen und darüber hinaus ein Ökokonto für die Gemeinde Kappelrodeck einzurichten- auch um, Ausgleichsmöglichkeiten für eigene Infrastrukturprojekte der sich dynamisch entwickelnden Gemeinde zu generieren. Eine Ökokonto-Fläche, die bereits entsprechend genutzt wird, konnten die Teilnehmer dabei persönlich in Augenschein nehmen.
Wald "klimafit" machen
Ein weiteres Anliegen sei es ihm, den Wald „klimafit“ zu machen, gegebenenfalls auch durch Baumarten mit Migrationshintergrund. „Wir kommen um eine Klimafolgenanpassung nicht herum. Wenn sich beispielsweise durch Kalamitäten auf geeigneten Flächen die Chance bietet, sollten wir bedacht und behutsam entsprechende Weiterentwicklungen betreiben, und wenn es nur als Versuch ist“, so Hattenbach. Gleichwohl gelte der Grundsatz, die Natur als besten Ratgeber auch einmal „machen zu lassen“, auch wenn ein „unaufgeräumter Eindruck“ dem ästhetischen Empfinden und Ordnungsbedürfnis widerspricht.“ In Zeiten höchster Waldbrandgefahr und einer Hitze- und Trockenheitswelle ein Thema, das aktueller nicht sein könnte und unter den Teilnehmern intensiv diskutiert wurde. Kappelrodeck gelingt es dabei nach wie vor, seine Wälder zu zertifizieren- und das bis dato ausschließlich mit Naturverjüngung. Monokulturen sind tabu: Insgesamt hat Kappelrodeck im regionalen Vergleich einen überdurchschnittlich ausgeprägten Mischwald, der mit einem Anteil von 30 Prozent Douglasien aber auch eine nachhaltige Bewirtschaftung erlaubt.
Angesprochen wurde auch das Thema Holz als regionalem, nachhaltigen und regenerativen Brennstoff. Der Gemeinderat hatte hierfür jüngst einstimmig eine Resolution verfasst und an Bundestagsabgeordnete adressiert. „Ihre Initiative ist zu begrüßen und war letztlich vielleicht auch ein Beitrag zum Erfolg, der sich nun einstellt“, dankte Revierleiter Theo Blaich. Der Entwurf des Gebäudeenergiegesetz soll dahingehend geändert werden. „Wer die Ortenauer Wälder kennt, der weiß, dass Brennholz und die thermische Verwertung von Hackschnitzeln und Spänen hierbei oft nur Nebenprodukt ist, aber dennoch unverzichtbar. Nachhaltigkeit ist hier jahrhundertealte Tradition und gelebtes Bekenntnis, einen Raubbau wie andernorts gab und gibt es nicht. Die augenscheinliche Entfremdung von Parlamenten zur Lebenswirklichkeit der Bürgergesellschaften vor Ort, ist bisweilen zum Erschaudern. Wir werden weiterhin laut werden, wenn es erforderlich ist“, so Hattenbach abschließend.
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