Nachgefragt in Kappel-Grafenhausen
Wo drückt der Schuh, Herr Bürgermeister Jochen Paleit?
Kappel-Grafenhausen (ds). "Uns geht es wirklich gut, wir haben das Glück gestalten zu dürfen", freut sich Bürgermeister Jochen Paleit und beantwortet beim Besuch der Stadtanzeiger-Redaktion im Rathaus von Kappel-Grafenhausen die Frage, wo denn der Schuh in der Gemeinde drücke, ganz spontan: "Wir müssen uns einen Größeren kaufen, weil wir ständig wachsen."
So ist die Gemeinde beispielsweise in den vergangenen zehn Jahren seiner Amtszeit von 4.700 auf über 5.000 Einwohner gewachsen. "Dem tragen wir zum einen Rechnung mit dem Bau neuer Kindergärten", berichtet Paleit. So wurde etwa im alten Schulgebäude im April eine neue Gruppe eröffnet. In Planung ist – ebenfalls in Kappel – ein Neubau für einen drei- bis fünfgruppigen Kindergarten. Im kommenden Jahr soll mit dem Bau begonnen werden. Neben der gesicherten Grundschule in jedem Ortsteil ist die Gemeinde stolz darauf, dass mit dem Neu- und Ausbau an der Ferdinand-Ruska Schule für die nun schon seit zwei Jahren bestehende Gemeinschaftsschule Kappel-Grafenhausen-Rust begonnen wird, so Bürgermeister Paleit.
Mit dem stetigen Wachstum der Gemeinde muss auch die Wasserversorgung Schritt halten. So baut man zusammen mit Rust, Ringsheim und Ettenheim neue Brunnen "mit dem Ziel, nach wie vor gutes und kostengünstiges Wasser anbieten zu können". Das Klärwerk wurde erst vor kurzem für acht Millionen Euro erweitert und im Zuge der neuen Ortsdurchfahrt von Grafenhausen wurden dort die Kanäle saniert. Im April wurde die neue Ortsdurchfahrt eröffnet, drei Jahre lang dauerten die fünf Millionen Euro teuren Bauarbeiten.
Erst vor wenigen Tagen wurde die Gemeinde für ihr Projekt "Wilde Weiden" im Taubergießen mit dem Deutschen Landschaftspflegepreis ausgezeichnet. "Hier leben seit vier Jahren wilde Rinder und Pferde auf 100 Hektar Fläche und sorgen ganz ohne Einfluss des Menschen für eine maßgebliche Veränderung der Landschaft", erläutert Paleit. Recht schnell konnte die Ansiedlung einiger ausgestorbenen Arten nachgewiesen werden. Ein weiterer Pluspunkt: Mit den "Wilden Weiden" generiert die Gemeinde Ökopunkte, eine Art Währung, mit der sich Umweltsünden ausgleichen lassen. "Wir haben hier aktuell 5,6 Millionen Ökopunkte angesammelt", so Jochen Paleit. Diese hat die Gemeinde in Teilen pro Punkt für 1,20 Euro ans Land für den Autobahnausbau verkauft. "Es ist fantastisch, mit einem Naturschutzprojekt Gelder zu erschaffen, mit denen wir beispielsweise dann Kindergärten bauen können", freut sich Paleit.
Vergangene Woche gab es Lob für ein weiteres Projekt, an dem die Gemeinde Kappel-Grafenhausen beteiligt ist: der Rückhalteraum Elzmündung. Umweltminister Franz Untersteller und Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer waren gekommen, um das Einlassbauwerk offiziell einzuweihen (wir berichteten). "Von diesem Hochwasserschutzprojekt haben wir vor Ort nichts. Wir tun das, um Städte wie Karlsruhe oder Mannheim vor Hochwasser zu schützen. In unserer Unterstützung sehe ich eine moralische Verpflichtung", betont Paleit, der sich zusammen mit seinem Gemeinderat zur konstruktiven Unterstützung des Projekts entschieden hat, statt gerichtlich dagegen vorzugehen. "Nach der Fertigstellung des Projekts 2020 muss weiter sichergestellt sein, dass das Grundwasser nicht steigt, dass das Trinkwasser in Ordnung bleibt und dass das Naturschutzgebiet nicht leidet", betont er.
Nicht dieser Tragweite, aber dennoch von großer Bedeutung ist der aktuell laufende Breitbandausbau in der Doppelgemeinde: 100 Megabit werden ab Ende des Jahres in jedem Haushalt verfügbar sein.
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