Revierleiter Bernhard Göppert klagt über Ölfässer, Sofas und Fernseher
Umweltsünder machen aus Wäldern Mülldeponien

Bernhard Göppert in einer naturbelassenen Mülldeponie  | Foto: mam

Ettenheim/Kappel-Grafenhausen (mam). Dreckspatzen nutzen vermehrt ein besonderes Refugium an Waldwegen, allerdings nicht als Biotop für die gefiederten kleinen Freunde. Es handelt sich nämlich um besonders schräge zweibeinige, motorisierte "Vögel", die ihren Haus- und Sondermüll vermehrt in den Wäldern ablegen.

Als ob Kappel-Grafenhausens Revierleiter Bernhard Göppert in seinem Distrikt nicht genug mit Baumwirtschaft, Naturschutz, Landschaftspflege und Betreuung von Jagdbetrieb und Erholungseinrichtungen zu tun hätte: Längst musste er sich unfreiwillig auch zum Abfallexperten entwickeln. Es sind regelrechte kleine Mülldeponien geworden, die sich insbesondere an der Landesstraße vom Streitberg Richtung Ettenheimmünster entwickelt haben. Dort, wo Kappeler und Grafenhausener Bergwälder liegen, fahren vorzugsweise nächtens Umweltsünder gezielt an, um ihren Müll zumeist auch noch schwer einsichtige Hänge hinunter in den Wald zu kippen. Da kullern auch Matratzen, Elektrogeräte, Altreifen oder viel Plastikmüll die Abhänge hinunter und sind schwer, zum Teil nur mit Seilwinden, wieder zurück zu holen.

Noch schlimmer wirken sich kriminelle Taten aus, wie im rheinnahen Ellenbogenwald. Da wurden an gleich drei Stellen zahlreiche Altölfässer „vergessen“ – eines davon ist dazu umgekippt und ausgelaufen.

Göppert ist zornig. Schließlich gibt es überall offizielle Sammelstellen und Mülldeponien. Welchen Schaden die Umweltsünder damit anrichten, ganz zu schweigen von erheblichem Aufwand der Beseitigung auf Kosten der Allgemeinheit, kümmert sie nicht, klagt er. Öfter versucht auch die Polizei, Dreckspatzen auf die Spur zu kommen, allerdings mit bescheidenen Ergebnissen. Etwa nach dem Auffinden von hoch krebserregenden alten Eternitplatten mitten im Wald.

Damit nicht genug. Just am Streitberg-Wald gehört es zum schlechten Ton, aus dem fahrenden Auto heraus Plastikabfälle aus dem Fenster zu werfen, oft Verpackungsreste von Fastfood-Unternehmen, aber auch Flaschen, deren Scherben in trockenen Zeiten brennglaswirkend für die Entstehung von Waldbränden sorgen können. Selbst Wanderer und Radfahrer werfen gelegentlich allerlei Unrat von sich und an den vier Waldhütten in Göpperts Revieren muss nach nächtlichen Feiern immer wieder viel Leergut und mehr eingesammelt werden.

Alle zwei Jahre läuft auch bei Göppert im Revier die ortenauweite „Kreisputzete“, und, wie in anderen Gemeinden auch, darüberhinaus sogar noch öfter vor Ort, mit bis zu 350 freiwilligen Helfern pro Einsatz. Jährlich kommen so bis zu vier volle landwirtschaftliche Anhängerladungen zusammen. Sogar altes Spielzeug wird im Wald entsorgt, oder grundwassergefährdende Batterien sogar an Bachläufen. Das macht Göppert richtig sauer: „Der Wald soll doch nebenher auch Naherholungsgebiet bleiben und nicht derart versaut werden.“

Auch Göpperts Forstkollegen haben ähnliche Probleme: Der Trend zur Waldvermüllung nimmt überall zu, besonders an Landesstraßen. Die Aufklärungsquote ist nicht hoch. Doch in wichtigen Fällen dürfen Umweltsünder trotz nächtlicher Aktionen noch zittern, etwa der „Altöl-Lieferant“ vom Kappeler Ellenbogenwald. Dann wird es für solche Dreckspatzen wenigstens teuer.

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