Ehrenbürger Walter Batt blickt auf die Ereignisse in Kappel-Grafenhausen zurück
Es ist ganz schön viel passiert in 20 Jahren
Kappel-Grafenhausen (st/ds). Vieles ist in den vergangenen 20 Jahren in Kappel-Grafenhausen gleich geblieben: Im Frühjahr erfreuen sich Einheimische und Gäste weiterhin an der Blütenpracht der Streuobstwiesen. Im Sommer locken an knallheißen Hitzetagen immer noch die Badeseen, im Herbst genießt man das herrlich bunte Laub der Wälder und im Winter gibt es immer noch hin und wieder vereiste Straßen. In Kappel wird wie vor 20 Jahren auch im Juli das Dorffest gefeiert, die beiden Fußballvereine sind in der Tabelle immer noch mal weiter unten und mal weiter oben zu finden, die beiden Musikkapellen präsentieren sich weiterhin mit anspruchsvollen Konzerten, die Narrenzünfte sind auch heute für ihr tollen Auftritte und Umzüge bekannt und viele weitere Vereine gehören mit ihren regelmäßigen Jahresterminen zum festen Bestand der zweiteiligen Gemeinde.
Was aber ist in Kappel-Grafenhausen anders geworden in 20 Jahren? Diese Frage stellt sich Walter Batt, Verfasser dieser Zeilen und seit 2015 Ehrenbürger der Gemeinde. Er setzte sich wie kein anderer über Jahrzehnte hinweg ehrenamtlich und kommunalpolitisch ein. So ist auf vielen Flächen, wo Obstbäume standen und Mais, Getreide oder Tabak angebaut wurde, davon nichts mehr zu sehen. Im Großoberfeld und im Obergarten leben auf diesen Flächen nun schon jahrelang Familien in ihren Häusern im jeweiligen Neubaugebiet. Am Westrand von Grafenhausen wurden an einer solchen Stelle nach jahrelangen Überlegungen und Verhandlungen im Jahr 2001 der Bauhof und später daneben das gemeinsame Feuerwehrgerätehaus installiert und zeigen sich heute als gelungene Einheit. Zur Finanzierung war übrigens vor 20 Jahren der Verkauf vom gemeindlichen Meyerhofareal in der Kirchstraße angedacht, das aber auch heute immer noch im Gemeindebesitz ist. An der Ecke Wald- und Kirchstraße fand vor genau 20 Jahren der erste Spatenstich für die seither gut frequentierte Seniorenwohnanlage mit 25 Wohneinheiten und der Betreuung durch den Förderverein Betreutes Wohnen St. Jakobus statt. In Kappel benötigte die Gemeinde mehr Kindergartenplätze und plante schon 1997 den zwei Jahre später im Gebiet Obergarten II erbauten Kindergarten Regenbogen. Die in beiden Ortsteilen seit Jahrzehnten bestehende Hauptschule wurde im Zuge der Bildungsreform zuerst Werkrealschule und dann durch die Gemeinschaftsschule in Grafenhausen abgelöst. Dank guter Landeszuschüsse konnten am Ortseingang von Grafenhausen über 40 weitere Pendlerparkplätze auf der grünen Wiese erstellt werden. Der 1997 noch gewaltige Autoverkehr durch die beiden Ortsteile ist in diesen zwei Jahrzehnten viel weniger geworden, hat doch der Europa-Park im Jahr 2002 seine eigenen Autobahnausfahrt erhalten.
Vor 20 Jahren gründete sich in der Doppelgemeinde ein Arbeitskreis Touristik, der später zu einem Verein wurde, sich aber vor einigen Jahren wieder auflöste, weil Führungspersonal fehlte. Aufgelöst haben sich aus Nachwuchsmangel auch die beiden Gesangvereine, die viel Tradition in der Gemeinde verkörpert hatten. Die beiden katholischen Kirchenchöre haben fusioniert und leisten damit weiterhin einen wertvollen Beitrag am kulturellen Leben in der Gemeinde. Auch die Volksbank hat den Standort Grafenhausen aufgegeben und ist nur noch in Kappel vor Ort. Als neue Vereinigung hat sich der Arbeitskreis Historie gebildet, der mit vielen Aktionen die Erinnerung an vergangene Zeiten wachhalten will. In großem Stil feierte man im Ortsteil Grafenhausen im Jahr 2011 die urkundliche Ersterwähnung vor 900 Jahren. Im Jahr 2019 wird Kappel zum 800. Geburtstag einladen. In Grafenhausen hatte die Gemeindeverwaltung ernsthafte Gespräche mit Kaufinteressenten für das Lehrerwohnhaus, das abgestoßen werden sollte. Auf Intervention der Schulleitung wurde das Haus behalten und das Erdgeschoss für schulische Zwecke umgebaut. In diesem Jahr wurde das Haus nun sogar großzügig ausgebaut, um für Flüchtlinge Wohnraum zu schaffen. In Kappel errichtete vor 20 Jahren der gemeindeeigene Bauhof für Fußgänger und Radfahrer eine neue Brücke über den Elzhochwasserumleitungskanal.
Ende 1997 verkündete Bürgermeister Raimund Halter in seiner letzten Gemeinderatssitzung, dass er nach 24 Dienstjahren abtreten werde. Sein Nachfolger war Armin Klausmann, der vom derzeitigen Gemeindeoberhaupt Jochen Paleit abgelöst wurde. Die Gemeinde zählte zum Jahresbeginn 1997 exakt 4.475 Einwohner und ist in 20 Jahren auf 5.080 Einwohner angewachsen. Das aktuelle Jahr 2017 ist hauptsächlich geprägt von den umfangreichen und kostenintensiven Arbeiten zum Umbau der Ortsdurchfahrt Kappel-Grafenhausen und zur Erschließung des neuen Baugebiets im Hubfeld.
Es ist viel passiert in den vergangenen 20 Jahren, manches aber auch einfach stehen geblieben: Der Gemeinde war 1997 versprochen worden, ein unbewohntes und vor allem verwahrlostes Eckgasthaus einer gründlichen Renovierung zu unterziehen. Es ist aber noch heute, im Jahr 2017, unbewohnt und unrenoviert.
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