Angedacht: Kornelius Gölz
Herausforderungen des Tages mit Liebe angehen
„Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark – alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!“, sagt mir meine Frau ins Ohr. Laut und deutlich. Es ist früh am Morgen und noch dunkel. „Wacht!“ Am liebsten würde ich mich noch einmal umdrehen. Doch meine Frau hat wie meistens Recht. Höchste Zeit, aufzustehen!
„Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark"
Zu den Aufgaben des Tages kommt heute noch unser Hochzeitstag dazu. Vor vielen Jahren haben wir dies als Trauspruch mit auf den Ehe-Weg bekommen: „Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark – alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!“ (1. Korintherbrief 16,13.14). Aus der Traupredigt von 1993 ist mir noch hängengeblieben: Menschen, denen Liebe und Glauben wichtig sind, müssen auch mal ausruhen und schlafen.
Im Rückblick hatte unser Traupfarrer Rolf Huss Recht: Es war jedenfalls weniger meine Wachsamkeit und Standhaftigkeit oder unser Mut und unsere Stärke, die dazu geführt haben, dass wir nach all den Jahren immer noch gerne miteinander aufstehen. Es erscheint mir eher wie ein unverdientes Geschenk, wie eine überraschende Gnade.
So wie dieser im Südwesten Deutschlands unglaublich schöne Spätsommer, wie die nahezu perfekte Weinernte, wie die in unserer Region noch erstaunlich grünen Wälder und die verglichen mit dem Rest der Welt geringen Infektionszahlen in der Ortenau. Ich zähle auch die vernünftig ausbalancierten und stabilen Entscheidungsprozesse hier zu dem, wofür ich einfach dankbar bin. Dass sich auch in unserem Teil der Welt sowohl 26- als auch 78-Jährige bereit finden, Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen.
Mit Dank im Herzen fällt es leicht, wachsam und standhaft zu sein und die Herausforderungen des Tages mit Liebe anzugehen – in Vorfreude auf den gemeinsamen Tagesausklang.
Pfarrer Kornelius Gölz, evangelische Gemeinde Diersburg
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