Karwoche und Ostern werden mit ganz eigenen Traditionen gefeiert und gepflegt
Prozessionen, Lämmle backen und nasser Montag
Hausach (cao). Ostern wird im christlichen Glauben als kirchliches Hochfest mit der Auferstehung Jesu gefeiert. Dass ein Hase die Ostereier bringt, Osterfeuer entzündet und Osterlämmer geschlachtet werden, gehört zu den hiesigen Bräuchen. Doch wie sieht es in anderen Ländern aus? Wie wird dort Ostern gefeiert und welche besonderen Bräuche werden zelebriert? Der Stadtanzeiger hat eine Spanierin, eine Polin und einen Deutschen, der als italienischer Franzose im Elsass aufgewachsen ist, befragt. Alle drei leben in Hausach.
Im spanischen Andalusien spielt die Karwoche eine zentrale Rolle vor dem Osterfest. In der Semana Santa – heilige Woche – säumen Menschenmassen die Straßen, wenn eine der vielen Prozessionen von Palmsonntag bis Ostersonntag vorbeizieht.
Vermummt in Kapuze und Gewand tragen die Hermandades (Bruderschaften) eine blumengeschmückte Jesus-, Maria- oder Heiligen-Statue durch die Straßen und erinnern an den Kreuzweg Christi. Clotilde Oliver Domiguez de Agüera erinnert sich noch gut an ihre Jugendzeit in Málaga, wo Karwoche und Ostern als mit die wichtigsten religiösen Feste des Jahres gefeiert wurden. Der traditionelle Saeta-Bittgesang sei sehr beeindruckend und besonders schön die Jungfrau Rocío. "Nuestra Señora del Rocío ist die Braut Málagas", erklärt sie.
"Wir hatten keinen festen, reservierten Platz als Zuschauer, deshalb rannten wir von Straße zu Straße, immer dahin wo die Prozession gerade durchlief", berichtet die Andalusierin.
Am Domingo de Ramos (Ostersonntag) ziehen dann die Teilnehmer aller Prozessionen den ganzen Tag durch die Straßen. "Als Zuschauer wird man dabei richtig emotional", berichtet sie von dem beeindruckenden Spektakel. Auch an das leckere, frittierte Ostergebäck Torija erinnert sie sich gerne zurück, das ihre Mutter am Ostersonntag auftischte.
Mit kirchlichen Feiern werden die Karwoche und Ostern auch in Polen begangen. "Es gibt kein Fleisch, nur Fisch", erzählt Mariola Baumann. Selbstgemachte Palmen werden am Palmsonntag geweiht.
Am Ostersonntag werden in einem Körbchen Wurst, Butter, Salz, Peffer und Eier in der Kirche gebracht, vom Pfarrer gesegnet und später geteilt. "Dann kommt die ganze Familie zusammen, frühstückt gemeinsam, wünscht sich alles Gute und es gibt auch wieder Fleisch", berichtet die Polin. Ähnlich wie in hiesiger Region suchen auch die Kinder in Polen nach den vom Osterhasen versteckten Körbchen, die mit Süßigkeiten gefüllt sind.
Lachend erinnert sie sich an den ganz besonderen Ostermontags-Brauch "Smigus-Dyngus" aus ihrer Heimat, einer Stadt nahe Danzig. Auch in ganz Schlesien wird er aufrechterhalten, berichtet sie. Unverheiratete Männer suchen sich am "Lany poniedziałek", dem "nassen Montag", schon in der Frühe ein hübsch herausgeputztes Mädchen aus, das ihnen besonders gut gefällt, und überschütten es mit Wasser. "Früher waren das richtige Wassereimer voll, die über die Mädchen gegossen wurden, heute sind es nur noch ein paar Tropfen, um die Tradition zu wahren", erklärt Mariola Baumann.
Serge Belotti erinnert sich vor allem an das gute Essen über die Ostertage. "Die ganze Familie kam zusammen und es drehte sich an Ostern alles ums Essen", berichtet er. Als gebürtiger Italiener wuchs Serge Belotti in Straßburg auf.
Gebackenes Lämmle und Elsässer Guggelhupf gehörten zum Ostermenü, genauso wie das Lamm mit Polenta oder Kartoffeln. "Mal gab es auch Hase oder Zicklein, das Osteressen war immer etwas Besonderes", blickt er zurück.
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